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Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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froh, dass die Witwe es nicht angesprochen hatte. Sie mochte die Arbeit und brauchte sie auch. Die Witwe gab ihr zu essen, aber sie kaufte ihr keine Kleidung oder andere hübsche Sachen.
    Das Mädchen eilte, einen Korb in der Hand, Richtung Stadt. In dem Korb lagen drei Brotlaibe, die sie gegen Eier eintauschen sollte. Das war eine Abmachung, die sie mit einem Nachbarn getroffen hatte. Gabralina nahm an, dass es besser war, als täglich einen Hühnerstall ausmisten zu müssen.
    Sie erreichte die Hauptstraße und trottete dort weiter, wobei sie sich am Rand hielt, um den Verkehr nicht zu behindern. Es waren nicht viele Karren unterwegs, aber sie konnte sehen, wie eine sechsspännige Reisekutsche auf sie zukam. Sie fuhr an ihr vorbei, und Gabralina wischte sich den Staub aus dem Gesicht, bevor sie sicherstellte, dass nichts davon auf ihr Brot gefallen war.
    Die Kutsche hatte mitten auf der Straße angehalten, und der Kutscher schrie seinen Pferden etwas zu. Gabralina blinzelte, als sie die Kutsche aus Yed sah. Einen Moment später öffnete sich die Tür, und eine Frau beugte sich heraus.
    »Gabby? Bist das du? Ich wusste doch, dass du es bist!«
    Gabralina keuchte, als sie die unauffällige braunhaarige Frau in ihrem tief ausgeschnittenen, roten Kleid erkannte.
    »Sala?«, rief sie. »Sala!«
    Sie ließ den Korb fallen und rannte mit einem glücklichen Lachen los, um ihre älteste, beste Freundin zu umarmen.

3
    R achel hätte nie gedacht, dass sie in der Abenddämmerung ihres Lebens als Lehrerin enden würde. Einst war sie die Frau eines reichen Mannes gewesen, aber nachdem er gestorben war, hatten ihre Söhne das Geschäft übernommen. Für ihre alte Mutter hatte es da keinen Platz mehr gegeben. Früher war sie deswegen verbittert gewesen, aber jetzt nicht mehr. Das Leben war dafür zu kurz und viel zu schön.
    Sie ging davon aus, dass es Sinn machte, Lehrerin zu sein. Für eine Frau ihrer Stellung war sie sehr gebildet, und sie hatte gelernt, geduldig zu sein. Noch wichtiger war, dass ihre Zeit nicht anderweitig vergeben war und sie das Gefühl mochte, gebraucht zu werden.
    Rachel musterte ihre Klasse. Die Kinder waren alle jünger als zehn Jahre, und keines von ihnen war besonders an dem interessiert, was sie ihnen beizubringen versuchte. Trotzdem mussten sie sitzen bleiben. Bis sie mindestens zwölf Jahre alt waren oder bewiesen hatten, dass sie alles wussten, was von ihnen verlangt wurde, mussten alle Kinder zur Schule gehen. Das war allerdings eine Regelung, die es nur in Sylphental gab. Die Kinder waren nicht daran gewöhnt, in einem Klassenzimmer zu sitzen, und liefen ständig herum.
    »Ruhe«, befahl sie und deutete mit ihrem Zeigestab auf die Tafel. »Zwei plus zwei. Wer weiß die Antwort?« Sie sah von einem schweigenden Kind zum nächsten. »Sicherlich erinnert sich einer von euch. Wir haben die ganze letzte Woche daran gearbeitet. Kommt schon.« Sie wartete geduldig. »Wir verlassen den Raum nicht, bevor jemand die Antwort gesagt hat.«
    Oben unter der Decke schimmerte eine Gestalt, und eine Luftsylphe nahm die Form eines durchsichtigen kleinen Mädchens an, um sprechen zu können. »Vier?«, fragte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein rauhes Flüstern.
    »Hervorragend«, lobte Rachel. »Danke, Current.« Die Regelung über die Ausbildung galt genauso für die Sylphen. In mancher Hinsicht waren sie bessere Schüler als die Kinder, in einigen Aspekten waren sie allerdings viel schlimmer. Aber zumindest fieberten sie nicht unruhig der Pause entgegen. Sie klopfte wieder an die Tafel. »Drei plus drei. Irgendwer?«
    Eine Glocke ertönte. Sofort waren die Sylphen verschwunden, die unter der Decke und an den Wänden des Raumes geschwebt hatten, und die Kinder rannten alle Richtung Tür, um sich der Flucht aus dem Klassenzimmer anzuschließen. So viel zum Lernfortschritt. Ruhig legte Rachel ihre Kreide ab und ging, um die Klassenzimmertür zu schließen, durchquerte dann den Raum zum letzten Tisch in der Ecke ganz hinten. Dort ging sie in die Knie, obwohl ihre Gelenke dagegen protestierten, und sah zu dem blauuniformierten Mann auf, der dort saß und sie, die Hände auf dem Tisch gefaltet, anstarrte. Seine Haare waren so blau wie die Uniform, und er sah aus, als wäre er Mitte zwanzig, aber Rachel wusste, dass das nur eine Illusion war.
    »Du hast dich heute nicht am Unterricht beteiligt«, sagte sie sanft. »Warum nicht, Claw?«
    Claw kauerte sich zusammen und zog die Schultern fast bis an die Ohren hoch.

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