Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
gehabt, darüber nachzudenken, bevor er auch schon ein volles Mitglied von Solies Stock geworden war. Hätte er die Möglichkeit gehabt, wäre er wahrscheinlich zu verängstigt gewesen, um auch nur das Bett zu verlassen.
Er öffnete die oberste Schublade seines Nachttisches und zog eine Flöte hervor, die so klein war, dass sie eher aussah wie eine Pfeife. Sofort spürte er Airis Aufregung. Er hob das Instrument an die Lippen und fing an zu spielen. Der Klang der Flöte erfüllte den Raum, und seine Sylphe tanzte glücklich in der Luft. Sie liebte Musik, fühlte sich von ihr angezogen wie alle Luftsylphen, und obwohl sie an ihn übergeben worden wäre, hatte Devons Familie darauf bestanden, dass er ein Instrument lernte, bevor sein Vater den Status des Meisters auf ihn übertrug. Devon hatte sich für die Flöte entschieden, weil sie leicht zu transportieren war und er sie überallhin mitnehmen konnte. Sie zu spielen beruhigte ihn im selben Maß, wie es Airi glücklich machte. Es verging kein Tag, ohne dass er für sie spielte. Auch jetzt spürte er, wie die Anspannung aus ihm wich, während seine Finger über die Löcher tanzten.
Er dachte im Moment nicht über die Entscheidung nach, aber trotzdem wusste er, dass er gehen würde, ob er nun wollte oder nicht. Leon hatte ihn darum gebeten, und Solie stimmte ihm zu, und diesen beiden schuldete er mehr, als er jemals zugeben konnte. In Eferem war er nur ein Meister einer Luftsylphe unter vielen gewesen, wenig besser als ein normaler Arbeiter, und Airi hatte nicht einmal sprechen dürfen. Jetzt waren sie beide frei, und das war eine Schuld, die Devon nie begleichen konnte. Außerdem wusste er, wie schwierig ihre Situation war, sollten die Königreiche sich zusammenschließen. Meridal auf ihrer Seite zu haben gäbe Sylphental ein viel größeres Maß an Sicherheit.
Devon fühlte sich um einiges ausgeglichener, als er das Lied beendete, auch wenn er genau wusste, dass er irgendwann wieder in Panik verfallen würde, allein schon wegen der unvorstellbaren Dauer der Reise und der Größe der Aufgabe, die vor ihm lag. Für den Moment allerdings hatten er und seine Sylphe Frieden gefunden, und das war alles, was wirklich zählte.
Es klopfte an der Tür, ein schnelles Geräusch, das hart genug war, um das Holz zu erschüttern. Devon fühlte Airis plötzliches Erkennen und ihre Besorgnis, bevor die Türklinke so heftig heruntergedrückt wurde, dass das Schloss kaputt ging. Die Tür öffnete sich.
Im Türrahmen stand Hedu, ein Grinsen auf dem Gesicht, das Devon Angst eingejagt hätte, selbst wenn er nicht sowieso in Furcht vor den Kriegssylphen gelebt hätte. Er wusste, dass das dumm war, weil keiner von ihnen einen Grund hatte, ihm etwas anzutun, aber er hatte zu oft die Aura des Hasses empfunden, die Krieger ausstrahlten. Und diesen speziellen Krieger hatte er sogar kämpfen sehen. Die Stadt, in der Devons Vater lebte, war dabei fast vollkommen zerstört worden.
Selbst wenn er das alles nicht gewusst hätte, Devons erster, panischer Gedanke war, dass Hedus Grinsen viel zu viele Zähne zeigte. Airi drückte sich eiskalt gegen den Nacken ihres Meisters. Sie hatte genauso viel Angst wie er.
»Hi!«, sagte Hedu. Er wusste wahrscheinlich genau, was Devon empfand, doch es war ihm vollkommen egal. »Da du ja weggehst und alles, habe ich mich gefragt, ob du vielleicht Interesse daran hast, der Vater meines Kindes zu werden?«
Rachel seufzte müde, während sie den Boden des Klassenzimmers fegte. Es war ein langer Tag mit unruhigen Kindern gewesen. Noch schlimmer war, dass ihre Arthritis sich wieder meldete und ihre Hände weh taten. Heute Abend würde sie Claw bitten müssen, das Abendessen zu kochen, bevor er ihr Salbe in die Gelenke einmassierte. Er war unglaublich geschickt, und in gewisser Weise mochte sie solche Art von Aufmerksamkeit lieber, als wenn er mit ihr schlief. Sie lächelte. Es war nicht so, als würde sie seine körperlichere Zuneigung nicht zu schätzen wissen. Sie hatte nicht damit gerechnet, in ihrem Alter noch jemals die Berührung eines Mannes zu erleben, und Claw sorgte dafür, dass sie sich wieder jung fühlte. Und es ging ihm auch schon viel besser. Er war immer noch scheu und nervös, aber er bemühte sich, und langsam, sehr langsam, wuchs sein Selbstbewusstsein wieder. Wann immer sie ihn aus seinem Schneckenhaus locken konnte, was in letzter Zeit immer öfter der Fall war, war er ein wunderbarer Gesprächspartner.
»Lass mich das für dich
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