Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
unterwegs, und nachts, wenn ihre Meister schliefen, waren hier Hunderte versammelt und genossen die Kameradschaft eines echten Stockes.
Leon musterte seinen Krieger. »Willst du zum Nest gehen?«, fragte er. »Ich komme ohne dich aus.«
Ril schüttelte den Kopf und gähnte wieder. »Nein. Ich schaffe es schon.«
Leon nickte nur, weil er ihn nicht drängen wollte. Sobald das allerdings erledigt war, würde Ril ins Nest gehen. Das war die Kammer, die sich die Krieger neben dem Thronsaal ausgewählt hatten. Dort sammelten sie sich in ihrer natürlichen Form, um sich zu entspannen. Ril schlief dort, denn einer der anderen Krieger konnte ihn in seiner ursprünglichen Form halten, da er ohne diese Unterstützung in Lichtfunken zerfallen wäre. Manchmal musste er seine natürliche Form annehmen und sich ausruhen, aber wann es so weit war, entschied er.
»Hast du schon überlegt, was du tun willst?«, fragte Leon ihn, als sie einen schmaleren Flur entlanggingen, der sie tiefer in den Stock und dann Treppen hinab führte.
»Tun?«
»Mit Lizzy.« Er bemerkte Rils verwirrten Blick und spürte seine plötzliche Unsicherheit. Er hatte immer noch Angst vor Leons Reaktion darauf, dass er seine Tochter liebte. Leon hatte nicht gewusst, dass Ril Lizzy zu einem seiner Meister gemacht hatte, und er hatte es nicht gerade auf schonende Art herausgefunden. Da Ril unfähig war, seinem Meister nicht zu gehorchen, machte er sich immer noch Sorgen, dass Leon seine Meinung ändern und ihm befehlen könnte, sich von Lizzy fernzuhalten.
Leon hatte allerdings nicht die Absicht, etwas in der Art zu tun. Aber es konnte auch nicht so weitergehen wie jetzt.
»Du bist in jeder Hinsicht mit Lizzy verheiratet«, erklärte Leon ihm. »Gewöhnlich ziehen Leute, die geheiratet haben, in ihr eigenes Haus.«
Ril runzelte die Stirn, blinzelte und schaute dann noch grimmiger drein. »Ich will nicht weg.«
Leon lächelte. Er hatte auch kein gesteigertes Interesse daran, Ril gehen zu lassen, obwohl sie trotzdem zusammenarbeiten würden. Der Krieger war nicht allzu scharf auf die Vorstellung, Solies Hofmeister und Privatsekretär zu werden, aber es wäre gut für ihn. Aufgrund seiner Verletzungen konnte Ril nicht die Pflichten eines Kriegssylphen erfüllen, aber trotzdem war er fast unsterblich. Irgendwann würde er seine derzeitigen Meister verlieren, und wenn er die Jahrhunderte bei gesundem Verstand überleben wollte, brauchte er eine Aufgabe. Leon hatte fest vor, ihm eine zu verschaffen.
Er wollte es ihm außerdem so leicht wie möglich machen, in diesem Leben all seine Meister in der Nähe zu haben.
»Du musst nicht ausziehen, aber ich glaube, es wäre eine gute Idee, Lizzy einen Ort zu geben, den sie als ihren eigenen betrachtet. Es wäre gut für euch beide.« Ril musterte Leon misstrauisch. »Wir haben doch diese Scheune am Ende des Gartens, in der wir die Pferde einstellen. Die Nachbarn ein paar Häuser entfernt haben gesagt, wir können sie auf ihre Weide stellen, wenn wir wollen. Sie werden uns dafür nicht mehr berechnen als die Futterkosten. Dann können wir die Scheune durch ein Cottage für euch beide ersetzen. So könnt ihr beide mit der Familie leben, aber ihr habt trotzdem einen Ort, an den ihr euch zu zweit zurückziehen könnt.«
Ril legte den Kopf schräg. »Das klingt nicht schlecht.«
»Gut. Dann versuche ich, eine Erdsylphe zu finden, die uns die Scheune umbaut. Sie besteht sowieso aus Stein.«
Ril nickte und gähnte wieder, aber seine Gefühle waren jetzt entspannt und zufrieden.
Vor ihnen befanden sich zu beiden Seiten des Flurs mehrere Türen. Vor einer davon kauerte Claw und starrte auf seine Hände, bevor er zu ihnen aufsah. Der Krieger, der aus irgendwelchen Gründen blaue Haare hatte, wirkte bei ihrem Anblick fast verängstigt, aber Leon bezweifelte nicht, dass er jeden Feind vernichten würde. Trotzdem sprach Leon sanft mit ihm, weil er genau wusste, wie viel Zeit es Rachel gekostet hatte, sein zerstörtes Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.
»Guten Morgen, Claw. Ich müsste bitte die Gefangenen sehen.«
Der Krieger schauderte und sah von Leon zu Ril. Ril erwiderte den Blick voller Mitgefühl. Die beiden waren einzigartig unter den Kriegern: Ril war körperlich verkrüppelt, Claw psychisch.
Claw nickte unsicher. »Okay.« Er drehte sich um und zog einen Schlüssel aus der Tasche, mit der er die Tür aufschloss.
»Danke, Claw«, sagte Leon, ging an ihm vorbei und stieg eine Treppe nach unten.
Ril zögerte am
Weitere Kostenlose Bücher