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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Ansammlung von Feuerstellen auf, ja, schien die Lagerfeuer hinter sich sogar geradezu zu verschlucken.
    Die Gräben, die Valerius vormarkiert hatte und die die Bataver anschließend ausgehoben hatten, rahmten das Lager wie ein schwarzer Gürtel ein, und es war nur schwer abzuschätzen, wie breit diese Aushübe eigentlich waren. Für jene, die verborgen am Waldesrand die Anlage studierten, waren also nicht etwa die Gräben selbst, sondern die angespitzten und kreuzweise miteinander verschränkten Pfähle das Erkennungszeichen für die Begrenzungslinie des Nachtlagers. Sie zeigten an, wo die Innenseite der Schutzgräben verlief, und dienten zudem als letztes, provisorisches Bollwerk für jene Narren unter den Wilden, die es doch tatsächlich immer wieder einmal wagten, die exkrementgefüllten Gräben der Legionarslager zu durchwaten. Sobald die Nacht hereinbrach, pflegten die Römer nämlich als zusätzliche Abschreckung die Eimer mit ihren körperlichen Ausscheidungen in diese Gräben zu kippen.
    Und das Loblied, das den bereits lange zurückliegenden Überfall der Bärinnenkrieger auf eines der römischen Feldlager beschrieb, ließ sich leider auch nicht näher darüber aus, auf welche Weise die Krieger damals eigentlich die Wallanlagen des Lagers überwunden hatten. Im Übrigen war es keine Geringere als die Bodicea höchstpersönlich gewesen, die zu jener Zeit mit Hilfe von Airmid, der Träumerin von Nemain, und begleitet von Ardacos, dem Vater der westlichen Bärinnenkrieger, in das römische Lager eingedrungen war und dort durch die Macht ihrer Träume den Tod des damaligen Gouverneurs herbeigeführt hatte.
    Cunomar war zu jener Zeit noch ein Gefangener Roms gewesen, und in den Jahren seit seiner Rückkehr hatte er erst zweimal belauschen können, wie seine Mutter von diesem Ereignis erzählte. Und das wenige, was sie berichtet hatte, hatte auch kaum irgendeine Ähnlichkeit mit den Schilderungen in den Liedern seines Stammes aufgewiesen. Doch nach einigen geschickten Fragen an Ardacos und Airmid war Cunomar schließlich zu der Überzeugung gelangt, ein zumindest einigermaßen zusammenhängendes Bild von dem bekommen zu haben, was sich in jener Nacht tatsächlich ereignet hatte. Ob er dieses Meisterstück an Taktik jedoch auch selbst würde bewerkstelligen können, das war eine gänzlich andere Frage. Allerdings schätzte die Bärin, seine Schutzgöttin, noch vor allen anderen Tugenden die Tapferkeit. Zudem waren von Cunomars Bärinnenkriegern ganze achtunddreißig noch am Leben, sodass ihm deutlich mehr Mitstreiter zur Seite ständen als die acht Krieger, die damals seine Mutter begleitet hatten.
    Im nordwestlichen Teil des Lagers wurde nun erst ein Lagerfeuer mit Sand überschüttet und dann, gleich daneben, noch ein zweites. Aus der Dunkelheit ertönte linkerhand von Cunomar Ullas Stimme: »Die Feuerstellen werden nun in immer kürzeren Abständen gelöscht. Es brennen nur noch halb so viele Lagerfeuer wie bei Einbruch der Dämmerung.«
    »Wir warten, bis nur noch genau dreißig Feuer brennen. Dann greifen wir an. Bei mehr Feuern besteht die Gefahr, dass man uns sieht. Und weniger als dreißig Feuer wird man in einem solchen Lager wiederum auch nicht vorfinden, so viel habe ich immerhin schon über die Römer gelernt - auch wenn in dem Lied von dem Überfall der Bodicea auf das römische Nachtlager immer von absoluter Dunkelheit die Rede ist. Hab schließlich auch selbst schon so manches Lager in den westlichen Bergen bespitzelt.«
    Ein weiteres Feuer wurde erstickt. Finsternis breitete sich aus. Sämtliche Bärinnenkrieger, die die Schlacht vom Nachmittag überlebt hatten, hatten sich nun um Cunomar versammelt und nahmen schweigend etwas Wasser zu sich. Ihre Körper glühten geradezu, strahlten die sich unter dicken Schichten von Schweiß und Bärenfett gebildete Hitze in die Nacht ab. Ein warmer Wind trieb den von ihnen aufsteigenden Gestank zurück in den Wald und fort vom Lager der Legionssoldaten.
    Im Inneren des Feldlagers, dicht hinter der provisorischen Umzäunung, verglühten eines nach dem anderen noch sechs weitere Lagerfeuer, ganz so, als ob ein ferner Gott sie mit seinem Atem ausgehaucht hätte. Nervös ließ Cunomar sein Messer in die Luft emporwirbeln und fing es dann mit einer knappen, doch geschickten Handbewegung wieder auf. Seine Eingeweide schienen sich vor Erregung geradezu verflüssigt zu haben, doch im Grunde nahm er sie schon nicht mehr wirklich wahr. Auch dort, wo einst sein eines Ohr

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