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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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beider Vergehen zusammen, so kann ich doch in jedem Fall nur einmal sterben. Du und Sabinius dagegen, ihr habt das Leben noch vor euch. Und was Flavius angeht, so glaube ich, dass der sein eigener Feind ist, und ehe der irgendjemand anderen an den Galgen liefert, bringt er sich doch eher selbst um. Aber wenn ihr beide, du und Sabinius, meint, dass er euch zum Problem werden könnte, dürft ihr morgen gerne selbst darüber entscheiden, was ihr mit ihm anfangen wollt. Morgen oder an irgendeinem anderen Tag, je nachdem, wann Flavius wieder vergessen hat, dass ich ihm heute das Leben gerettet habe. In der Zwischenzeit würde ich dich gerne bitten, den Batavern vielleicht eine kleine Gefälligkeit zu entlocken und mir etwas von deren Schweinefleisch zu bringen. Ansonsten könnte es gut passieren, dass ich mich auf dein kostbares Wolfsfell übergebe.«
    Plötzlich ertönte hinter der Zeltklappe eine Stimme: »Das habe ich schon erledigt, hier ist etwas Fleisch für Euch. Und es ist durchaus möglich, dass ich mein eigener Feind bin. Aber ich werde trotzdem nicht vergessen, was Ihr für mich getan habt.«
    Plötzlich nahm die Luft im Zelt einen säuerlichen Geruch an. Der Duft des gebratenen Schweinefleischs war überwältigend würzig und köstlich, und dennoch schaffte er es noch nicht einmal ansatzweise, den Gestank des nassen Wolfsfells zu übertünchen. Corvus schloss die Augen, dann öffnete er sie wieder. »Es tut mir leid.« Doch zu seinen Füßen schien sich bereits ein gähnender Abgrund aufgetan zu haben. Haltlos fielen die Worte in die Tiefe. Eine einfache Entschuldigung reichte hier nicht mehr aus, würde niemals ausreichen können.
    Unmittelbar vor der Tür, noch nicht ganz im Inneren des Zelts, stand Flavius. Müde schüttelte er den Kopf. »Ihr habt nur gesagt, was Ihr denkt. Und auch Ursus hat nur gesagt, was er meint. Vielleicht hat er damit sogar recht. Hätte ich heute Morgen nicht gesehen, wie Ihr den Schwerthieb des Zenturios von mir abgewehrt habt, vielleicht würde ich dann in genau diesem Moment mit dem Prokurator sprechen. Oder auch morgen, wann auch immer mir diese Geschichte wieder eingefallen wäre oder auch nicht. Aber andererseits, selbst wenn ich irgendwann mit dem Gouverneur sprechen würde, könnte das bereits zu spät sein. Ich bin schließlich nicht der Einzige, der weiß, was Ihr getan habt. Denn wir waren insgesamt zwanzig Männer, die mit Euch in die Siedlung der Eceni geritten sind, um dort den Prokurator zu bezwingen. Und ich war sicherlich nicht der Einzige, der begriffen hat, wen wir da eigentlich vor dem sicheren Tod gerettet haben. Wenn Ihr also glaubt, dass nur ich auf die Idee gekommen wäre, mir mein eigenes Leben zu erkaufen, indem ich meinen Vorgesetzten verrate, seid Ihr ein noch größerer Narr, als ich ohnehin schon von Euch dachte.«
    Flavius ließ den Blick einmal über Corvus’ gesamten Körper schweifen, begonnen bei den Wunden an dessen Fußgelenken, die er sich an Bord zugezogen hatte, über die knotige Narbe unter seinen Rippen, die von einem Speerstoß herrührte, bis zu der frischen, offenbar schmerzhaft pochenden Verletzung an dessen linker Gesichtshälfte. Und irgendetwas flackerte dabei in Flavius’ Augen auf. Vielleicht war es Kummer gewesen oder auch Boshaftigkeit oder Verachtung oder das Versprechen von Vergeltung, das er sich noch für einen späteren Zeitpunkt aufheben wollte.
    »In jedem Fall möchte der Gouverneur Euch jetzt gern in seinem Zelt sprechen. Er hat ein Tribunal zusammengerufen. Aber vorher solltet Ihr Euch wieder ankleiden.«
    Flavius hatte ein hölzernes Brett mitgebracht, auf dem drei Scheiben heißen Schweinefleischs lagen, neben denen sich wiederum ein Häufchen Oliven befand. Das Fleisch war vorzüglich gegart, in der Mitte noch leicht rosa, die knusprige Kruste war gebräunt und delikat gewürzt, und die Oliven waren bereits entkernt. Flavius setzte sein Geschenk an der Schwelle zu Corvus’ Zelt ab und trat wieder zurück in die wolkenlose Nacht. Er wandte sich um, ging drei Schritte, machte dann aber noch einmal kehrt, und mit kummervollem Gesicht, den Mund vor innerer Qual verzerrt, blickte er seinen Präfekten an.
    Die Stimme schwer vor lauter Gram sagte er: »Ich hatte wirklich mehr von Euch erwartet.«
     
    Es war von Anfang an ein Risiko gewesen. Von dem Augenblick an, als Corvus mit den zwanzig Legionaren, die zu seinem persönlichen Gefolge gehörten, in die Siedlung der Eceni geritten war und dann gesehen hatte, wie eine

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