Die Krieger von Gordolon (German Edition)
nieselnd und sacht über die garstigen Gesichter, in denen sich knurrender Hass verbarg. Überall sprossen Haare und Dornen hervor, verfilzt und klebrig von Absonderungen. Es stank nach Verfall, Kot und Verwesung, dicke, fette Schmeißfliegen umkreisten die Laurus-Ier und landeten in dem knochigen, klaffenden Loch, wo eigentlich eine Nase hätte sein sollen. In den Wesen wanden sich Madenwürmer und pulsierten unter der dünnen Haut, die sich eng um jeden ausgeweideten Knochen schloss. Ja, so musste die Hölle sein, voll von Schlimmerem als den einfachen Orks. Jeder von ihnen war ein Teufel, ein Satan. Dabei hatte König Irmin Bar Óus Eszentir vor wenigen Wochen selbst erblicken können, was einen nach dem Tod erwartete. Kein Himmel war da. Kein Hel. Es war einzig und allein ein allumfassendes Dunkel, ein Reich der Schatten.
Er stand dort, wo man den Damm errichtet hatte, mitten zwischen all diesen Bogenschützen, die bereits lange, vergiftete oder sogar brennende Pfeile auf ihre knarrenden Sehnen spannten. Man mochte meinen, sie würden gleich zerreißen, so weit waren sie durchgebogen. Der bloße Aufprall eines Geschosses würde Mehrer der Dunklen gleichzeitig aufspießen. An die direkten Wehrgänge der Burg waren Ballisten herangekarrt worden, drei an der Zahl, die jetzt auf der Terrasse des ehemaligen Ratsaals aufgereiht wurden. Sogar ein Katapult hatte man heranschaffen können, was allerdings auf den Zinnen keinen Platz mehr fand, und so hinter dem Damm vorlieb nehmen musste.
Das Heer trabte heran, ein zackiges, synchrones auf und ab, rechts und links, lange Speere und Schwerter in den Himmel gestoßen, walzten sich heran und gingen so unbeirrt unter dem wolkenverhangenen Himmel, wie nur irgend sonst etwas. Riesig, tödlich und unbezwingbar, eine Horde von schreienden, brüllenden Bestien, garstigen Fratzen und wie mit Eisen verwachsenen Gliedern. Sie kamen immer näher, schneller, gefährlicher und stärker. Ihre Kraft schien zu wachsen, und das Ende stetig näher zu kommen. Im letzten Moment vor dem Ende des Anmarsches und dem ersten elfischen Horns, standen die Ritter still, bewegungslos auf ihren Plätzen. Eisige Kälte hatte sie umschlossen und begonnen zu beuteln. Das Klappern der schweren Eisenketten in der Ferne brachte sie aus der Ruhe, machte sie nervös, aber der Sprudelnde quell der hektischen Aufregung in ihnen bestand und ließ Kälteschauer durch sie fahren, sie unter dem kalten, blankpolierten Eisen erbeben, während sie warteten. Sie hatten das Gefühl, dass es unausweichlich war, dass es sie überrollen würde, töten, in der Luft zerreißen, in vor Rauchgestank beißende Fetzen brennen und der schöne Himmel würde ewig von einer Fahne des Drecks und des Gestanks regiert werden.
Sie schluckten, ihre knochigen Hände zitterten, Schweiß entstand dort, wo sie das Objekt ihrer Verteidigung umklammerten und ihr Atem waren kondensierte Rauchwolken in dem feinen Nieselregen, der ihre Rüstung rosten und ihre Kleidung durchnässen wollte. Es gelang ihm. Und auch der Wind, der ihre Gesichter ab und an peitschte, kühlte den Griff und die Körperabsonderungen, machte sie zu etwas, das wie Säure zu brennen schien. Es würde hier zuende gehen, da waren die Elfen sich ganz sicher. Ihre Körper waren zu schwach und fein, als dass sie lange diesem ungeheuren Ansturm entgegenhalten konnten. Ein düsterer Odem legte sich über alles, Laternen und blakende Fackeln mit seichtem Schein erhellten den passähnlichen Durchgang, in den der Wall eingesetzt war. Nebel zog hinter ihnen auf, umbalzte die mächtigen Steingründe und stieß auf das leere Schwarzgrau des Himmels. Von Westen her schoss ein böser Wind den Hang hinab und der Regen beugte sich ihm, bog sich prasselte von der Seite gegen die schönen Gesichter und die Rüstungen, wurde schwerer und die Tropfen bekamen schließlich die Konsistenz von kleinen, unendlich dünnen Klingen, die einem versucht waren die Haut aufzuritzen. Unter dieser jedoch blieb nur ein tiefdringendes Ziepen verbunden mit Kälte zurück. Oh, diese verdammte Kälte! Es war doch Sommer oder nicht?
Eszentir trat von einem Bein auf das andere, fingerte ein wenig an seinem langen Samtmantel herum, zog ihn sich dichter um die Schultern, eher er wieder die Waffe kampfbereit aufnahm. Er hasste die Minuten bevor der Feind angriff, er hasste es zu sehen, wie sie kamen, hasste es ihre Trommeln zu hören, hasste die Steifheit, die dabei an seinen Glieder hing und Eiskristalle
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