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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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fragen, warum er Valerius trotzdem noch nicht wiedergefunden hatte und wo denn der Fehler lag, wo er in seiner Planung wohl trotz aller Mühen wieder einmal versagt hatte.
    Angekommen an dem Ort jenseits der Zeit, träumte Corvus schließlich von der Dezimierung seiner Kameraden und erlebte aufs Neue, was es bedeutete, einer kompletten Legion dabei zusehen zu müssen, wie jeweils neun von zehn Männern den zehnten mit Knüppeln zu Tode prügelten; wie Soldaten einen Mann töteten, mit dem sie bis dahin ihr Leben geteilt hatten, mit dem sie ihre Mahlzeiten eingenommen und Schlachten geschlagen und mit dem sie, in einigen Fällen, sogar ein Bett und Leidenschaft und Liebe geteilt hatten. In seinem Traum war Corvus in der Lage, diesem Massaker Einhalt zu gebieten, in seinem Leben jedoch hatte er dies nicht vermocht.
    Als er das nächste Mal erwachte, stellte er fest, dass irgendjemand die Zeltklappe nach oben geschlagen haben musste. Offenbar musste dieser Jemand gewusst haben, wie heilsam ein wenig frische Luft bei Kopfschmerzen doch sein konnte. Die Brise, die Corvus nun über das Gesicht streichelte, war sanft und ganz und gar nicht so streng wie der schneidende Wind auf Mona, der diesen heimtückischen Rauch und die Schreie längst verstorbener Männer und alter Frauen mit sich getragen hatte. Der Geruch nach Schwein und frischem Blut hatte sich verwandelt in den Duft von gebratenem Fleisch. Und das wiederum bedeutete wohl nichts anderes, als dass während Corvus’ geistiger Abwesenheit irgendjemand befohlen haben musste, endlich auch das letzte noch verbliebene Mastschwein der Quinta Gallorum zu schlachten.
    Eine raue, müde Stimme sprach: »Na, das hat ja ganz schön lange gedauert, bis Ihr endlich wieder aufgewacht seid. So hart hat er Euch nun auch wieder nicht geschlagen. Ich dachte schon, die Träumer hätten Euch Eure Seele gestohlen, und dass ich nun Flavius ausschicken müsste, um zurück nach Mona zu schwimmen und sie Euch wiederzuholen. Und den Gefallen hätte er Euch sogar getan, das wisst Ihr genau. Nach unserem heutigen Erlebnis würde er Euch sogar bis in den Hades und wieder zurück folgen, und das, ohne auch nur ein einziges Mal zu murren.«
    »Ursus«, unterbrach Corvus seinen Dekurio mit tonloser Stimme, was recht unhöflich war, sodass er sich sogleich bemühte, ein wenig zu lächeln, um seiner knappen Bemerkung damit den Stachel zu rauben. Worauf Ursus anspielte, war im Übrigen ein Erlebnis gewesen, das sich früher am Tage zugetragen hatte. Corvus hatte nämlich mit außergewöhnlicher Reaktionsschnelle einen Schwerthieb abgewehrt, der Flavius ansonsten den Kopf abgetrennt hätte. Im Grunde war das zwar keine besonders verdienstvolle Tat gewesen, und Corvus hatte nicht gedacht, dass irgendjemand dies beobachtet hätte. Wahrscheinlich hatte auch niemand den Vorfall beobachtet, aber Flavius hatte anschließend allen davon berichtet, was wiederum einiges über Flavius’ Empfindungen aussagte - wenn Corvus nur wüsste, was.
    Er spielte mit dem Gedanken, sich nun aufzusetzen, entschied sich aber doch dagegen und starrte stattdessen nach oben und dann zur Seite auf die kleine, flackernde Specksteinlampe, die einige merkwürdig geformte Schatten auf seine, Corvus’, Brust warf. Eine Weile lang sah er diesen Schatten einfach nur zu, bis er entdeckte, dass über ihm das ranzige Wolfsfell ausgebreitet lag. Niemals, in den ganzen fünf Jahren, die er Ursus schon kannte, hatte dieser einem anderen Mann erlaubt, seinen Talisman auch nur mit dem Finger zu berühren.
    »Ich bin dir dankbarer, als ich in Worte fassen könnte«, fuhr Corvus müde fort. »Aber du solltest nicht hier sein. Nach dem heutigen Tag kann es für einen Mann unangenehme Konsequenzen haben, wenn man ihn in meiner Gesellschaft sieht.«
    Ursus saß gleich hinter Corvus’ Kopf und grinste. Aus Corvus’ Perspektive aber sah es so aus, als ob er in Wahrheit eines der Monster sei, denen Corvus am Strand von Mona begegnet war. Corvus schloss die Augen, um das Trugbild wieder zu vertreiben. Alles wurde schwarz. Da hörte er Ursus auch schon widersprechen: »Ach, ein Weilchen werde ich bestimmt noch ungestraft bei Euch sitzen dürfen. Zumindest so lange, wie Paulinus sich mit seinen Kurieren berät. Und deren Unterredung könnte sich allem Anschein nach bestimmt bis in den Morgen hinein erstrecken. Geschieht ja schließlich nicht alle Tage, dass die Fürstlichkeiten ihn einmal ganz persönlich anschreiben.«
    »Fürstlichkeiten?« Nun

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