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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Gouverneur jetzt wohl etwas anders ausfallen, und Ihr und ich und Sabinius könnten uns schon einmal unseren Grabstein aussuchen. Denn dass Ihr den Gouverneur einen Feigling genannt habt, das wird er Euch vielleicht noch vergeben. War ja auch sonst niemand anwesend, der das mitgehört hätte. Aber wenn Paulinus der Ansicht wäre, dass Ihr ausgerechnet jener Rebellin, die nun das Feuer unter dem Hintern der östlichen Stämme entzündet hat, die Freiheit geschenkt habt - also, das würde er Euch mit Sicherheit nicht verzeihen. Präfekt, hört Ihr mir eigentlich zu?«
    Die Neunte Legion gibt es nicht mehr. Die Eceni haben Arminius’ Taktik vom Rhein augewendet ... Nein, nicht die Eceni. Sondern Valerius. Niemand sonst hätte Rom auf die gleiche Weise verraten können, wie es zuvor nur Arminius gewagt hatte. Vor seinem inneren Auge sah Corvus Valerius wieder vor sich. Sah noch einmal, wie dieser mitten in der Eceni-Siedlung auf diesem wahnsinnigen Pferd thronte, den Prokurator zu seinen Füßen. Und schon in jenem Moment hatte Corvus begriffen, dass Valerius sich offenbar wieder seiner Schwester anschließen wollte. Wenn diese überleben würde. Und wenn auch der Rest des Volkes der Eceni bereit wäre, ihn wieder bei sich aufzunehmen, statt ihn noch auf der Grenze zu ihrem Stammesgebiet zu steinigen.
    Wenn man diese Geschichte mit einem gewissen zeitlichen Abstand betrachtete, wenn man sich in die Sichtweise der Stämme hineindachte und auch alles das mit einbezog, was Corvus in der Zwischenzeit noch über den Krieg zwischen den Römern und den Stämmen gelernt hatte, dann konnte man durchaus glauben, dass die Götter Valerius’ gesamtes Leben allein im Hinblick auf diese eine Aufgabe geprägt hatten: die Vernichtung der römischen Besatzer. Sofern man denn an Götter glaubte und daran, dass sie sich ihre Menschen zumeist nach ihren ganz eigenen Plänen zurechtschmiedeten. Im Augenblick jedenfalls wollte Corvus nur allzu gerne an irgendetwas glauben, das das Leben der Menschen formte und das auch alles das bestimmte, was einen nach dem Leben noch erwartete. Im Tode, genauso wie im Traum, ist alles möglich... Und auch das hätte Corvus in diesem Moment nur allzu gerne geglaubt.
    Plötzlich und scharf wie ein Messer drang die Erkenntnis in ihn ein, dass er Valerius wohl auf immer verloren hatte, und alles um ihn herum schien schwarz zu werden. Dann hörte er sich zu seinem eigenen Erstaunen plötzlich sagen: »Aber natürlich. Ich höre dir doch grundsätzlich zu. Und wenn du auch nur einen Funken Verstand im Leibe hättest, würdest du jetzt Flavius’ Aufgabe übernehmen und dem Gouverneur von meiner Tat berichten.«
    Corvus wartete auf eine passende Antwort, nahm aber nur Schweigen wahr. Langsam ließ er die Hände von seinem Gesicht sinken und blickte in die kleine, doch schmerzend helle Flamme der Specksteinlampe.
    Ursus starrte seinen Vorgesetzten sprachlos an. »Nein, Ihr habt mir offenbar gar nicht zugehört. Denn was ich sagen will, ist doch, dass auf Flavius so oder so kein Verlass ist. Er liebt Euch, und nun verdankt er Euch auch noch sein Leben. Und darum wiederum liebt er Euch nicht nur, sondern hasst Euch auch gleichzeitig. Und eines Tages wird er Euch verraten, weil er einfach ein Schwätzer ist. An die Folgen dessen, was er sagt, denkt er doch meistens erst hinterher. Ich dachte also, Ihr würdet Euch dieses Problems schon wesentlich eher annehmen. Aber das habt Ihr nicht getan. Ihr hättet ihn doch einfach da hinten auf dem Küstenstreifen verrecken lassen können. Hättet ihm ja noch nicht einmal selbst etwas antun müssen. Niemand hätte jemals davon erfahren.«
    »Vielleicht.« Der Duft von geröstetem Schwein erreichte gleichzeitig sowohl Corvus’ Magen als auch seine Nase. Hunger und Übelkeit schienen ihn schier zwischen sich zerreißen zu wollen, und der Mund wurde ihm wässrig. Manchmal half es ja, in solchen Momenten trotz der Übelkeit einfach etwas zu essen. Aber er hatte diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, da bedauerte er ihn auch schon wieder.
    Langsam stieg ihm ein bitterer Geschmack die Kehle empor, und er entgegnete: »Ich bin doch ohnehin so gut wie verloren. Von mir aus soll der Gouverneur mich morgen früh ruhig aufknüpfen, als Strafe dafür, dass ich den Rückzug von Mona befohlen habe. Oder auch dafür, dass ich Breaca von den Eceni vor der Kreuzigung durch den Prokurator bewahrt habe. Aber ganz gleich, ob nun wegen der einen Sache oder der anderen oder auch wegen

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