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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sie nun in tiefes Schweigen versunken.
    Am westlichen Rand des Feldlagers stand ein einzelner Zenturio und betete mit erhobener Stimme zu Mars Ultor, dem Gott der Legionen, dass die Männer seiner Zenturie, die in der Nacht im Wald verschwunden waren, nun endlich wieder zurückkehren und sich zu ihren Kameraden gesellen mögen.
    Ulla sprach kein Latein. Cunomar, der zwei Jahre in Rom gelebt hatte, legte den Mund an ihr Ohr und übersetzte ihr mit einem Flüstern, so leise wie ein Atemzug, was der Römer gerade sagte.
    Dann zerriss der Dreiklang eines Kavalleriehorns die Stille. Abrupt nahmen sowohl das Gebet als auch Cunomars Übersetzung ein Ende. Das Schmettern des Horns wurde leiser und nahm dann abermals an Lautstärke zu, genauso, wie Valerius es vorausgesagt hatte. Zuerst drei Töne, die nacheinander immer schriller klangen, dann noch einmal die gleichen drei Töne, diesmal aber leiser, und dann noch einmal, wieder mit der vorherigen Lautstärke: Das ist das Zeichen, wenn eine Zenturie von einer nicht zu bewältigenden Übermacht von Feinden angegriffen wird und dringend um Hilfe bittet. Es ist zwar schon lange her, seit ich zuletzt als Hornbläser gedient habe, aber andererseits kann ja selbst einem routinierten Bläser im Falle eines überraschenden Angriffs mal ein kleiner Fehler unterlaufen. Sollte ich es also schaffen, das Signal auch nur halbwegs authentisch wiederzugeben, dann sollte im Lager auf dieses Zeichen hin sofort das nackte Chaos ausbrechen.
    Und in der Tat musste Valerius es wohl geschafft haben, das Signal mehr als nur halbwegs glaubwürdig nachzuahmen, denn Cunomar konnte beobachten, wie im Lager fast augenblicklich blinde Panik sich in die Gesichter der Männer fraß. Doch auch in Cunomars Innerem breitete sich eine leise Unruhe aus. Die Legionare brüllten einander an, rannten wild umher und bellten hektische Befehle. Pferde wurden in aller Eile zusammengetrieben. Und ohne erkennbaren Zusammenhang ertönte immer wieder das Schmettern der Signalhörner der Truppe. Wartet auf jenen einen, langen Hornstoß, der langsam immer lauter wird. Das ist Civilis’ Zeichen, mit dem er den Batavern befiehlt, aufzusitzen und sich zum Aufbruch bereitzuhalten.
    Schon bald ertönte dieses Signal, schien klagend die soeben hereinbrechende Morgendämmerung willkommen zu heißen. Gut die Hälfte der Bataver saß bereits in ihren Sätteln, denn ganz zweifellos war es allein ihrem Korps zuzuschreiben, dass noch immer Legionare in den Fängen des Feindes litten, sodass es nun allein an ihnen, den noch verbliebenen Batavern lag, die Ehre ihrer Truppe wiederherzustellen und die bedrängten Kameraden endlich zu retten. Unter diesen beschämten und zugleich kampfesdurstigen Legionaren befand sich auch Civilis, der zornentbrannt und mit wehender weißer Mähne so herrisch seine Befehle brüllte, dass man diese noch bis weit in den Wald hinein verstehen konnte.
    Cunomar behielt unterdessen Longinus scharf im Auge. Der junge Legionar stand unmittelbar neben Cerialis und wirkte deutlich entspannter als Civilis. Einen Moment lang schien Cerialis sich nicht ganz sicher zu sein, wie er nun am besten handeln sollte. Cunomar sah, wie Longinus respektvoll den Kopf neigte und dann mit knapper Geste auf die Kavallerie und den Steinernen Pfad der Ahnen deutete. Bald darauf schien die Entscheidung gefällt.
    Cerialis ist impulsiv. Mehr als vielleicht ein, zwei Augenblicke schweigender Ermunterung braucht es nicht, um ihn zu einer Entscheidung zu bewegen. Das wird Longinus’ Aufgabe sein. Und wenn der seine Sache gut macht, wird der Legat der Kavallerie befehlen, dass sie sofort ausschwärmen und den Pfad hinaufstürmen soll.
    Aber dann sehen sie doch, dass alles nur eine Finte war. Was, wenn sie wieder kehrtmachen und ins Lager zurückreiten? , hatte Cunomar eingewandt.
    Für den Fall haben Civilis’ Männer bereits den Befehl erhalten, dass sie den Pfad blockieren und ihren Kameraden den Rückweg abschneiden sollen. Und sollte selbst das nicht funktionieren und die Männer zu der Erkenntnis kommen, dass sie nicht gegen die Angehörigen ihrer eigenen Legion kämpfen können, tja, dann haben wir wohl oder übel die komplette Batavische Kavallerie gegen uns. Wobei wir dann natürlich auch noch ohne Pferde dastehen werden. Für den Fall schlage ich also vor, dass wir am besten sämtliche Gedanken an eine Schlacht sofort aus unserem Bewusstsein verbannen und nur noch zusehen, dass wir schleunigst in den Wald entschwinden. Valerius

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