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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nicht unterstützen kann. Die Bodicea hat ihre Krieger in das Tal des Reiherfußes befohlen. Und sollte es tatsächlich Krieg geben, wird sie auch Ärzte brauchen. Möchtet Ihr also nicht endlich mit uns kommen?«
    Theophilus hatte längst geahnt, dass seine beiden Schüler diese Rede an ihn richten würden. Die halbe Nacht über hatte er gehört, wie sie sich in dem Schlafsaal zwei Stockwerke unter seinem Zimmer beraten hatten. Er hatte beobachtet, wie der Mond am Himmel aufstieg, hatte zugesehen, wie dieser irgendwann wieder unterging, hatte die nächtlichen Feuer am Horizont betrachtet, die anzeigten, wie dicht vor der Stadt das Heer der Krieger sich versammelt hatte. Erst als er hörte, wie seine Schüler die Treppe zu seiner Kammer heraufkamen, hatte er den Blick vom Fenster abgewandt und sich noch einen Moment darauf konzentriert, was er seinen beiden Assistenten nun sagen würde, denn auch er hatte sich bereits eine kleine Rede zurechtgelegt.
    Theophilus war sich überhaupt nicht bewusst gewesen, wie müde er aussah oder wie alt, als er entgegnete: »Solange hier auch nur noch ein einziger Mensch im Krankenhaus liegt, kann ich Camulodunum nicht verlassen. Wenn die Frauen sich wieder erholt haben und Peltrasius endlich sein letztes Körnchen Harngrieß ausgeschieden hat - oder aber seinen letzten Atemzug getan -, und wenn dann nicht schon wieder neue Patienten eingetroffen sein sollten, die die Plätze der alten einnehmen, dann werde auch ich mich endlich mit der Überlegung beschäftigen, wohin ich mich nun wenden soll.«
    Es war genau jene Art von Erwiderung gewesen, mit der Gaius und Felix bereits gerechnet hatten. Und das alles - fast - nur wegen Peltrasius! Hätte es also nur an dem alten Veteranen gelegen, hätten Theophilus’ Schüler diesen einfach umgebracht und versucht, die Tat irgendwie zu vertuschen. Doch dann wären immer noch die Frauen übrig, und die wagten sie nun doch nicht zu töten. Felix’ Augen waren tränennass gewesen, als er erwiderte: »Nun gut. Aber hier ist wenigstens noch ein Geschenk von uns, damit Ihr etwas habt, das Euch an uns erinnert.«
    Sie hatten ihre Überraschung draußen vor der Tür gelagert und baten Theophilus, sich für einen Moment abzuwenden, während sie das Geschenk gemeinsam hereintrugen. Der alte Arzt dachte, ihn erwarte nun vielleicht ein besonderer Wein oder ein wenig von dem geräucherten Keilerfleisch, das er sich, bevor die Feuer entzündet worden waren, so gern gegönnt hatte. Oder möglicherweise war es auch ein Töpfchen Oliven, das noch von der letzten Schiffsladung im Herbst stammte und so lange an einem kühlen Ort verwahrt worden war. Dann, für einen kurzen Moment, war eine Art hechelnder Atem zu hören gewesen, und Theophilus befürchtete schon, dass seine Schüler ihm nun einen jungen Hund schenkten. Panik ergriff ihn, denn er hatte noch nie einen Hund besessen und war sich auch nicht sicher, ob er jemals sein Herz so bedingungslos verschenken wollt, nur damit es ihm dann irgendwann unweigerlich wieder gebrochen würde. Er hatte dieses Trauerspiel bereits bei genügend anderen Hundebesitzern beobachten können.
    Aber nein, es war kein Hund, sondern ein Schwert. Und das war in der Tat eine gelungene Überraschung. Die Klinge war von mittlerer Länge, ein wenig kürzer, als man sie in den Stämmen bevorzugte - andererseits aber kämpften die Stammesmitglieder ja in der Regel allein von einem Pferderücken aus, und dies nicht etwa, weil sie ihre Feinde aus dieser Position besser töten könnten, sondern einfach der größeren Ehre halber. Das Schwert von Felix und Gaius war also etwas kürzer als das der Feinde Roms, aber wiederum länger als die zweischneidigen Schwerter der Legionare, die speziell dafür gedacht waren, um zwar zwischen den zusammengeschobenen Schilden hindurchstechen zu können, aber dennoch nicht so lang sein durften, dass sie den Bewegungsspielraum der Männer hinter den Schilden einschränkten. Das Eisen der Waffe, die Gaius und Felix Theophilus überreichten, war so gewissenhaft poliert worden, dass sich hell das Licht darin spiegelte, während das Heft aus rotem Kupfer und Gold gefertigt war und die Form des Sonnenhundes hatte, jenes Tieres, welches das persönliche Symbol Cunobelins gewesen war, ehe dieser seine Herrschaft verlor.
    Plötzlich wurde Theophilus bewusst, dass er mit hängendem Unterkiefer dastand: »Ich weiß nicht...«
    »Ihr wisst nicht, wie man mit so etwas umgeht. Das war uns längst klar.« Felix

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