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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Kammlinie, die so etwas wie eine Knitterfalte in der Landschaft bildete und noch nicht einmal so hoch war wie ein ausgewachsener Mann.
    Westlich dieses Grates leuchteten in der sich herabsenkenden Dunkelheit die Feuer der Legionen - Reihe für Reihe in schnurgeraden, perfekt ausgerichteten Linien angeordnet.
    Sie waren in der Minderzahl und dennoch so forsch in ihrer Arroganz. Wie Ulla ganz richtig gesagt hatte, hatten die Legionen erst einmal den Rückzug angetreten, um sich in die vermeintliche Sicherheit zu flüchten. Der Ort, an dem sie sich inzwischen verschanzt hatten, war ein in einer Sackgasse endendes Tal, das auf allen drei Seiten von steilen, grün bewachsenen Wänden umschlossen war, sodass die römischen Truppen darin eingepfercht waren wie die Schafe. Und genauso versuchte Cunomar sie zu sehen - als Schafe und somit als hilflos. Diese Sichtweise half ihm, die Situation besser zu bewältigen; die Vorstellung von einem in die Enge getriebenen Bären, der sich in seiner Verzweiflung plötzlich gegen jene wendet, die ihn so unerbittlich gejagt haben, barg einfach zu viele Schrecken.
    Östlich des Grates bereiteten sich unterdessen die fünfzigtausend Angehörigen des Kriegsheeres der Bodicea darauf vor, in der fortdauernden Abwesenheit ihrer Anführerin in den Kampf zu ziehen. An den weit verstreuten Lagerfeuern, um die sich die Familien der Flüchtlinge geschart hatten, ging es äußerst lebhaft, um nicht zu sagen chaotisch zu, während diejenigen, die zu jung oder zu alt, zu gebrechlich oder auch zu verängstigt waren, um zu kämpfen, darum wetteiferten, Geschichten darüber zum Besten zu geben, wie sie bei der bevorstehenden Schlacht gegen die Legionen letztendlich den Ausschlag geben würden, indem sie einem völlig erschöpften Krieger im entscheidenden Moment einen Wasserschlauch zur Erfrischung reichten oder indem sie sein Pferd fertig aufgezäumt bereithielten und ihm das Tier in genau dem Augenblick brachten, in dem es am dringendsten gebraucht wurde.
    Auf der Südseite des Grates wiederum loderten die etwas planmäßiger angeordneten Feuer für Civilis und seine batavische Kavallerie, die Valerius von neuem herbeigerufen hatte, um das Kriegsheer zu verstärken. Links und rechts von diesen Feuern hatte der Bruder der Bodicea seine eigenen Krieger positioniert, die diesem nun so bedingungslos folgten, als ob keiner von ihnen jemals auch nur den geringsten Zweifel an dessen Eignung als ihr Anführer gehegt hätte.
    Vor dieser schier unübersehbaren Anzahl von Lagerfeuern, sozusagen an der Front, loderte Braints Feuer so hoch, dass es fast die Wolken zu berühren schien. Wenn die Höhe eines Scheiterhaufens ein Beweis für den Ruhm und den Mut und die Ehre eines Kriegers war, so war dieser hier mindestens einer halben Legion würdig.
    Die schon seit etlichen Tagen unbarmherzig heiß vom Himmel brennende Sonne hatte dafür gesorgt, dass trockenes Holz im Überfluss zu finden war, und die Flüchtlinge aus Verulamium hatten überdies in ihren Wagen und Lastkarren Vorräte von Pechkiefer und Lampenöl und ganze Ballen rauer brauner Wolle entdeckt, welche sie großzügig als Geschenke für die Verstorbene und die Götter hergegeben hatten, auf dass der Scheiterhaufen der Ranghöchsten Kriegerin von Mona den gesamten Himmel erhellen möge, seine Flammen bis zu den römischen Legionen hin sichtbar, um diesen schon einmal einen Vorgeschmack jenes Schicksals zu vermitteln, das in Kürze auch sie ereilen würde. Denn zumindest die Flüchtlinge waren davon überzeugt, dass der kommende Tag den sicheren Sieg über die Legionen barg.
    Cunomar hingegen war alles andere als zuversichtlich. Er hatte zunächst noch gar nicht so recht begriffen, welch weitreichende Folgen Braints Tod haben würde. Erst im Laufe des Tages war ihm nach und nach die ganze Ungeheuerlichkeit dessen aufgegangen, was passiert war, sodass er zu dem Zeitpunkt, als der Scheiterhaufen schließlich entzündet wurde, sich innerlich völlig leer und elend fühlte.
    Noch bevor er mit Braints Leichnam auf den Armen am Schauplatz des Geschehens eingetroffen war, hatte Valerius bereits damit begonnen, mit den einzelnen Abteilungen des Heeres Kriegsrat zu halten und eine Strategie für die Schlacht zu entwickeln, die jetzt stattfinden musste. Zu Cunomar hatte er, nachdem die Anführer der Speerkämpferverbände schließlich wieder gegangen waren, gesagt: »Wir hätten die Legionen niemals so in die Enge treiben dürfen, dass sie sich genötigt sahen,

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