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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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in seine Nase und verblasste schließlich wieder. Doch selbst dieser wahrlich durchdringende Geruch schaffte es nicht, den Gestank von nassem Wolfsfell zu übertünchen, der sich hartnäckig in Corvus’ Nase und Kopf und in seinen beiden Lungenflügeln festgesetzt zu haben schien und penetrant nach monatealtem Fisch roch.
    Corvus rührte sich nicht. Er lag einfach nur da und genoss dankbar die im Grunde ekelerregende Geruchsmischung. Schließlich bedeutete dieser Gestank ja, dass er, Corvus, wenn er diese Welt denn nun verlassen müsste, wenigsten noch riechen konnte, um sich damit später an seine Erlebnisse auf Erden erinnern zu können.
    Mehr noch als die Gerüche aber erstaunte Corvus, dass er unter einer Decke lag. Und über seinem Kopf befand sich ein ledernes Zeltdach, auf das in unregelmäßigem Stakkato der Regen tröpfelte und damit den Rhythmus der batavischen Chöre verzerrte. Im Übrigen hatte die Luft einen angenehm feuchten Geruch - von dem ranzigen Gestank des Wolfsfells einmal abgesehen. Corvus lag auf Leinen gebettet und trug auch nicht mehr länger seine Rüstung. Irgendjemand hatte ihn entkleidet und gewaschen. Sein Gesicht fühlte sich glatt und sauber an, und er schmeckte auch keine Sole mehr, wenn er sich über die Lippen leckte. Und obwohl er es noch immer nicht schaffte, die Augen zu öffnen, so verriet ihm die fast schon beißend kühle Luft doch, dass es bereits Nacht war.
    Die zweite große Überraschung, die Corvus erst jetzt bewusst wurde, war, dass er auch gar keine Schmerzen mehr spürte. Nur sein Kopf tat ihm noch weh, und er fühlte sich an wie ein zerschlagenes Ei, aus dem langsam Corvus’ sämtliches Denkvermögen rann und sich in einem heillosen Durcheinander auf dem Boden seines Feldbetts zu sammeln schien. Doch diesen Verlust seiner Geisteskraft erlebte er nicht zum ersten Mal, und es war Theophilus gewesen, der Corvus damals ein Heilmittel gegen dessen quälende Kopfschmerzen verabreicht hatte. Corvus dachte eine Weile lang über Theophilus nach und darüber, wie dieser wohl die Neuigkeit aufnehmen würde, dass sein Freund, der Präfekt, exekutiert worden war, weil er in der Ausübung seiner Pflichten versagt hatte.
    Wie gerne wäre er nun zu seinem Freund und Arzt gegangen, hätte ihm erklärt, welches Opfer er mit seinem Tod gebracht hatte, welche Verpflichtung er eingegangen war und wie gerne er diese erfüllt hatte. Und er wollte, dass nicht nur Theophilus, sondern auch noch so viele andere erfuhren, was er, Corvus, gegeben, wollte, dass selbst die Götter begriffen, was er getan hatte, und dass sie den Gedanken, der dahintersteckte, lobpreisten - und dass sie ihm nicht seine Ehre absprachen, egal, wie Rom auch über die Sache urteilen mochte. Es verwunderte Corvus, wie groß doch sein eigener Stolz war. Er hatte Jahre des Kampfes durchgemacht, Jahre, in denen stets allein die Dicke seiner Haut und die Schärfe des Schwertes, das diese schon bald durchtrennen könnte, über sein Weiterleben oder aber den baldigen Tod entschieden hatten. Und während all dieser Jahre hatte er immer gedacht, dass es im Grunde doch bloß darum ginge, dass man lebte, und vor allem, dass man gut lebte. Die Art und der Zeitpunkt seines Todes aber schienen ihm stets nur zweitrangig zu sein. Zudem hatte Luain mac Calma, dem Corvus auf ewig seinen tiefsten Respekt entgegenbrachte, einmal etwas ganz Ähnliches gesagt: Nimm das Leben, das die Götter dir schenken, und lebe es, so gut es nur irgend geht. Und bleibe deinem eigenen Herzen treu.
    Mittlerweile erahnte Corvus, dass Luain mac Calma Dinge sehen konnte, die er selbst offenbar nicht erkannte, und dass der Träumer es sicherlich nicht gutheißen würde, dass Corvus sein Leben Manannan, dem Gott des Meeres, hatte opfern wollen. Zumal er dies auch nur deshalb getan hätte, weil er hoffte, damit den Zorn eines anderen Mannes beschwichtigen zu können.
    In der schier nicht enden wollenden Dunkelheit seines Geistes hörte Corvus die Stimme des Vorsitzenden des Ältestenrats flüstern, während hinter ihm das Meer von Manannan rauschte: Und wenn du die weiteren Schritte in deinem Leben von nun an mit etwas mehr Sorgfalt planst, dann, so glaube ich zumindest, wirst du meinen Sohn in diesem Leben auch noch mindestens einmal wiedersehen ...
    Und Corvus dachte, er hätte seine Schritte diesmal in der Tat überaus sorgsam geplant… Über diesem Gedanken schlief er ein, tastete im Traum nach Theophilus und dem Vorsitzenden des Ältestenrats, um sie zu

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