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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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zogen sich über Kämme und über Ebenen hinweg, Burgen und Dörfer erstrahlten in der Farbe der Nacht und die Pflanzen wuchsen in der Schönheit des Frühlings. Und direkt unter seinem Fenster erhoben sich die Kronen eines Lorbeerstrauches, der gerade begonnen hatte zu knospen. Es war der Schwarze, und von den Einheimischen der Wälder und Bauern auch Laurus genannt. Bekanntlich sollte der Rauch, der bei seiner Verbrennung entstand, besonders gut gegen böse Geister wirken. Aber würde das auch gegen Ramhad wirken? Dieser war ein Schattenwesen, ein Wandler, geschaffen aus Schatten, Tod und Asche, in die das Feuer der Magie geblasen wurde, um etwas neues, völlig fremdartiges zu schaffen.
    Die Blätter des Strauches zeigten bereits ihre betörende Wirkung, denn Warrket s Sinne vernebelten sich, wurden umhüllt von einem rauchigen Schleier, der von Außen zu kommen schien. Der Geruch von Schwefel und noch etwas anderem lag in der Luft, machte alles so seltsam schwer und er sank ganz auf den Sims herab, spürte die Fugen und Unebenheiten der Steinquader in dem Fleisch seiner Unterarme. Wieder fühlte er sich schwächer werden, der Zustand der Zwischenwelt schien erneut zu kommen, lag zwischen Schlaf und Wachen und Tod und Leben, eine Welt, in der er sich nicht bewegen konnte, sondern nur erahnen, was er hätte tun können. Für ihn war es, als ob er sich mit dem Schatten würde vereinigt haben und mit seinen Augen sehen, als Geist durch die Welt wandeln. Die Schatten um ihn und außerhalb der rauen Wände wurde lichter, die tiefe Schwärze verschwand und wich einem dunklen Silbergrau, das der Mond - oder bessergesagt: die zwei Monde - ausstrahlte. Er sah die Kugel, den beinahe formlosen Ball, eine schwimmende Scheibe auf den schwarzen und dunkelblauen Wassern des Himmels. Um den gleißenden Ball waren Kaskaden von Licht, die mit der Zeit immer dunkler und dunkler wurden, sich mit den trüben Farben der späten Mitternacht mischten.              
    Und dann sah er etwas, was selbst er nicht erwartet hätte. Er erkannte einen leuchtend gelben Punkt, der sich vorsichtig und langsam über die bewaldeten Auen und Hügel bewegte, die sich vor dem Hórenfels-Abdün erhoben und über die der Wind strich, Wellen in das feine Hochgras zeichnete. Das Licht, der sich bewegende Punkt, der aus der Ferne wie ein einsames, goldgelbes Glühwürmchen aussah, schwebte, nein, glitt über alles hinweg und sein Weg wand sich querfeldein nach Süden. Dahinter sah er dunkle Hügelkuppen und dann das Meer, das sich am Horizont als azurblaue Scheibe abzeichnete, auf dem selbst zu dieser Stunde noch Boote darüber glitten. Auch dort schien sich das breite Licht der Monde zu spiegeln und zu schimmern, er sah, wie sich die Wellen an den Klippen brachen und die schäumende Gischt war das Kommen und Gehen von weißen Streifen. Und während er in den Welten jenseits aller versank, ließ er das hüpfende Licht nicht aus den Augen, das sich bedrohlich einsam durch das Gras bewegte.
    Der würzige Geruch des Lorbeers machte ihn müde und schläfrig und er entschlief, sank zurück und fühlte keinen Schmerz, als er hart auf dem Boden aufschlug, streckte alle Viere von sich und die Kälte wickelte ihn ein, wie sie einst Goran Ascan eingewickelt hatte.
    Und dann trat die Eisfrau aus den Schatten, ihre Gestalt war weiß und wunderschön, ihre Haut war zart und sanft. Sie kniete sich neben den Alten hin, streckte ihre langen, eisigen Finger nach ihm aus, fasste in ihn hinein und suchte. Sie grub. Wühlte. Bohrte. Wollte finden, was sie so dringend erbittet hatte. Doch sie erhaschte nichts. Die Fähigkeit den Schatten aufzurufen, würde sich wohl nur noch in den anderen finden, nicht mehr in diesem hier. Dieser hier war praktisch wertlos, wenn sie von ihm nicht bekam, was sie wollte, also würde sie ihn einfach umbringen lassen. Es war einfacher, als ihn so lange am Leben zu lassen, bis er mit der Antwort herausrückte, auch wenn sie ihm drohte, ihn fallen zu lassen, gänzlich in den Tod sinken zu lassen, würde ihn das nicht beeindrucken. Er erwartete den Tod, und das von Tag zu Tag mehr. Vielleicht würde sie ihm sogar diesen Wunsch erfüllen, wenn er ihr das Geheimnis anvertraute, dass seine Ahnen schon seit so langer Zeit hüteten...
     
    Kajetan erwachte. Die Nacht um ihn herum schien ungewöhnlich hell, fast wie an einem grauen Regentag. Über sich sah er die beiden Halbkreisförmigen Monde, deren andere Hälften jeweils in den Schatten

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