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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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Allein das Geräusch, dass seine Stiefel machten, wenn sie in den weichen Boden einsanken, schien ihn zu beruhigen. Die Hände über dem Rücken verschränkt wanderte er so dahin, sah in viele verschiedene Gesichter, die ihm meist fremd waren, doch er prägte sie sich ein.
    Einzig und allein das Mädchen sorgte ihn, dass er letzte Nacht zwischen den Büschen erblickt hatte, in einem Moment noch ein erzückendes, wunderschönes Ding, das nur das Licht der Sonne wiederspiegelte, im anderen ein Monster, ein Schattenwesen, ein Wandler, der es gewagt hatte sich unter die Leute zu mischen. Riagoth hatte wohl ein weiteres Mal ihre Spitzel ausgesandt und diesmal hatte es einen von ihnen erwischt. Der junge Meridian musste ein gefundenes Fressen für sie gewesen sein, dennoch bereute er es nicht, dass er nicht eingegriffen hatte, ein Kampf gegen einen Wandler konnte praktisch nicht gewonnen werden. Wandler waren formbare Wesen, Schatten, die sich der beliebigen Umgebung anpassen konnten und somit praktisch unsichtbar waren. Trat man ihm mit einem Schwert gegenüber, würde sich das Wesen nur zeigen, wenn es wollte, dass man es sah und dann war es meist schon zu spät.
    Dario hielt sich etwas abseits des Lagers und seine Finger durchsuchten das Gras, während seine Augen auf den Flößen ruhten, die gerade mit Nahrung und Rucksäcken beladen wurden...

17
    DIE SPUR
                                                          
    Dario fühlte die Abdrücke in der Erde, welche die Stiefel der Flüchtenden hinterlassen hatten. Das Mädchen war barfuss gegangen und er konnte die Form ihrer Zehen und der Ferse genau betrachten, so, als ob sie vor ihm stünde. Er hob den Kopf und sah in das Licht, das nun hinter einer dicken Schicht aus Schwärze, Rauch und wallendem Nebel verborgen war. Dann nahm er die hohle Gestalt Rykorn s hinter sich wahr, der im Begriff war seine Hand auszustrecken, um ihn an seiner Schulter zu berühren. Der Dunkle drehte sich weg und durchbohrte ihn mit kalten Blicken. Das Gesicht wirkte auf eine gewisse Weise zäh und verschmutzt, der Dreitagebart war verflochtener und leicht verfilzt, seine Poren verstopft und von einem fettigen Schimmer überdeckt. Seine Züge flackerten verächtlich, doch dann kehrte etwas von seinem Wohlwollen wieder, umschloss ihn wie eine warme Hand. „Was willst du?“, fragte er barsch, erhob sich nun ganz vom Boden, und versuchte die Situation zu überspielen.
    „Wo ist Rune?“
    „Gegangen. Was weiß ich?“ Er zuckte die Schultern und warf die Arme kurz in die Luft, entfernte sich ein Stück.
    Rykorn besah sich den Boden, während er die Arme über der Brust verschränkt hatte, seine graublaue Robe aus Leder und Stoff, die mit Silber verziert war, glänzte und das dunkelbraune Haar fiel ihm glatt aber dennoch wirr ins Gesicht, war kurzgeschnitten und ohne Schimmer. „Die Spur.“, sagte er monoton, bedachte seinen Gegenüber mit einem messenden Blick. „Das Mädchen. Du hast sie auch gesehen, nicht wahr?“
    Dario setzte an, um etwas zu sagen, unterließ es dann jedoch; eine schräge Falte bildete sich zwischen seinen Augen, die plötzlich dunkel und argwöhnisch waren. „Er wäre auch freiwillig dorthin gegangen. Es zieht ihn einfach in diese Richtung.“ Der Kämpfer machte eine kurze Pause, während seine Augen an den Vorbeilaufenden vorüberschweiften. „Er will wissen, was mit seinem Vater geschehen ist. Deshalb geht er dieses Risiko ein. Er weiß es nicht.“
    Der andere nickte bekennend. „Als wir noch in der Burg waren, nahmen wir so manches Risiko auf uns, um den alten Meridian auszubuddeln. Wie es scheint, sind wir zu spät gekommen. Es ist von uns gegangen, wurde uns von Riagoth genommen.“ Plötzlich hob sich sein Blick, ein Hoffnungsschimmer glomm auf. „Glaubst du, wir werden ihn wiedersehen?“
    Dario starrte erst ihn und dann die Leere an, durchbohrte alles und jeden und betrachtete doch keinen, denn seine Blicke waren nach Innen gerichtet, er durchforstete sein Denken, den Mahlstrom von Handlungen und bereits getroffenen Entscheidungen. Und es war zermürbend mit anzusehen, wie etwas in ihm starb, das zu Beginn seiner Reise noch voll und ganz vorhanden gewesen war. Die Freude, die er am Leben hatte, seinen Humor, die Art eines gebührendes Hochländers. Er hatte sie schon fast verloren. Seine Sicht war wie entfernt, unberührt und reglos. Er akzeptierte einfach alles und nahm es, wie es kam, ohne es

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