Die Krieger der Königin: Falkenherz
Moment später bewegten sie sich gemeinsam, Fleisch an Fleisch, Lust verbunden mit Lust, bis keiner von ihnen sich mehr sicher war, wo der eine aufhörte und der andere begann, sowohl körperlich als auch seelisch. Bald schon drückte Ril Lizzy weinend an sich – oder sie weinte oder vielleicht auch beide –, und sie umklammerten einander, bewegten sich, tanzten in einem Feuer, von dem sie nicht gewusst hatten, dass sie es empfinden konnten und das sie nie wieder mit jemand anderem erleben wollten. Ril gehörte
ihr.
Er war ihr Krieger, ihr Liebhaber, und sie war seine Verbindung in dieser Welt und der Grund, warum er gekommen war … und sie war auch der Grund dafür, dass er überlebt hatte und geblieben war. All das für sie, immer für sie – und ihre Feier dieser Tatsache war erlesen. Die Lust explodierte in ihnen und trug sie an einen höheren, wundervolleren Ort, den sie allein niemals hätten erreichen können.
Zwo beobachtete Lizzys Nische mit größerer Aufmerksamkeit, als er sie normalerweise bei anderen Kriegern zeigte, die Sex hatten. Aber dieser Krieger, gebrochen und eingeschränkt wie er war, trug das Muster dieses Mädchens tief an ihre Seele gebunden, und Zwos Neid auf die beiden kochte fast als Wut in ihm. Und die Tatsache, dass der Neuankömmling auch noch das Muster einer
Königin
in sich trug, schürte seinen Zorn noch zusätzlich.
Er liebte Eapha, das tat Zwo wirklich, liebte sie, seitdem er sie zum ersten Mal aus Langeweile in eine der Nischen geschleppt und sie aus Versehen gekitzelt hatte, so dass sie kicherte. Das hatte ihn so verzaubert, dass er sie gleich noch einmal gekitzelt hatte. Sie hatte ihm ein Kissen über den Kopf gezogen. Von diesem Moment an hatte er gewusst, dass er verloren war, und trotzdem teilten sie kein Band; die Muster in ihm gehörten zu Männern, und seine Verehrung von Eapha konnte nur körperlich sein. Dieser Neuankömmling liebte seine Dame bis in ihre Seele – und so beobachtete Zwo die beiden, wie alle anderen Krieger im Harem, mit Wut und Begehren, aber gleichzeitig bewachte er sie auch, und sei es nur, damit er weiter das Vergnügen des Paares fühlen und träumen konnte.
An einem anderen Ort stand Leon am Ausgang der Gasse, seinen Mantel über den Kopf gezogen, während ihm rußgeschwärzter Staub in die Augen tropfte. Er starrte ins Leere und ein Lächeln spielte um seine Lippen.
Sein Krieger war noch am Leben.
Rashala wandte sich von dem Guckloch in den Harem ab, runzelte die Stirn und rieb sich die Hände. Wie sie erwartet hatte, hatte die gelbhaarige fremde Sklavin sofort den neuen Krieger aufgesucht.
Normalerweise hätte sie das gestört. Krieger konnten selbst ihren Meistern gegenüber gefährlich werden, wenn sie sich zu sehr an eine bestimmte Frau anschlossen und in der Geschichte des Königreichs hatten Dutzende Krieger aus genau diesem Grund vernichtet werden müssen. Melorta neben ihr runzelte die Stirn und schlug mit ihrem Knüppel gegen ihr Bein, aber Rashala warf ihr einen kurzen Blick zu und schüttelte den Kopf. Dieses Mal, entschied sie, war die Situation zu ihrem Vorteil.
Da sein Meister immer noch frei war, war dieser Krieger unberechenbar. Er war schwach und unfähig, die Gestalt zu wechseln, aber trotzdem war es ihm gelungen, Neunundachtzig zu töten und ein sehr großes Loch in eine fast einen Meter dicke Steinmauer zu sprengen. Er könnte den gesamten Harem vernichten. Rashala gefiel das nicht. Hätte der Kaiser nicht eine seiner Launen gehabt, hätte sie die Kreatur vernichten lassen. Stattdessen hatte sie einen Befehl erhalten: Sie sollte ihn binden und sofort zum Kaiser bringen, obwohl sein eigentlicher Meister immer noch auf freiem Fuß war.
So etwas war noch nie geschehen, also wusste nicht einmal Rashala, was es bedeutete, wenn ein Krieger von zwei verschiedenen Männern Befehle empfangen konnte. Gewöhnlich sahen sie ihren Meister nur ein Mal, nachdem sie gebunden und bevor sie in die Gilden geschickt wurden, denen sie dienten. Das geschah, sobald sie angewiesen worden waren, bestimmten Leuten zu gehorchen – so wie den Meistern der Arena oder dem Kaiser und vielleicht bestimmten Wärterinnen –, und man ihnen die Hierarchie derjenigen erklärt hatte, denen sie gehorchten. Diese Hierarchie war sehr streng, und nur der Kaiser konnte jeden Befehl geben. Wärter konnten zum Beispiel keinem Krieger den Befehl zum Angriff geben. Keine Sylphe hatte
jemals
zwei Meister besessen, die zur selben Zeit mit ihr
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