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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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lächeln, und schaffte es doch nicht. Voller Entsetzen sah Graine, wie Tränen ihm über die Wangen rannen und sich mit seinem Schweiß vermischten. »Es ist vorbei«, sagte er, und seine Stimme schien bar jeglicher Hoffnung. »Wir waren so nahe dran, und deine Mutter hat alles wieder zerstört.«
    Graine zog ihre Hand fort und bemühte sich nicht mehr, Dubornos noch weiter Trost zu spenden. Niemals in ihrem Leben hatte sie einen solchen Kummer durch die Stimme eines Menschen dringen hören.
    Sie drehte sich um, blickte zu ihrer Mutter hinüber, war vollkommen ratlos und wusste nur eines mit absoluter Sicherheit: Was zerstört worden war, musste wieder zusammengefügt werden. Und allein die Bodicea, die die Ursache dieser Zerstörung war, könnte die zerbrochenen Teile wieder zusammenfügen.

XXXVI
    Graine.
    Graine im Kreise der springenden, wirbelnden Tänzer, Graine als eigenständige Person und zugleich als Teil der Gruppe, mit elastischen Bewegungen und so temperamentvoll wie ein junger Hund bei seiner ersten Jagd.
    Dann wurde Graine auf die Schultern eines blonden Jungen gehoben, dessen Augen im Schein des Feuers wie blasse Monde schimmerten.
    Graine, lachend - lachend - ließ sie den Blick über die Ebene schweifen, bis sie ihre Mutter erkannte und dann nicht mehr lachte.
    Graine, wie sie die Arme des Jungen gepackt hielt, als er sie wieder auf die Erde hinabsetzte. Graine, wie sie ihm erlaubte, sie auf die Stirn zu küssen.
    Graine, wie sie mit Efnís sprach, der ganz benommen schien von der Begegnung mit dem Gott, und dann mit Dubornos, der aussah, als wäre er soeben gestorben, nur dass sein Körper noch auf die Erlaubnis zu warten schien, endlich zu Boden sinken zu dürfen. Allein das Fuchsfell, das um seinen Arm geknotet war und das nun kräftig leuchtete, verlieh ihm noch eine gewisse Farbigkeit.
    Graine. Graine, wie diese auf Breaca zukam, ein kleines bisschen größer, ein kleines bisschen mehr von jener Frau, zu der sie einmal heranreifen könnte, und etwas weniger das zermarterte Kind, das sie vor kurzem noch war. Graine, frei, endlich frei von den Verletzungen und den dunklen Schatten unter ihren Augen. Graine, konzentriert und ernst, Graine, wie sie über den Ritualplatz marschierte, als sei dieser das Große Versammlungshaus am höchsten Festtag, das sie nun mit all ihrer Würde zu durchschreiten hätte. Graine, mit einem Ausdruck in den Augen, wie Breaca ihn sonst nur von Airmid kannte oder von Luain mac Calma oder von Valerius, wenn dessen Götter bei ihm weilten.
    Und vielleicht erhoffte Breaca sich nun nicht zu viel, wenn sie dem Gedanken nachhing, dass womöglich auch Graine wieder zu Kraft und Heilung und vor allem zur inneren Einheit gefunden hätte.
    Graine neben dem roten Hengstfohlen, eine Hand im Fell des vor Freude geradezu haltlosen Stone, die andere auf dem Knie ihrer Mutter. Graine, das Gesicht zu Breaca emporgewandt, mit Lehmzeichnungen, kleinen, stilisierten Hörnern auf der Stirn und riesigen, meergrauen Augen, die im Licht des Feuers kupfergrün schimmerten.
    Graine, Kind von Breacas Seele, noch immer nicht wieder ganz genesen, aber zumindest schon wieder bei deutlich besserer Gesundheit.
    »Du darfst sie jetzt nicht aufhalten«, erklärte sie ihrer Mutter. »Schon zu viele Male ist die Saat gesetzt worden. Erst wenn die Saat zum Gott emporgehoben wird, darf der Zauber wieder aufgehoben werden, nicht eher, denn sonst sind wir alle des Todes, nicht bloß Dubornos.«
    Breaca erkannte, dass sie nun von ihrem Pferd steigen musste, sozusagen als Zeichen, dass sie dazugehörte.
    Langsam ließ sie sich von dem Rücken der Stute gleiten, hielt dabei einen Arm aber weiterhin um den Sattel geschlungen; ohne diesen Halt wäre sie nach dem Wahnsinn des nächtlichen Rittes wohl schlicht zu Boden gestürzt.
    Doch sie brauchte diese Stütze auch in anderer Hinsicht, denn die Welt schien nicht mehr die zu sein, die sie einmal für Breaca gewesen war. Noch immer hallte das Dröhnen der Hirschschädeltrommeln durch das Land, drang durch Breacas Fußsohlen in ihr Bewusstsein ein. Auch das Schwert ihres Vaters hatte seine sirrende Stimme erhoben, wollte einfach nicht schweigen, und Cunobelins Ring, der an einer Lederschnur um Breacas Hals baumelte, presste sich schwer in die kleine Einbuchtung zwischen ihren Schlüsselbeinen. Schließlich ertönte auch noch das atemlose Flüstern des Sonnenhundes, trocken wie altes Laub: meine Tochter .
    Vage nahm Breaca das Gewebe der Welten wahr, sah, wie es sich

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