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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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die Münder. Eine von ihnen gab einen erschrockenen, hohen Laut von sich, wurde von den anderen aber mit leisem »Schschsch!« sofort wieder zum Schweigen gebracht. Breaca schaute an sich herab, erkannte, dass auf ihrer Tunika frisches Blut klebte, konnte sich in ihrer grenzenlosen Erschöpfung nun jedoch nicht mehr dazu überwinden, die Flecken durch irgendetwas abzudecken - nicht einmal den Kindern zuliebe.
    »Was ist denn mit dem vierten Mädchen passiert?«, erkundigte sie sich schließlich. »Ich meine das mit dem rostroten Haar und der Nase von einem von Cunobelins Träumern?«
    Die junge Kriegerin blickte Breaca eindringlich an. Dann entgegnete sie in gedehntem Tonfall: »Ihre Mutter ist gekommen, um sie zu holen. Du selbst hast sie doch zu uns geschickt, mit einem Büschel Haare von deinem Hund als Beweis, dass sie tatsächlich mit dir gesprochen hat. Sie sagte, du hättest ihr versprochen, dass ihr nichts geschehen würde und dass sie gehen könne, wohin sie wolle. Wir waren der festen Ansicht, dass sie die Wahrheit sagte. Wie sonst hätte sie lebend aus dem Tempel entkommen sollen?« Die junge Frau runzelte die Stirn und schien nun ernsthaft verwirrt. »Haben wir uns etwa geirrt?«
    »Nein, ihr habt euch nicht geirrt. Die Einzige, die da wohl etwas missverstanden hat, bin ich. Ich dachte, dass sie hierbleiben würde. Aber andererseits gab es dazu ja keinen zwingenden Anlass.«
    Zumindest, wenn man mal davon absah, dass die Frau nirgendwo hingehen konnte in einer Stadt, von der nach dem Feuer nur noch Schutt und Asche übrig geblieben waren.
    Breaca schenkte der Kriegerin ein aufmunterndes Lächeln und wandte sich anschließend mit ein paar freundlichen Worten an die Kinder, damit diese sich nicht länger fürchteten vor dem frischen Blut auf ihrer Tunika, dem Schweiß und den feinen Spritzern von körperlichen Ausscheidungen, die ihr Gesicht bedeckten.
    Nachdem sie sich von dem Grüppchen verabschiedet hatte, ging sie noch einmal zu Airmid und Theophilus, um nach den Verwundeten zu sehen, um abschätzen zu können, wie viele Opfer der Tag wohl gefordert hatte, und um sich endlich mit ihren Gefolgsleuten beraten zu können. Sie musste herausfinden, wie man einem faktisch führungslosen Heer wieder einen Anführer geben könnte.
    Breaca strebte in Richtung Osten, über das kurz geschorene Gras hinweg in Richtung der runden Koppel, auf der sonst die Pferde zugeritten wurden und wo nun die Verwundeten lagen. Nur durch Zufall drehte sie sich auf diesem Weg noch einmal kurz um und schaute zurück zum Tempel.
    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand bereits wieder verlassen, und genau in dem Augenblick, als Breaca nachdenklich die Tempelruine betrachtete, glitt der letzte silberne Sonnenstrahl über die bronzenen Pforten - und erlosch. Das Feuer des Gottes brannte nicht mehr, zurück blieben nur die riesigen, bronzenen Platten, die in dem milder gewordenen Licht mit einem Mal seltsam konturlos erschienen.
    Und doch ging mit diesem Anblick auch eine gewisse Erinnerung einher, ein so leiser Gedanke, dass Breaca ihn fast überhört hätte. Lange Zeit stand sie da, betrachtete das vage Gebilde, das vor ihr inneres Auge getreten war. Endlich erkannte sie die Silhouette, konnte der groben Kontur einen Namen geben und sah klar ihre Botschaft vor sich.
    Nach dieser Erkenntnis ging sie nicht mehr zu den Zelten mit den Verwundeten hinüber, sondern machte einen weiten Bogen um die spitzgiebeligen Sonnensegel auf dem einstigen Gelände des Pferdemarkts und wanderte in südlicher Richtung über einen alten Pfad, sodass sie ganz allein und ohne den griechischen Arzt, der ihr seine Unterstützung aufdrängte, zurückkehren konnte in die Vergangenheit und in die Gesellschaft der Toten.

XXVIII
    Cunomar lag bäuchlings auf einem Mosaik aus rosafarbenem und grauem Marmor, das Kinn auf die Faust gestützt, um besser die schwarze Eichentür im Auge behalten zu können, die den verborgenen Hintereingang zu Claudius’ Tempel bildete.
    Um ihn herum erstreckte sich ein kunstvoll angelegter, von einer Mauer umschlossener Garten, der mit der Rückseite an die zu dem Haus eines Zenturionen gehörigen Sklavenunterkünfte angrenzte. Obgleich der Sommer noch kaum begonnen hatte, war der Garten bereits von Efeu und einer früh blühenden Windenart überwuchert, deren Ranken einen dichten, alles unter sich erstickenden Teppich bildeten, durchsetzt mit weißen, noch geschlossenen Blüten.
    Die Gartenmauer war äußerst stabil und nicht dafür

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