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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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der Nähe und durchtränkt mit dem salzigen Wasser des Meeres, was seinen Geruch sicherlich nicht verbessert hatte. »Was mich betrifft«, entgegnete der Gouverneur, »glaube ich sowieso nicht mehr, dass ich noch den Luxus eines gesegneten Alters erleben werde. Besonders nicht nach dem heutigen Desaster. Entweder wir schaffen es also, diese Insel einzunehmen und alle, die zurzeit darauf leben, auszulöschen, oder aber wir werden selbst mit dem Tode bestraft. Sicherlich, auch während der Eroberung der Insel könnten wir umkommen, aber das wäre immer noch besser als das, was uns auf Caesars Befehl hin angetan würde, wenn wir als kläglich Besiegte wieder zu ihm zurückkehren müssten. Also, fällt Euch vielleicht noch ein besseres Argument ein - außer der Erschöpfung und der Kameradschaft Eurer Männer, meine ich -, warum ich die, die mich enttäuscht haben, nun nicht trotz allem den Zorn Roms spüren lassen sollte?«
    Natürlich hatte Corvus längst begriffen, dass allein die Tatsache, eine gute halbe Legion aus den Fängen des Hades gerettet zu haben, noch lange nicht ausreichte, um diese Männer anschließend ungescholten einfach wieder zu Kräften kommen zu lassen. Noch während er sich aus dem Wasser zurück ans Festland geschleppt hatte, war ihm dies bereits klar gewesen. Doch das war nicht die einzige Erkenntnis gewesen, die ihm in diesem Moment gekommen war, und so weihte er den Gouverneur schließlich auch noch in den Rest seiner ursprünglich nur privaten Sichtweise der Situation ein.
    Ruhig, entschlossen und im vollen Bewusstsein dessen, was er da gerade tat, erklärte Corvus: »Ja, ich habe noch ein besseres Argument. Und zwar dürft Ihr die Männer schon allein deshalb nicht dezimieren lassen, weil Ihr einfach nicht das Recht dazu habt. Ihr habt Euch dieses Recht nicht verdient. Ihr wart nicht da, wart nicht bei ihnen, als meine Männer sich dem Feind stellten.«
    Corvus sah, wie der Gouverneur gegen ihn zum Schlag ausholte, und tat doch nichts, um diesem Schlag auszuweichen. Stattdessen spürte er, wie das Heft des Messers von Suetonius Paulinus ihn geradewegs an der linken Schläfe traf, genau an jener Stelle, wo eigentlich sein Helm ihn hätte schützen sollen - hätte er den nicht ebenfalls am Anleger von Mona von sich geschleudert.
    Er fühlte gerade noch das Entsetzen und die unmittelbar darauf einsetzende Wut, die er immer spürte, wenn jemand ihn geschlagen hatte. Dann aber nahm er nur noch wahr, wie er zu stürzen schien. Es war ein sehr tiefer Sturz, während dem Corvus die Gesichter all jener noch einmal vor seinem geistigen Auge auftauchen sah, denen er gerne wieder begegnen würde, wenn es ihm denn endlich einmal vergönnt sein sollte zu sterben. Andererseits wusste Corvus nur allzu gut, wie groß der Zorn des Gouverneurs war, sodass er nicht damit rechnete, schon allzu bald in die Gnade des Todes entlassen zu werden. Er sah gerade noch, wie Ursus ihm einen besorgten Blick zuwarf, war sich dann aber nicht mehr sicher, ob er dies nun tatsächlich beobachtet oder sich vielleicht auch nur eingebildet hatte. Plötzlich entdeckte er Valerius, wie dieser auf seinem verrückten Pferd herangeritten kam, und von diesem Augenblick an wusste Corvus mit letzter Sicherheit, dass er in Ohnmacht gefallen war. Und endlich, nachdem schließlich auch das Bild von Valerius wieder verblasst war, fand Corvus in seiner Bewusstlosigkeit jene Freiheit, die er sich in der Realität niemals zugestanden hätte, und er umarmte in Gedanken einen dunkelhaarigen Alexandriner, jenen Mann, der ihm einst als Abschiedsgeschenk den Falken des Horus überreicht hatte und der danach nie mehr zu ihm zurückgekehrt war. Zum Schluss sah Corvus auch seine Mutter wieder, was ihn überraschte. Andererseits aber war er ja schließlich als Feind in das Land Brigas eingefallen, sodass es nur richtig war, wenn ihm nun seine Mutter erschien, um da zu sein, wenn das Leben ihres Sohns sein Ende nähme.
     
    Die Bataver feierten, und irgendjemand hatte ein Schwein geschlachtet.
    In einem wogenden Rhythmus drang der Lärm der weinseligen Gesänge an Corvus’ Ohr und verschwand dann wieder, ganz ähnlich den Wellenbewegungen der See, nur klangvoller. Im Übrigen passte das Kommen und Gehen der Gesänge auch viel besser zu dem pulsierenden Schmerz in seinem Schädel als das Rauschen des Meeres, einem Schmerz, der sich besonders in Corvus’ linker Schläfe zu konzentrieren schien. Im gleichen Tempo drang der Geruch nach ausgenommenem Schwein

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