Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
dahinter wachsende, frische Grün von Heidekraut und Birke erreichte.
    Während Bellos und Graine auf das Große Versammlungshaus zumarschierten, entdeckte Graine dicht an der Wasserlinie plötzlich ein Schwert und rannte zurück, um es zu holen. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nun mit einem Schwert in der Hand durch die Abenddämmerung auf das Haus der Träumer zuschritt.
     
    Corvus hatte sein Schwert fallen lassen, womit er sich unglücklicherweise selbst die Möglichkeit nahm, sich in die Klinge zu stürzen, und das, obwohl er kurz zuvor erst beschlossen hatte, sein Leben dem Gott des Meeres zu opfern.
    Er watete aus dem Wasser und beobachtete, wie seine Stute, kaum dass sie sich mit letzter Kraft an Land geschleppt hatte, plötzlich in die Knie sank und mitten auf dem harten Fels des Festlands auf die Seite stürzte. Sofort ließ auch Corvus sich neben ihr zu Boden fallen und legte prüfend eine Hand auf ihr Herz. Schwach und unregelmäßig spürte er es unter seinen Fingern pochen, doch immerhin schlug ihr Herz noch. Sie lebte. Und das war wichtiger als alles andere - wichtiger als Ursus und Sabinius und Flavius, wichtiger als die Frage, wie diese den quälend langen, verzweifelten Rückzug verkraftet hatten, für den sie abermals die Meerenge hatten durchschwimmen müssen, wichtiger sogar noch als sämtliche überlebenden Männer der Zwanzigsten Legion zusammengenommen. Jene treuen Kameraden, die seinen, Corvus’, Befehlen selbst durch den Nebel ihrer Albträume hindurch Folge geleistet hatten und die sich über eine Strecke von mehr als anderthalb Kilometern hungrigen, zornigen Ozeans schließlich wieder in die Sicherheit ihres Lagers gerettet hatten. Hinter diesem Tier musste selbst die normalerweise durchaus bedeutsame Anwesenheit von Suetonius Paulinus zurückstehen, Gouverneur von ganz Britannien durch des Kaisers Gnaden, Sinnbild der immerwährenden kaiserlichen Präsenz und beauftragt mit der Aufgabe, auch den Westen Britanniens dem kaiserlichen Willen zu unterwerfen oder aber bei diesem Versuch umzukommen.
    Nicht weniger als dreitausend Männer hatten für das Gelingen dieses Unterfangens mittlerweile bereits ihr Leben gelassen, ohne dass der Kaiser seinem Ziel dadurch näher gekommen wäre. Der Gouverneur hingegen lebte noch immer. Zudem waren annähernd weitere zweitausend Legionssoldaten zwar nicht als Sieger aus den zahlreichen Kämpfen mit den Wilden hervorgegangen, hatten die Schlachten aber zumindest lebend überstanden. Der Gouverneur jedoch betrachtete auch das keineswegs als irgendeine Art von Errungenschaft, denn einen Rückzug, das war allgemein bekannt, duldete er nicht.
    Nun wartete ebendieser Gouverneur am Ufer des Festlands. Dort, wo Heidekraut und Felsgestein aufeinandertrafen, stand er mit fest verschränkten Händen und mit so starren Gesichtszügen, als ob diese bereits aus jenem marmornen Gedenkstein gemeißelt wären, den man ihm zu Ehren zweifellos eines Tages einmal errichten würde. Ohne zu jener Stelle hinabzuschauen, wo Corvus neben seinem Pferd kniete, erklärte er mit nüchterner Stimme: »Präfekt, Ihr werdet Euch für Euer Vorgehen verantworten müssen.«
    Corvus kämpfte sich wieder auf die Füße. Seine Zähne klapperten, doch er konnte nicht das Geringste dagegen tun. Sein Leib zitterte, als litte er unter der Schüttellähmung, und mechanisch und rein gewohnheitsmäßig glitt seine Hand zu jener Stelle hinab, wo eigentlich sein Schwertheft hätte sein sollen. Nur unter Mühen erinnerte er sich wieder daran, dass er seine Waffe ja schon vor geraumer Zeit losgeschnallt hatte und dass sie ihm am Strand von Mona einfach aus der Hand geglitten war, und zwar in genau dem Augenblick, als er sein Pferd an jener Stelle zurück in die Fluten geschickt hatte, wo die Strömungen eindeutig tödlich zu sein schienen und wo bereits zwei Leichter gekentert waren.
    Corvus war gefangen gewesen in einer Welt und in einer Zeit, in der er glaubte, auf nichts mehr vertrauen zu können, angefangen mit der Festigkeit des Bodens unter seinen Füßen bis hin zu der Identität der Männer an seiner Seite, die sich langsam in Raben zu verwandeln schienen. Folglich hatte er es in jenem Zustand für einen Akt außergewöhnlicher geistiger Klarheit gehalten, dass er immerhin noch klug genug war, die schwere Masse an Eisen um seine Hüfte abzulegen. Ein Teil von ihm glaubte im Übrigen weiterhin, dass dies die richtige Entscheidung gewesen war.
    »Habt Ihr jemals einer Dezimierung

Weitere Kostenlose Bücher