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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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meine
    Tochter schließlich ungeheilt wieder in den Westen zurückkehren. Mein Sohn versucht währenddessen, sein Leben irgendwie um diese Vorhersage herum zu arrangieren, versucht, etwas zu sein, das er doch nicht versteht.«
    Der Funken, der vor dem Sonnenlicht zu schweben schien, wurde noch deutlicher, und die Luft, die diesen Funken umschloss, klarer. Man hat dir drei Aufgaben gestellt, die du bewältigen solltest , sagte er. Zähl sie mir noch einmal auf . Seine weichen Vokale schienen plötzlich scharf wie Eisensplitter.
    Es stellte keine große Schwierigkeit für Breaca dar, nun in Gedanken noch einmal den Pfad ihres Lebens zurückzuwandern, noch einmal die Höhle in den Bergen aufzusuchen, noch einmal der quälenden Gegenwart der Träumerin der Ahnen nachzuspüren... freiwillig allerdings hätte sie sich nicht an dieses Vorhaben gewagt.
    Ohne jeden Zweifel an ihrem eigenen Erinnerungsvermögen erklärte sie: »Die erste Aufgabe, die mir gestellt wurde, lautete, dass ich den Menschen wieder Herz und Mut verleihen müsste, zwei Dinge, die sie verloren hatten. Zweitens sollte ich einen Weg finden, die Krieger wieder zusammenzurufen, sollte sie mit Waffen ausrüsten und den Krieger mit den Augen und dem Herzen eines Träumers finden, der sie anführen würde. Und was die letzte Aufgabe angeht, so sollte ich unser Zeichen finden. Das Zeichen, das sowohl der Träumerin der Ahnen gehört als auch mir. Ich sollte jenen Ort in meiner Seele finden, an dem dieses Zeichen lebt.«
    Breaca atmete hastig, als sie schließlich endete. Ganz so, als ob sie mit Cunobelin in einem echten Wettkampf reale Klingen gekreuzt hätte. Zu ihrer eigenen Verteidigung schob sie hinterher: »Also, was die Revolte angeht, haben die Eceni ja nun unzweifelhaft die Energie zu einem Aufstand gefunden. Das Kriegsheer hat sich zusammengeschlossen und ist gut bewaffnet. Das Zeichen der Träumerin der Ahnen wiederum haben wir nun als das Zeichen Brigas erkannt. Und sollte dieses Zeichen auch in meiner Seele leben, liegt es allein an den Göttern, mir diesen Ort in meinem Inneren irgendwann einmal vor Augen zu führen. Ich habe getan, was ich nur konnte.«
    Nein, hast du nicht. Wer ist der Krieger mit den Augen und dem Herzen eines Träumers? Der, der als Einziger dein Volk zu führen vermag und der ihnen wieder ihr wahres
    Herz schenken könnte? Cunobelins Blick schien sich regelrecht in Breacas Innerstes hineinzubrennen, wie kleine Stücke geschmolzenen Feuersteins, die ihre Seele durchdrangen.
    Breaca wusste nicht, was sie darauf nun entgegnen sollte.
    Denk nach. Cunobelins Erscheinung wurde wieder blasser. Sowohl die Bedrohung als auch das Versprechen, die beide mit seinem Erscheinen einhergingen, wurden vager, weniger greifbar. Das, was von Cunobelin noch übrig war, rückte langsam auf Breaca zu, sodass sie jene Stelle in der Grabkammer, an der die Luft um seine Gestalt herumströmte, nun deutlich spüren konnte. Finde die Antwort. Denn dann wird alles Antwort sein. Denk nach.
    Damit legte er sanft eine Hand auf Breacas Kopf. Plötzlich war ihr kalt und heiß zugleich. Und es schloss sich eine Wolke der Fürsorge um sie, die so real zu sein schien, dass Breaca regelrecht erbebte unter diesem Gefühl der Liebe und durchdrungen war von einer neuen Leidenschaft für das Leben, einer Leidenschaft, die sie einst schon einmal verspürt, die sie zwischenzeitlich aber vergessen hatte.
    Es war mir eine große Freude, dich wiedersehen zu dürfen, meine Tochter im Geiste. Und da du im Augenblick offenbar ein wenig aufgewühlt bist, wäre es gut, wenn du das Fenster meiner Grabkammer nun ganz öffnest, damit Luain mac Calmas Traum wieder atmen kann .
    Fein wie Herbstregen ergoss sich seine immer leiser werdende Stimme über Breaca. Die Antwort liegt in der Frage. Und in der Frage liegt auch deine eigene Heilung. Also, denk einfach zuweilen mal an mein zweites Geschenk an dich zurück. Es fiel mir wahrlich nicht leicht, es dir zu geben.
     
    Leises Rascheln ertönte, als wenn Füße durch Gras streiften. Das Flüstern eines Umhangs war zu hören, jedoch nicht das von Theophilus’ Umhang. Dann sprach eine Stimme, die in diesem Fall eindeutig von einem lebenden Menschen stammte: »Breaca? Möchtest du allein sein?«
    Ein kleines Stück vor der offenen Grabkammer, sodass sie mit der Hand die Augen abschirmen musste vor der tief stehenden Westsonne, blieb die Heilerin und Träumerin stehen. Aufmerksam ließ sie den Blick über den kleinen Lichtstreif

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