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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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entdeckte den kupfernen Funken in der schmutzigen Handfläche seines Gefährten, noch ehe seine eigene Münze das Sonnenlicht einfing. Merkwürdigerweise trug Ursus nicht sein Wolfsfell bei sich, und ohne sich dessen so recht bewusst zu sein, grübelte Corvus im Stillen darüber nach, ob ihnen wohl auch ohne das obligatorische stinkende Fell das Glück noch länger hold sein würde.
    Flavius, der zu Corvus’ Linker saß, öffnete seine Hand einen winzigen Augenblick später, und auch in seiner Faust blitzte es kupfern.
    Überall um Corvus herum hielten die Männer die kleinen, an kupferne Tränen erinnernden Münzen in der Hand, vierzehn insgesamt. Allein Gaius präsentierte einen silbernen Dinar.
    Einer Eule gleich und ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln ließ der Gouverneur den Blick über den Kreis aus Händen schweifen. »Man glaubt, die Brücke von Vespasian könne noch gehalten werden?«, fragte er.
    Immerhin war Gaius kein Feigling, sodass er mit bemerkenswert fester Stimme antwortete: »Ja, ich glaube, die Menschen dort sind noch zur Gegenwehr zu bewegen.«
    »Runter vom Pferd.«
    Gaius tat, was man von ihm verlangte.
    »Hinknien.«
    Auch dies tat er.
    »Ich hatte Euch die Bürgerrechte versprochen, und dieses Versprechen löse ich nun ein. Ihr seid Gaius Fortunatus, Bürger von Rom und Hilfsoffizier der Legionen mit dem Rang eines Dekurio. Euer Lohn beträgt eine Sesterze pro Tag. Doch Ihr wurdet im Voraus bezahlt, sodass Ihr Euch das, was Ihr erhalten habt, nun rückwirkend erst noch verdienen müsst.«
    Irritiert schaute Gaius in das blasse Licht empor. »Wie?« »Indem Ihr die Menschen an der Brücke von Vespasian zur Gegenwehr gegen die Wilden aufrüttelt. Wie sonst? Ihr werdet jetzt da runtermarschieren, und entweder Ihr haltet die Brücke oder ihr sterbt bei dem Versuch, sie zu halten. Sollte mir zu Ohren kommen, dass Ihr geflohen seid, so werde ich Euch quer durch das gesamte Kaiserreich als Verräter ausrufen lassen und Eure Familie dafür zur Rechenschaft ziehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Jawohl.«
    In der Tat gab es schlimmere Arten zu sterben, als in einer Schlacht umzukommen, zumal Gaius mit diesem selbstmörderischen Manöver sämtlichen seiner männlichen Nachkommen bis auf Widerruf die römischen Bürgerrechte sicherte. Er wandte sich um und betrachtete versonnen jenen Ort, an dem er schon bald sterben würde, und Corvus hatte den Eindruck, dass das Lächeln, das nun auf Gaius’ Gesicht erstrahlte, ein aufrichtiges Lächeln war, das von Herzen kam. Dann entbot der Verurteilte sowohl dem Wasser des Flusses als auch der Sonne seinen letzten Salut und richtete schließlich noch einige Abschiedsworte an seine Kameraden, dies alles mit einer Stimme, die so gar keine Ähnlichkeit hatte mit der Mundart der Menschen in der Stadt am Tiber, jener Stadt, die nun offiziell Gaius’ Heimat war.
    Schweigend schauten die verbliebenen vierzehn Männer und ihr Gouverneur zu, wie Gaius wieder auf sein Pferd stieg und in die kleine Ortschaft ritt. Als er an den Eceni vorbeieilte, erhoben selbst diese sich, ganz so, als ob auch sie eine gewisse Ahnung davon bekommen hätten, was sich dort vor ihren Augen gerade abgespielt hatte.
    Suetonius Paulinus wandte sich als Erster wieder um und warf einen scharfen Blick auf Flavius, in dessen Händen noch immer das Wohl der Tauben lag. Dann schaute er den Zenturio der Zwanzigsten Legion an, dem zurzeit die Aufgabe als persönlicher Sekretär des Gouverneurs zukam, und diktierte diesem eine kurze Nachricht an Agricola und an Galenius von der Vierzehnten Legion, der den Oberbefehl über Mona hatte.
    Die Sorgfalt, mit der Flavius seine Tauben hegte und pflegte, war die eines Mannes, dem gerade ein neues, junges Pferd geschenkt worden war. Zärtlich hielt Flavius die Tiere zunächst eines nach dem anderen noch einen Augenblick zwischen seinen beiden Händen und überprüfte, ob die kleinen Briefbehältnisse an ihren Füßen auch wirklich fest saßen und nicht scheuern konnten. Dann flüsterte er ihnen einige Worte zu, die aber so leise waren, dass niemand sonst sie hören konnte, bis die Tauben ihn mit großen, glänzenden Augen anschauten und ihm mit eifrigem Kopfnicken zu bedeuten schienen, dass sie bereit wären.
    Kraftvoll warf er sie in die Luft empor, und wie stets nahmen die Tiere den Schwung auf, den er ihnen verliehen hatte, breiteten ihre Schwingen aus und peitschten mit knallenden Flügelschlägen durch die Luft, stiegen höher und höher und

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