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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Beerdigungszeremonie bin ich hier auf Caradoc getroffen. Wir haben miteinander gekämpft. Er hatte gerade eine andere Frau mit Cygfa geschwängert, und ich hatte das nicht gewusst. Damals waren diese Dinge noch von Bedeutung. Ich wollte meinen Ring auf deine Bahre legen. Als Ehrbezeugung dir gegenüber. Caradoc aber hat mich davon abgehalten und gesagt, dass du nicht wollen würdest, dass ich meine Geschenk wieder zurückgebe.«
    Und wie in so vielen Angelegenheiten wusste mein dritter Sohn mich einfach am besten einzuschätzen. Ich werde es auf ewig bedauern, dass ich ihn nicht mehr von meiner Liebe habe spüren lassen.
    »Hättest du ihn mehr geliebt, wäre er mit Sicherheit ein anderer Mann geworden... ein Mann von weniger menschlicher Größe.« Diese Wahrheit war eine ganz neue Erkenntnis, die sie nun miteinander teilten. Breaca hieb mit zunehmender Kraft in die erdige Mauer ein. »Wenn ich mich an Caradoc zurückerinnere, dann erinnere ich mich auch automatisch an das letzte Mal, als ich dich lebend gesehen habe. Du hattest mich deine Tochter genannt und hast mir einen Eid geschworen.« Energisch brachte sie die Worte hervor, auf dass ihr Echo von den gewölbten Wänden wieder zurückgeworfen würde. »›Offenbar lag es nicht in der Macht der Götter, mir eine Tochter zu schenken. Doch vielleicht scheinen mir in dir ja ein paar Grundzüge dieses Glücks vergönnt. Solltest du jemals im Namen des Sonnenhundes um Hilfe bitten, wird diese Hilfe dir gewährt werden bis ans Ende der Welt und noch über die vier Himmelsrichtungen hinaus.‹«
    ... bis ans Ende der Welt und noch über die vier Himmelsrichtungen hinaus.
    Im vollkommenen Gleichklang sprachen ihrer beider Stimmen diesen Schwur; die Stimme des Toten allerdings war die kräftigere von beiden.
    »Bindet der Schwur dich auch über den Tod hinaus?«, fragte Breaca.
    Natürlich. Wer einen Schwur ablegt, bindet sich damit grundsätzlich bis in alle Ewigkeit. Und diese Erfahrung
    wirst auch du noch machen. Humor verlieh seinen Worten einen warmen Klang. Doch da war auch noch ein anderer Unterton, womöglich ein Hauch von Bedauern. Was wünschst du dir denn nun von mir, von einem Mann, der sich durch seinen eigenen Schwur dazu verpflichtet hat, dir keinen Wunsch auszuschlagen? Wünschst du dir, von mir geheilt zu werden? Als ich noch lebte, hättest du dich mir niemals so vorbehaltlos anvertraut. Nun aber magst du dich endlich in meine Obhut begeben - meine Tochter im Geiste?
    Seine Stimme hatte einen Bereich in Breacas Innerem berührt, zu dem sein Lächeln und das Gefühl seiner Gegenwart nicht hatten vordringen können. Wahrheitsgemäß entgegnete Breaca nun: »Du bist der Großvater meiner Kinder. Solltest du mir also anbieten, mich zu heilen, würde ich diese Geste willkommen heißen und darauf vertrauen, dass ich genau diese Heilung früher oder später auch gewiss werde erfahren dürfen.«
    Immer schneller gab die irdene Mauer unter Breacas Messer nach. Schließlich hieb sie durch noch feuchten Humus und dann geradewegs ins Leere, in die frische, klare Luft jenseits des Grabhügels. Sofort sandte die Abendsonne einen feinen Strahl durch die entstandene Lücke und warf ihr bernsteinfarbenes Licht über den Boden und zu Füßen des Sonnenhundes.
    Jetzt war er deutlicher zu erkennen. Ein starker Mann mit einer üppigen, gelbbraunen Mähne und genau jenen wolkengrauen Augen, die Breaca auch an seinem Sohn so sehr geliebt hatte. Nachdenklich schaute er sie an. Sein Lächeln war verblasst.
    Du erinnerst dich ja offenbar noch an vieles. Aber erinnerst du dich auch noch an die Prophezeiung der Träumerin der Ahnen?
    Kaum, dass Breaca die Worte wahrgenommen hatte, stieg ein Gefühl der Vorsicht in ihrem Inneren auf; wie mit kleinen Nadelstichen kroch es ihr Rückgrat empor und dann in ihr Bewusstsein. Und erst jetzt erinnerte sie sich klar daran, mit wem sie da eigentlich gerade sprach: Sie sprach mit jenem Mann, der grundsätzlich aus jedem Kriegertanz als der Gewinner hervorgegangen war und der auch nie aufgehört hatte, dieses Spiel zu spielen. Sie wandte sich um und legte abermals das Messer auf der Erde ab. Und erstmals schenkte sie dem Geist von Cunobelin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Diese Prophezeiung kann man ja schwerlich vergessen«, antwortete Breaca. »Allein aufgrund dieser Weissagung habe ich meine Kinder in den Osten geführt, in dem sicheren Wissen, dass ich sie damit womöglich verlieren würde. Und allein wegen dieser Prophezeiung musste

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