Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
selbst der feine Staub in den Ecken der Krankenzimmer auf. Und noch während er diesen Staub eigenhändig beseitigte, überschlug er im Geiste zumeist schon wieder irgendwelche Rechnungen. So konnte es passieren, dass auf die Kosten für eine einzige Übernachtung in Theophilus’ Krankenhaus und für das Richten und Verbinden eines gebrochenen Handgelenks schnell noch eine zusätzliche Gebühr erhoben wurde, nur weil der Patient, als er seine Schulden begleichen wollte, den Fehler gemacht hatte, seinen Geldbeutel zu weit zu öffnen und Gaius somit einen Blick auf die Anzahl und die Farbe seiner Goldmünzen zu gewähren.
    Und genau dieser scharfe Verstand zeigte sich auch, als Gaius nun mit einem seiner höchst seltenen Lächeln auf den Lippen fortfuhr: »Aber natürlich wissen wir, dass es auch zu unseren Pflichten gehört, unseren Lehrherrn zu beschützen. Und darum kann er uns unmöglich zwingen, ihn zu verlassen. Wenn wir entscheiden, dass wir lieber hierbleiben und an seiner Seite den Eceni trotzen möchten, gibt es nichts, womit er uns davon abhalten könnte.«
    Und diese Feststellung entsprach in der Tat der Wahrheit, wie sich in den folgenden Tagen zeigte. Sechs Tage lang hatte Theophilus seine jungen Mitarbeiter immer wieder gebeten, seinem Wunsch Folge zu leisten und endlich zu fliehen. Dann hatte er versucht, ihnen die Abreise sozusagen zu befehlen. Schließlich hatte er an ihren gesunden Menschenverstand appelliert. Doch nichts von alledem hatte etwas genützt. Stattdessen hatte er nur beobachten können, wie die Zahl der wirklich Kranken und Verletzten immer weiter abnahm, während die Zahl derer, die an Lebensmittelvergiftungen litten und sich an der Tür des Krankenhauses einfanden, stetig anwuchs.
    Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem Peltrasius noch lauter geschrien hatte als zuvor - was zumeist nachts der Fall war - und die Gerüchte wahrlich beängstigende Ausmaße angenommen hatten, sodass Felix und Gaius sich schließlich doch gezwungen sahen, ihre schlichten, wollenen Tuniken anzulegen, sich die Hände zu waschen und hinauszutreten in die Abendluft, um den Menschen, oder zumindest denen, die ihnen Gehör schenkten, zu erklären, dass der Mann, den sie da soeben hörten, noch überaus lebendig war und beileibe noch keine Lust verspürte, sich in nächster Zeit in einen Geist zu verwandeln.
    Traurigerweise aber hatte der bloße Anblick der beiden jungen Männer die Gerüchteküche noch weiter angeheizt, so wie es in Zeiten der Angst eben nur allzu leicht geschah, sodass sich bald die Nachricht verbreitete, dass mittlerweile sogar schon drei Geister in der Gestalt von Cunobelin ihr Unwesen trieben. Mitunter hieß es auch, die drei seien Cunobelin und seine beiden Söhne, wobei die Söhne aber lediglich stöhnten und irgendetwas murmelten und Passanten mit ihren Todesfingern berührten, während Cunobelin weiterhin unaufhörlich heulte und schrie. Dann, eines Tages, nachdem sie gemeinsam mit Theophilus einen Jungen wegen eines gebrochenen Fingers behandelt hatten, sahen sie ein, dass sie ihr Vorhaben nun wohl endgültig aufgeben sollten. Denn der Kleine schwor nach der Behandlung im Namen gleich zweier Götter, dass auch er und sein Vater im Krankenhaus von Camulodunum die seltsamen Geister gesehen hätten und dass sein Vater daraufhin versucht habe, eine dieser Geistererscheinungen mit dem Schwert zu durchbohren, dass aber dieses Schwert geradewegs durch den Körper des Geistes hindurchgedrungen sei. Die Bevölkerung näherte sich in ihrem Verhalten also bereits dem Zustand der Hysterie, und die Gefahr, dass womöglich auch noch ein Zweiter auf der Suche nach dieser wundersamen Begebenheit im Krankenhaus mit seinem Schwert herumzufuchteln begann, war einfach zu groß.
    Letzten Endes waren nur noch die Veteranen und deren Familien in der Stadt verblieben und diejenigen, die sich Rom mit einer solchen Inbrunst verschrieben hatten, dass sie es einfach nicht mehr wagten zu fliehen. Als dieser Zeitpunkt erreicht war, verließen schließlich auch Gaius und Felix Camulodunum. Am siebten Tag, nachdem die Brände begonnen hatten, waren sie gemeinsam auf ihren Lehrherrn zugetreten. Erschöpft und bleichgesichtig hatte Gaius nur gerade eben so viel gesagt, wie unbedingt gesagt werden musste. »Bis auf uns beide sind alle, die sich jetzt noch in der Stadt aufhalten, überzeugte Anhänger Roms. Wenn wir jetzt also trotz allem noch hier bleiben würden, dann würden wir etwas unterstützen, das man gar

Weitere Kostenlose Bücher