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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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flogen schließlich in gerader Linie ihrem fernen Ziel entgegen, eine nach der anderen, bis insgesamt vier der sechs Tauben aufgestiegen waren.
    Der Gouverneur salutierte, ganz so, wie er auch vor einem Legaten salutiert hätte, der eine Legion in eine weit entfernte Schlacht führen würde. »Sollten die Träumer den Tauben ihre Falken auf den Leib hetzen, lasse ich sie allesamt ans Kreuz nageln.«
     
    Eilig ritten sie zurück in Richtung Westen. Niemand von ihnen verspürte das Bedürfnis hervorzuheben, dass ihr einziger Führer, der sie noch halbwegs sicher durch dieses Gebiet hätte geleiten können, gerade in den Tod geschickt worden war. Im Übrigen aber waren auch die noch verbliebenen vierzehn Männer unter dem Gouverneur jeder auf seine spezielle Art recht passable Fährtenleser, und gemeinsam konnten sie jeden Pfad, den sie einmal entlanggeritten waren, auch wieder zurückverfolgen. Als die Römer an den Spähern der Eceni vorbeigaloppierten, stießen diese ihren Schlachtruf aus, ein klagendes Heulen, das erst der eine ausstieß, dann der zweite übernahm und schließlich der dritte, und das dann immer so weiterging, noch lange, nachdem die Römer wieder außer Sichtweite waren.
    Als die Sonne hoch über den Köpfen der Reiter stand und sich gen Westen neigte, ließ Paulinus sein Pferd ein wenig zurückfallen und dirigierte es neben Corvus’ schwarzen Hengst.
    »Ihr versteht die Sprache der Wilden besser als die meisten anderen von uns. Was hat er vorhin gesagt, ehe er zu Vespasians Brücke hinunterritt?«
    »Gaius? Das war die Sprache der Ahnen, die er da gesprochen hat. Und er hat sein Leben und das seiner drei Söhne dem Lugh vom Glänzenden Speer anbefohlen, dem Gott der Sonne. In den Tagen, als die Götter noch jung waren, verspürte Lugh den Durst des ewigen Feuers, und er kam auf die Erde hinab, um seinen Durst zu stillen. Er leerte den Großen Fluss und legte dann seinen Kopf nieder, um zu ruhen. Daraufhin sandten Nemain und Manannan den Regen, damit dieser den Fluss wieder füllen möge. Der Strom schwoll sogar so stark an, dass er über die Ufer trat, der schlafende Gott aber wurde nicht berührt. Stattdessen wanden die Wassermassen sich um ihn herum und ließen ihn auf seinem trockenen Ruhebett weiterschlummern.«
    »Und darum ist dieser Strom jetzt ein heiliger Fluss? Und der Ort, um den er sich herumschlängelt und wo Vespasian die Brücke errichten ließ, ist ein ganz besonderer Ort?«
    »So ist es. Die Wilden hätten an dieser Stelle niemals eine Brücke errichtet. Und in ihrer Sprache trägt die Brücke auch nicht den Namen eines römischen Generals. In der Sprache der Wilden ist dieser Ort benannt nach jenem Gott, der ihm seinen heiligen Status verlieh, und die Ahnen nannten ihn Lugdunum.«
     
    Der Holunderstrauch am Fähranleger von Mona stand in voller Blüte. Eine wahre Kaskade von cremeweißem Schaum schien auf der zarten Brise zu tanzen, die von der See heraufstrich.
    Graine nahm sich eine der Dolden, zupfte einige Blüten heraus und aß sie, wobei sie die Pollen zuvor an ihrer Tunika abstreifte, sodass der grüne Stoff stellenweise in ein Smaragdgold überging. Graine rückte ein kleines Stück vor und ließ die Beine über den Rand der Eichenbohlen baumeln, auf denen sie gerade saß, und spürte, wie eine mächtige Woge sich erhob, um sanft ihre Füße zu küssen. Die Flut hatte ihren Höchststand erreicht und begrub die Überreste der Schlacht unter ihren graugrünen Wellen. Genau an der Wasserkante marschierte ein Krieger entlang, ihm dicht auf den Fersen ein junger Hund. Versunken in den Anblick der beiden stellte Graine zum ersten Mal fest, wie sehr sie Stone vermisste, seit sie ihn zurückgelassen hatte, damit er auf ihre Mutter Acht gab.
    Dann bemerkte sie, wie ein immer länger werdender Schatten über die Klippen am Fuße des Anlegers glitt, und im Geiste schloss sie hastig eine Wette mit sich selbst ab, zu wem dieser Schatten wohl gehören mochte - es kamen ja nur drei Menschen in Frage. Dies bedeutete aber zugleich, dass sie sich nicht sofort umdrehen konnte, um zu sehen, wer es war.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Sie verlor ihre Wette. »Natürlich.« Graine rutschte ein Stückchen zur Seite, nur gerade so weit, um nicht unhöflich zu erscheinen, und Luain mac Calma, der Älteste Träumer von Mona, lüpfte seine Tunika und setzte sich neben sie, wobei auch er seine langen dünnen Beine über den Rand des Anlegers ins Wasser baumeln ließ.
    »Was hast du gedacht, wer

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