Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
das Gefühl seines Triumphs geschickt hatte. Leon fluchte, und der Krieger blinzelte in seine Richtung, bevor seine Selbstgefälligkeit in sich zusammenfiel und er seiner Geliebten folgte.
Leon drehte sich wieder zu Justin um, ohne zu wissen, was er zu ihm sagen sollte. Er hatte nicht das Gefühl, dass es Worte gab, die irgendetwas besser machen konnten. Justin atmete schwer, und sein Gesicht war vor Wut rot angelaufen.
»Ich hasse ihn«, keuchte der junge Mann. »Ich hasse ihn. Ich hasse ihn.«
»Lass es ziehen, Justin«, drängte Leon. »Bitte. Zu deinem eigenen Besten. Das ist es nicht wert.« Er verstärkte seinen Griff um die Schultern des Jungen.
Justin wandte sich ab und folgte den anderen. Leon wusste, dass Justin allein damit fertig werden musste. Leon konnte im besten Fall nur dafür sorgen, dass Ril ihn nicht mehr verspottete. Wenn es sein musste, würde er es ihm befehlen. Justin verdiente ein wenig Frieden. Er brauchte ihn auch. Der Junge musste herausfinden, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte.
Gabralina war ins Sylphental gekommen, ohne jemals vorher davon gehört zu haben. Sie war weiter südlich geboren worden, im feuchten Königreich von Yed, aber es hatte ihr nichts ausgemacht, so weit nach Norden zu kommen. Hier konnte sie mit ihrem Krieger Wass zusammen sein, und niemand bewarf sie mit Gemüse oder nannte sie Hure und Mörderin, obwohl sie das nicht war. Sie war es wirklich nicht.
Stattdessen mochten die Leute in der Stadt sie und waren freundlich zu ihr. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste Gabralina arbeiten. Sie half der Witwe Blackwell dabei, sich um die Waisenkinder des Tals zu kümmern, während Wass die Stadt bewachte.
Gabralina war als Köder auserkoren worden, um einen Kriegssylph anzulocken, bevor Leon Petrule und Ril sie gerettet und mit dem frisch an sie gebundenen Wass ins Sylphental gebracht hatten. Sie versuchte inzwischen, nicht mehr daran zu denken, genauso wenig wie an die Gründe, aus denen sie dazu verurteilt worden war, zu sterben. Aber an ihre beste Freundin zu Hause dachte sie doch, denn sie vermisste sie selbst jetzt noch. Einmal hatte sie sogar einen Schreiber angeheuert, um ihrer Freundin von ihrem neuen Leben und ihrer neuen Liebe zu erzählen. Sie hatte den Brief in die Post gegeben, die gerade erst damit anfing, das Tal in ihre Route einzubeziehen. Seitdem lief sie jeden Tag an der Post vorbei, um nach einer Antwort zu schauen, wenn sie von ihrer Wohnung zur Arbeit bei der Witwe ging.
Zu ihrer Enttäuschung kam aber nie eine Antwort. Bis Yed war es weit, erinnerte sie sich, und als sie gegangen war, hatte ihre Freundin sich verstecken müssen. Der Brief käme vielleicht nie an, oder es konnten Monate vergehen, bis er gelesen wurde.
Gabralina ging auf dem Bürgersteig von ihrem winzigen unterirdischen Apartment zum Haus der Witwe, die Hände verschränkt. Sie war eine atemberaubend schöne Frau. Ihr Haar war lang und glänzte wie poliertes Gold, ihr Gesicht war rund und makellos, und ihre Augen funkelten verführerisch.
Obwohl sie ein einfaches braunes Kleid trug, blieben Männer stehen, um ihr nachzustarren. Aber keiner von ihnen näherte sich ihr, denn sie trug ein Lederband um den Hals, an dem ein großer steinerner Ring hing. So wie die Krieger die blau-goldene Uniform trugen, um erkennbar zu sein, so trugen die weiblichen Meister diese Kette. Gabralina hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Männer nicht versuchten, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber man hatte ihr erklärt, dass es notwendig war. Wass wäre auf jeden Mann, der sich ihr näherte, unglaublich eifersüchtig, und ein eifersüchtiger Krieger war ein sehr gefährliches Wesen. Die Kette beschützte alle anderen.
Gabralina war sich da nicht so sicher. Wass war wirklich süß und im Bett wunderbar vital, aber er war eigentlich nicht klug genug, um eifersüchtig zu werden. Aber er liebte sie, und Gabralina war unglaublich glücklich, ihn zu haben. Sie war daran gewöhnt, dass Männer ihr sagten, was sie tun sollte, und nicht daran, den Mann stattdessen selbst herumzukommandieren.
Vor ihr machte die Gasse, der sie gefolgt war, eine Kurve zu einem Tor, das zu einem großen Steinhaus führte. Es sah aus, als stünde es schon seit Jahrhunderten dort, aber die Bäume im Garten waren alle klein und jung. Gabralina ging zur Eingangstür und konnte bereits auf ihrem Weg das aufgeregte Schreien von Kindern hören. Als sie die Tür erreichte, flog sie auf, und ein Trio von
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