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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sich erst einmal in einen sicheren Schlupfwinkel zu verkriechen. Es ist mein Fehler. Ich hatte dich gebeten, sie wiederholt anzugreifen und auf diese Weise in Bedrängnis zu bringen, wusste aber nicht, dass es da dieses Tal gibt, in dem sie Schutz finden und sich verschanzen könnten. Es tut mir leid.«
    Die leidige Frage, ob Valerius’ Bitte womöglich nicht mehr gewesen war als eine Art Knochen, wie man ihn zuweilen einem Hund zuwarf, hatte sich lange erübrigt. Der Bruder der Bodicea und deren Sohn zogen nun gemeinsam an einem Strang, vereint in dem verzweifelten Bemühen, den Sieg aus der Katastrophe zu retten oder doch wenigstens eine drohende Niederlage abzuwenden. Cunomar hatte auf Valerius’ Äußerung erwidert: »Wir könnten doch einfach davonreiten und so tun, als ob wir sie in Ruhe ließen. Sie werden es sicherlich nicht riskieren, sich allzu weit von der Straße fortlocken zu lassen.«
    Nachdenklich hatte Valerius sich in den Nasenrücken gekniffen. »Wenn wir weniger wären, würden wir ganz sicherlich so vorgehen, aber mittlerweile haben wir dreißigtausend Flüchtlinge im Schlepptau, nachdem deine aus Verulamium nun noch dazugekommen sind. Wir können sie unmöglich dem Gemetzel aussetzen, das unweigerlich darauf folgen würde. Auf jeden Fall sind die Krieger fest davon überzeugt, dass die Götter ein Wunder geschehen lassen werden und dass die Bodicea aus der untergehenden Sonne zum Vorschein kommen wird, um das Heer in den Sieg zu führen. Das hat irgendjemand gesagt, und die Krieger glauben fest daran, dass es die Wahrheit ist. Genauso wenig, wie wir sie dazu überreden könnten, jetzt plötzlich aufzugeben und davonzureiten, könnten wir ihnen begreiflich machen, dass sie morgen womöglich doch nicht siegen werden. Wir brauchen’s gar nicht erst zu versuchen, das ist völlig zwecklos. Wir müssen sie unbedingt in dem Glauben lassen, dass wir an sie glauben.«
    »Glauben wir denn etwa nicht an sie?«, hatte Cunomar daraufhin entgegnet. »Immerhin sind wir den Legionen zahlenmäßig um das Fünffache überlegen.« Noch war Raum für ein wenig Hoffnung - noch war Cunomar nicht bereit, alle Hoffnung aufzugeben.
    »Auch das Rotwild ist den Hunden zu Beginn einer Jagd zahlenmäßig überlegen, aber die Rehe und Hirsche sterben trotzdem«, hatte Valerius erwidert. »Wir befinden uns in einer Phase des Krieges, in der es nicht mehr so sehr auf die Anzahl ankommt, sondern in allererster Linie auf Ausbildung und Erfahrung. Wir haben es hier mit der Vierzehnten und der Zwanzigsten Legion zu tun, die seit den vergangenen zwanzig Jahren jeden Sommer über gekämpft und jeden Winter über exerziert haben. Wir haben vielleicht zweitausend Krieger von Mona, die über zehn Jahre Kampferfahrung verfügen. Deine Bärinnenkrieger sind überaus engagiert, haben bisher aber stets nur in Städten und in Wäldern gekämpft. Erinnerst du dich noch daran, wie ihr in dem Garten hinter dem Tempel gegen die Veteranen gekämpft habt? Genauso würde der Kampf auch diesmal verlaufen, nur dass wir noch sehr viel größere Verluste zu beklagen hätten. Auf offenem Gelände gegen eine stehende Legion zu kämpfen ist ungefähr das Gleiche, als ob man versuchen würde, ein kleines Boot in einem ausgewachsenen Orkan über einen Ozean zu steuern, nachdem man es mit Paddeln über einen stillen, spiegelglatten See bewegt hat. Und was den Rest des Heeres angeht, so haben wir vierzigtausend enthusiastische Amateure, und den meisten von ihnen ist es seit der ersten Invasion bei Strafe verboten gewesen, eine Klinge auch nur in der Hand zu halten. Wir brauchen Glück, eine ganze Menge Glück, um überhaupt irgendeine Chance zu haben.«
    Valerius hatte nicht gelächelt. Von dem trockenen, selbstironischen Humor, der sonst so typisch für ihn war, war keine Spur mehr zu erkennen gewesen. Und das war mindestens ebenso beunruhigend wie das, was er gesagt hatte.
    Grimmig hatte Cunomar daraufhin erwidert: »Dann müssen wir dieses Glück eben irgendwie erzwingen.«
    »Ich weiß. Wenn deine Mutter zu uns stoßen würde, könnte das die Sachlage entscheidend ändern. Während ihrer Abwesenheit müssen wir beide, du und ich, eben tun, was wir können.«
    »Kommt sie denn zurück?« Cunomar hatte sich angehört wie ein Kind, das war sogar ihm selbst bewusst gewesen. Nur dass es ihm in jenem speziellen Moment völlig gleichgültig gewesen war.
    »Das hoffe ich doch sehr. Aber bisher haben die Kundschafter noch nichts von ihr gehört.«
    Auf diese

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