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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gezeichnet von Mona - und darum nun gezeichnet von Größerem als das. Sie dich nicht ehren, vielleicht. Aber wir dich ehren dafür.«
    Seine Augen waren wie die eines Hirsches oder Rehs, groß und braun, aber ohne die charakteristische Angst dieser Tiere. Nachdenklich betrachtete er Graine und zeichnete dann eine schmale, vertikale Linie auch zwischen ihre Brauen. Graine spürte den leichten Druck, mit dem er sie berührte, und dann ein feines Kitzeln, das noch eine ganze Weile anhielt, nachdem er ihr das kleine Lehmzeichen aufgemalt hatte. »Dienerin der Hasentochter«, fuhr der Krieger fort. »Jung, aber innen alt. Nicht zu jung, um zu tanzen. Besser, ihr kommt mit uns und dann wartet mit den anderen.«
    Damit wich er wieder ein Stück zurück, und sein Blick schweifte einmal über den mit dornigem Unterholz bewachsenen Landstreifen und das dahinter liegende Heidemoor. Laut, damit seine Stimme auch bis dorthin vordränge, erklärte er: »Coritani wird folgen.«
    Längst war Hawk wieder verschwunden, nicht mehr als ein Schatten irgendwo zwischen den Bäumen. Dennoch bestand kein Zweifel, dass auch er dorthin gehen würde, wo Graine hinging, oder dass Graine an jenen Ort folgen würde, wo ihre Gefährten hingeführt würden.
    »Aber worauf sollen wir denn warten?«, wollte Gunovar etwas verwirrt wissen.
    »Huldigen dem Gott.«
     
    Hart ritten sie den ganzen Tag über gen Westen. Als die Abenddämmerung sich langsam über das Land legte, hielten sie in einem bewaldeten Tal einen Moment inne und gedachten des Gottes der Hirschkrieger. Bei näherem Hinsehen erwies sich das Tal als ebenes, bewachsenes Felsplateau inmitten von hoch aufragenden Kalksteinbergen, und die Terrasse, auf der die Reisegesellschaft sich zurzeit befand, war lediglich die obere von zwei breiten Kalksteinstufen, die dem Tal seinen Charakter verliehen. Senkrecht fiel das obere Plateau zur zweiten Ebene hin ab. Westlich unterhalb der Abbruchkante, mitten im Fels, befand sich der Grabhügel der Ahnen der Hirschkrieger. Keiner der mit Ockerfarbe bemalten Männer wagte es, auch nur einen einzigen Blick hinab zu diesem Grabhügel zu werfen, als sie ihre Pferde auf dem oberen Felsplateau anhalten ließen.
    Die Sonne glänzte sattgelb wie ein Eidotter, der sich über den Horizont ergoss. Flach und golden breitete sie ihre Strahlen über das obere Felsplateau und streifte mit ihrem Licht glitzernd über die aus der darunterliegenden, zweiten Talebene aufragenden Baumwipfel. Der normalerweise weiße Fels hatte die Farbe von Schwefel angenommen, und seine Abbruchkante war so glatt, als ob die Axt der Götter den Fels gespalten und dann die eine Hälfte einfach zu Boden hätte stürzen lassen. Graine spähte über die Felskante hinweg, hatte plötzlich das Gefühl, weniger ein Mensch als vielmehr eine Traumgestalt ihrer eigenen Fantasie zu sein, und diese Traumgestalt stürzte nun in ihrer Vorstellung geradewegs über den Felsrand hinunter und mitten hinein ins Vergessen. Graine erstarrte, klammerte sich am Sattel fest und verharrte dann in dieser Haltung, plötzlich vollkommen bewegungsunfähig.
    »Da können wir nicht runter«, erklärte Bellos, der doch in Wahrheit gar nichts sehen konnte. Aus großen, weißumrandeten Augen warf der am dichtesten neben Bellos stehende Hirschkrieger ihm einen raschen Seitenblick zu. Der Anführer, der sich von den anderen nur durch einen zusätzlichen roten Streifen unterschied, der einmal vom Kinn aus bis über die Stirn verlief, sprang von seinem Pferd und schlängelte sich dann zwischen den Kriegern und der mickrigen, jungen Kiefer hindurch, die die Abbruchkante markierte.
    Dieser Mann, der Anführer der Gruppe, war der Einzige, der die innere Kraft besaß, Bellos geradewegs ins Gesicht zu schauen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe er den Blick wieder abwandte und dann mit wohlwollendem Nicken erklärte: »Doch, ihr könnt.«
    »Wie? Willst du uns etwa tragen? Ich kann nichts sehen, und die Tochter der Bodicea ist vor Angst wie gelähmt.«
    Der Anführer der Hirschkrieger zuckte lediglich mit den Schultern. Sein Gesichtsausdruck ließ eine Art gelangweilter Verachtung erkennen. »Ihr da runter oder sterben.«
    Gunovar hob den Kopf. Überrascht zuckte der Krieger zusammen. »Du hattest geschworen, dass du und deine Männer der Tochter der Bodicea nichts zuleide tun würdet.«
    »Werden wir auch nicht. Aber hier oben können wir sie nicht beschützen. Sie ist sicher nur im zweiten Tal. Mit uns. Kein Mann, der auf Kopf

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