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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Lebenden tun konnten, um sie wieder zusammenzufügen.
    Wenn Graine darüber nachdachte, dann lauerte der Wahnsinn in bedrohlicher Nähe, oder sie war drauf und dran, von einer Verzweiflung übermannt zu werden, so abgrundtief, dass es auf das Gleiche hinauslief. Zwölf Tage lang hatte sie kurz davor gestanden, irrsinnig zu werden, bis es ihr schließlich irgendwann immer schwerer fiel, sich noch daran zu erinnern, wie sie eigentlich vorher gewesen war.
    Jetzt zwang Graine sich, den Rauch von dem Feuer und die feuchte Luft einzuatmen, und grub ihre Fingernägel in genau jene Rillen in ihrer Handfläche, in die sie sie auch die vielen Male zuvor schon gegraben hatte.
    Nun gab es nichts mehr, was sie noch hätte ablenken können. Zum ersten Mal seit dem Tod des Prokurators herrschte Stille in der Siedlung. Der Lärm des Krieges hatte Graine nämlich auch eine gewisse innere Ruhe beschert. Sie hatte allein in ihrer Hütte gelegen, bis die Stimmen der Kriegerinnen und Krieger sich irgendwann zu einer Decke wortloser Geräusche verwoben hatten, die einem Kind, welches das dringende Bedürfnis hatte, vertraute Laute zu hören, ein Gefühl der Sicherheit vermitteln konnte.
    Auch der Rauch hüllte Graine ein wie eine schützende Decke. Die Luft war feucht von dem Regen geworden, der unentwegt auf das Reetdach der Hütte trommelte, und der Rauch aus der Feuergrube kroch erst einmal seitwärts zu den Wänden hinüber, bevor er schließlich zum Dach emporstieg. Die Rauchschwaden waren so dicht, dass sie den Lichtschein des Feuers fast vollständig dämpften und nur ein ganz tiefes Rot über die Ränder der Grube hinaussickerte, um das gegenüberliegende Schwert in seine Glut zu tauchen.
    Das Schwert: Es war das Kampfschwert ihres Großvaters mit seiner Klinge aus bläulich schimmerndem Eisen und der in Bronze gegossenen Gestalt der säugenden Bärin als Knauf. Drei Jahre war es her, dass die Bodicea die Waffe an einem Ort versteckt hatte, den kein Mensch finden konnte, doch Valerius hatte das Schwert dennoch gefunden und wieder zurückgebracht, um es unter einem Stein zu vergraben, der schon seit der Zeit der ältesten Ahnen der Göttin Briga geweiht gewesen war.
    Hätten die Großmütter noch immer zu Graine gesprochen, hätten diese ihr sagen können, wie so etwas hatte geschehen können. Auch Eburovic, ihr Großvater, dem das Schwert einst gehört hatte und der mit ebendieser Klinge in der Hand im Kampf gefallen war, hätte womöglich zu ihr gesprochen - wenn sie ihn denn noch hätte hören können.
    Doch es sprach niemand zu Graine. Nur das Feuer verströmte weiterhin seinen matten, blutroten Schein und überzog die Klinge mit einem ebenso blutig anmutenden Glanz, ganz so, als ob sie gerade erst benutzt worden wäre. Und das Gefühl des Wartens war jetzt noch drängender und intensiver als zuvor, und doch gab es nichts, was Graine dagegen hätte tun können.
    Im Übrigen war sie schon immer ein geduldiges Kind gewesen, selbst Rom hatte ihr diese Eigenschaft nicht austreiben können. Lange Zeit saß sie vollkommen still und reglos da. Unaufhörlich krochen die Rauchschwaden von der Feuerstelle über den Boden, um schließlich langsam an den Wänden hinaufzudriften. Durch Löcher und Ritzen in dem schadhaften Dach tröpfelte unentwegt der Regen. Und jenseits der Hüttenwände, wo solche Dinge keine Rolle spielten, fluchte ein Mann. Eine Frau lachte kehlig, eine andere stimmte in ihr Lachen ein. Drei Hunde balgten sich lautstark um irgendwelche Speisereste vom Abfallhaufen. Eine Henne hoch oben in den Dachsparren der Hütte gluckste zufrieden und plusterte ihr Gefieder auf. Und dabei löste sich eine ihrer Federn und schwebte in die Tiefe, schwebte so unendlich langsam hinab, dass es gut und gerne die ganze Nacht dauern könnte, bis sie endlich das Kind berührte, das wie gebannt den Flug des flaumigen Gebildes verfolgte...
    »Graine?«
    Das Feuer war lange erloschen, weil niemand Holz nachgelegt hatte. Der Regen hatte aufgehört, und mittlerweile war es einen Tag und eine Nacht her, dass die Krieger aufgebrochen waren, um die Soldaten Roms anzugreifen. Die sanfte Stimme, die da vom Eingang her sprach, gehörte Valerius, obgleich er eigentlich nicht hätte da sein dürfen. All dieser Dinge wurde Graine sich bewusst, noch bevor ihr aufging, dass sie auf der Seite lag und in genau dieser Haltung eingeschlafen war und dass die Feder möglicherweise der Anfang eines Traums gewesen war - ihres ersten Traums, der frei von jeglicher

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