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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Götter darum zu ersuchen, dass er das Unwetter bitte noch ein wenig schneller verscheuchen soll?« Neben Valerius hatte auch Theophilus sich unter das Vordach gedrängt und teilte damit dessen naive Vorstellung, dass sie unter dem kleinen Überhang weniger nass würden, als wenn sie einfach einen Schritt vorträten und sich mitten in den schier nicht enden wollenden Regenguss stellten. Ebenso gut hätten sie natürlich auch in voller Bekleidung in den vom Unwetter überschwemmten Flusslauf eintauchen können, der bereits weit über seine Ufer getreten war und nun durch die verbrannten Überreste der Siedlung bei Vespasians Brücke brauste.
    »Bis zum Mittag wird sich das wieder verzogen haben. Sobald die Götter sich einmal in Bewegung setzen, sind sie kurz darauf meist auch schon wieder verschwunden.«
    Damit trat Valerius tatsächlich einfach unter dem Vordach hervor und stand nun nackt im strömenden Regen. Bereits vor drei Tagen, noch ehe das Unwetter einsetzte, hatte er seine Oberbekleidung abgelegt. Am zweiten Tage dann verbannten er und - mit Ausnahme von Theophilus - auch alle anderen den Rest ihrer Kleidung, da sich diese schon bald als nicht nur nutzlos, sondern sogar als regelrecht hinderlich erwiesen hatte. Von da an war das Heer splitterfasernackt durch Schlamm und Feuerasche gestapft.
    Der Regen rann über Valerius’ Körper, sammelte sich in den kleinen Einbuchtungen über seinen Schlüsselbeinen und fiel dann glatt wie flüssige Laken über seine Haut. Allein die knotigen Narben riefen winzige Kräuselungen in der ansonsten glatten Wasserfläche hervor. Ein Mann mit dem nötigen Wissen konnte in diesen Narben die Geschichte eines ganzen Lebens lesen, womöglich sogar deren tiefere Bedeutung.
    Theophilus war einer dieser Männer, und aufmerksam ließ er den Blick über Valerius’ wulstige Male schweifen, ganz so, wie er auch aus den zerschundenen, landkartengleichen Körpern sämtlicher anderer Menschen um ihn herum zu lesen verstand. Doch trotz seiner Neugier folgte er Valerius nun nicht etwa in den Regen hinaus, sondern blieb zögerlich noch immer unter dem Zeltdach stehen. Aus Gründen, die mittlerweile auch er selbst nicht mehr so ganz verstand, die aber irgendetwas zu tun hatten mit Schamhaftigkeit und Würde und den Sitten seiner Jugendzeit, hatte er sich zwar seines Schuhwerks entledigt, trug aber immer noch seine Tunika und seinen Umhang. Beide waren nun schon seit drei Tagen nicht mehr trocken geworden und vollkommen durchweicht. Kalte, nasse Wolle kratzte bei jeder Bewegung unter seinen Achseln und scheuerte an seinem Unterleib und hatte Theophilus’ sonst so besonnenes Temperament damit merklich aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Amüsiert, doch vorsichtig wanderte Valerius einmal um den Arzt herum, was dessen Laune nicht gerade zu verbessern schien. Schließlich erklärte der Bruder der Bodicea: »Ehe wir von hier aufbrechen, müssen wir noch die Brücke zerstören. Und ich weiß natürlich, wie du bei diesem Gedanken empfindest. Wenn du also lieber nicht Zeuge dieses traurigen Schauspiels werden möchtest, kannst du ja schon einmal den Weg gen Norden antreten. Wir werden dich später schon wieder einholen.«
    »So, könnte ich das deiner Meinung nach? Dann bist du also ernsthaft der Ansicht, dass die Nordstraße ein sicherer Weg wäre für einen Mann, der in diesem Krieg bereits auf beiden Seiten gesichtet wurde? Ich dagegen möchte das doch sehr bezweifeln.« Theophilus fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenspitze und schleuderte anschließend schwungvoll eine Hand voll Regenwasser von sich. Verdrießlich schaute er Valerius an. »Manchmal denke ich, du bist nicht weniger Römer als die Männer, gegen die du kämpfst. Dann wiederum betrachtest du ein Wunderwerk der Ingenieurskunst, wie zum Beispiel diese Brücke da, und hast nichts Erhebenderes im Kopf als die Frage, wie man diese wieder zerstören könnte. Aber in Wahrheit sieht es in deinem Inneren wahrscheinlich noch viel schlimmer aus, dessen bin ich mir vollkommen sicher. Denn bei all dem grässlichen Geschrei, das Paulinus zuweilen von sich gibt, hat der doch letztendlich immer noch ein Herz, das da irgendwo unter seiner Rüstung schlägt. Du dagegen bist eher wie Vespasian oder wie Caesar, der hier einmarschiert ist, um eure Kornkammern und euer Silber zu plündern, nur um damit seine eigenen Armeen besser ernähren zu können.«
    Theophilus hielt einen Moment inne. Unterdessen wurde das Grinsen auf dem Gesicht

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