Die Krieger der Königin: Falkenherz
herum und schlug ihn. »Warum hast du ihm nicht geholfen!«, schrie sie, obwohl es für ihn keine Möglichkeit gegeben hatte, das zu tun. Einen Moment später war Eapha da, und Lizzy warf sich schluchzend in die Arme ihrer Freundin. Sie konnte nichts anderes tun.
Ril wurde den Flur vor dem Harem entlanggezerrt. Er kämpfte bei jedem Schritt, aber er hatte viel von seiner ursprünglichen Stärke verloren, und es gab zu viele Wachen. Aber er schrie sie an und fluchte … und auch das hatte nicht mehr Auswirkungen als seine Versuche, sich zu befreien.
Außer, Leons Aufmerksamkeit zu wecken. Nach mehr als zwanzig Jahren war die Verbindung mit dem Mann stark, und Ril konnte seine Sorge in seinem Kopf fühlen. Mehr gab es nicht – er war kein Telepath –, aber trotzdem zog Ril Stärke aus der Sorge seines Meisters, während er gleichzeitig all die schöne Energie verschwendete, mit der er aufgewacht war.
Den Flur entlang, durch einen anderen Raum hindurch, dann durch einen weiteren Korridor und durch weitere Türen erreichten sie schließlich einen riesigen Raum, der noch größer war als der Harem. Er war vom Boden bis zur Decke gefüllt mit über einem Dutzend Ebenen von Käfigen, Stegen und Treppen, und Ril hielt tatsächlich für einen Moment in seinem Kämpfen inne, um sich erstaunt umzusehen. Männer und Frauen füllten diese Käfige, leere, unglückliche Leute, die kaum aufsahen, als er vorbeigeschleppt wurde. Es gab Tausende von ihnen, und ihre Gefühle belasteten ihn. Und obwohl der Boden gereinigt war, roch doch der gesamte Raum nach Schweiß und Verzweiflung.
Es gab auch Sylphen – aller Art. Sie flackerten hier und dort und hielten vor bestimmten Zellen an, um die Energie der Leute darin zu trinken. Es gab auch Krieger. Ril beobachtete, wie sie sich von Männern ernährten, die nicht aufsahen und sicherlich nicht sprachen. Nein, die einzige Stimme hier war seine, und er schrie seinen Widerstand hinaus.
»Was ist das hier?«, flüsterte er schließlich.
Von der kahlen Frau an der Spitze der Prozession bekam er keine Antwort, und mit plötzlicher Klarheit erkannte Ril, dass er auch niemals eine Antwort erhalten würde. Für sie war er kein intelligenzbegabtes Wesen. Sie würde immer nur dann mit ihm sprechen, wenn sie einen Befehl zu übermitteln hatte. Er fluchte und versuchte erneut verzweifelt, sich zu befreien, damit er gegen sie und alle anderen kämpfen konnte. Aber sie war eine Frau. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, sie zu verletzen – und Lizzys Befehl hatte ihn behindert, als er noch einen Chance gehabt hatte. Die Krieger, die ihn hielten, hatten inzwischen ihre Schilde gehoben. Jeder Energiestoß, den er abschoss, würde aufgehalten werden.
Sie zerrten ihn Gänge entlang und durch Stockwerke voller Käfige. Die menschlichen Gefangenen sahen ihnen nach. Ihre Körper waren schmal von mangelnder Bewegung, ihre Haare lang und wirr. Sie waren sauber, aber still.
Hinter den Verschlägen folgte eine weitere Tür, und diese führte zu einem kleineren Raum, der immer noch mehr als hundert Schritte lang war. Ril sah den blutbefleckten Altar in seiner Mitte und versteifte sich, als er an einen anderen Altar denken musste. Er hatte ihn gesehen, als er das Tor in diese Welt durchschritten hatte, angezogen von der Energie einer Frau, von der er nicht ahnte, dass sie bald getötet werden würde. Leon hatte sie umgebracht und so schnell zugestochen, dass sie tot war, bevor sie etwas bemerkte und bevor Ril auch nur verstehen konnte, dass sie in Gefahr schwebte. Schließlich hatte er seinem Meister diese Tat verziehen, aber sie sprachen immer noch nicht darüber. Ril wollte nicht, und Leon, zumindest vermutete er das, genauso wenig.
Aber wieder einen Altar zu sehen, einfach so … Er hatte es genossen, nach Yed zu gehen und Gabralina zu retten, hatte es genossen, diese Priester zu töten, die versucht hatten, sie als Köder einzusetzen, um einen Krieger zu fangen. Jetzt allerdings schrie er, bis seine Stimme schrill und unmenschlich klang, aber trotzdem zerrten die Krieger ihn darauf zu.
»Kannst du ihn nicht zum Schweigen bringen?«, fragte ein Mann. Er stand neben dem Altar, war genauso kahl wie Rashala und hatte eine ähnliche Nase. Dann verzog er das Gesicht.
»Du weißt, dass ich das nicht kann, Bruder. Trotzdem …« Sie drehte sich um und zog einen dünnen Schal aus einer Tasche. »Knebelt ihn«, befahl sie einem von Rils Wächtern.
Der Krieger stellte sich hinter Ril. Ril
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