Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
hatte gegrinst, als er dies sagte, sodass Cunomar nur schwer einschätzen konnte, ob sein Onkel ein solches Fehlschlagen ihres Planes tatsächlich für möglich hielt oder ob er nur scherzte.
    Doch obwohl Cunomar schließlich zu dem Ergebnis gekommen war, dass er persönlich diese Gefahr für durchaus realistisch hielt, entschied er sich dafür, seine Bärinnenkrieger im Falle eines Angriffs von Seiten der Bataver keineswegs zurück in den Wald zu schicken.
    Aufmerksam beobachtete er, wie nun, da der Legat sich der Kavallerie näherte, in Windeseile Ordnung in die Reihen der Reiter einkehrte. Und mit einem Mal überlegte Cunomar, ob er seine Kampfgefährten im Zweifelsfall nicht doch besser in den Wald entfliehen lassen sollte.
    Denn die Würde und die Entschlossenheit, mit denen Petillius Cerialis an der Spitze seiner Kavallerie das Lager verließ, um seinen in Bedrängnis geratenen Kohorten zu Hilfe zu eilen, waren zweifellos sehr eindrucksvoll - selbst gemessen an den ohnehin bereits strengen Maßstäben Roms.
    Mit schmetterndem Trompetenschall wurde der Aufbruch des Legaten verkündet. Kaum waren die Klänge verhallt, als auch schon ein weiteres Signal ertönte, das den Infanteristen befahl, die provisorischen Palisadenzäune abzureißen, die in diesem Moment noch den Weg aus dem Lager versperrten. Als auch der letzte Pfahl eiligst aus dem Boden gerissen worden war, stürmte der Legat mitsamt seinen zweihundertundfünfzig Reitern der Batavischen Kavallerie mit zornigem, ja regelrecht rachsüchtig klingendem Hufgedonner zu den Toren des Nachtlagers der Neunten Römischen Legion hinaus.
    Aus dem Stand heraus verfielen die gut genährten und trainierten Pferde in einen Galopp, der die Erde erbeben ließ. Sie kannten die Hornsignale mindestens ebenso gut wie die Reiter und brannten geradezu darauf, dem schmetternden Befehl Folge zu leisten. Alle bis auf zwei, die noch innerhalb der ersten fünfhundert Schritte zu lahmen begannen und aus dem Sturmtrupp ausscheiden mussten. Unmittelbar hinter der ersten Baumreihe des Waldes verborgen, beobachtete Cunomar, wie Civilis und Longinus sich laut fluchend zurückfallen ließen und sich schließlich ganz vom Rest der Truppe lösten.
    Diese Männer sind meine Freunde. Und damit dieser Plan gelingt, haben sie das Risiko eines langsamen und qualvollen Todes auf sich genommen. Ich würde es also sehr begrüßen, wenn deine Krieger sie am Leben ließen.
    Kein verbindliches Lächeln war über Valerius’ Lippen gehuscht, als er dies erklärt hatte, und sein Tonfall hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es ihm sehr ernst war mit dem, was er sagte.
    Doch man hielt sich an Valerius’ Bitte, und Longinus und Civilis blieben unversehrt. Sie waren einen Augenblick lang am Rande des Pfads stehen geblieben, und es sah so aus, als ob sie sich miteinander berieten. Dann, mit offensichtlichem Widerwillen, ließen sie ihre Tiere wenden und ritten auf den lahmenden Gäulen langsam zurück ins Nachtlager.
    Ihre Kameraden stürmten derweil unbeirrt weiter den Pfad hinab und übersahen dadurch jenen halben Flügel von Civilis’ Batavern, die einst ihre Waffenbrüder gewesen waren und die sich nun schweigend im dichten Gestrüpp des Waldes verbargen, die Hände über die weichen Mäuler ihrer Tiere gelegt, damit diese nicht etwa ein lautes Wiehern der Wiedersehensfreude ausstießen und ihre Reiter damit verrieten.
    Schließlich verhallte der Lärm der vorbeistürmenden Kavallerie, und abermals legte Stille sich über das Land. Nur die von Ferne aus dem Inneren des Lagers herüberschallende Geschäftigkeit drang noch in das leise Atmen des Waldes. Wieder und wieder tönten die Stimmen der Männer und die stakkatoartigen Befehle durch die mit dichtem Baumbestand überwachsene Bodensenke und verschmolzen zu einem fast schon melodischen Ganzen.
    Langsam erhob Cunomar sich vom Boden und zog sein Messer. »Noch nicht«, sprach er leise zu sich selbst und wiederholte dann in gedämpftem Flüsterton die Worte, die von Mann zu Mann durch die gesamte Reihe seiner hinter ihm versammelten Krieger weitergegeben wurden: »Noch nicht.«
    Unten, im unbewaldeten Teil der Bodensenke, formierte sich im Schutz der Palisaden die römische Infanterie und machte sich bereit zum Abmarsch aus dem Lager. Unterdessen rissen die Männer der letzten Kohorte noch einige allerletzte Pfähle aus dem Boden und füllten hastig die noch verbliebenen Kloakegräben. Der klagende Ton eines einzelnen Horns erklang. Scharf schlug

Weitere Kostenlose Bücher