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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und dann schwarz und begann schließlich, in sich zusammenzuschrumpfen. Ihr Schwert lag längs neben ihrem Körper. Das Heft leuchtete glühend rot in der von unten emporsteigenden Hitze. Cunomar dachte wieder daran zurück, wie Braint zu Lebzeiten gewesen war, erinnerte sich an das kalte Funkeln in ihren Augen und daran, wie sich dieser Ausdruck in Erwartung einer Schlacht dann ganz plötzlich veränderte. Braint hatte es niemals nötig gehabt, die Bärengöttin zu suchen oder aus dem ziehenden Schmerz alter Narben so etwas wie eine Botschaft herauszulesen, um zu erfahren, was sie tun sollte und wie und wo sie es zu tun hatte.
    Cunomar schob den letzten Rest von Stolz, den er noch besaß, beiseite und gab sich innerlich einen Ruck. »Ich kann die Führung nicht übernehmen«, entgegnete er mit ruhiger Stimme. »Ich weiß nicht, was zu tun ist.«
    Einen langen, nachdenklichen Moment lang betrachtete Valerius ihn schweigend. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Valerius’ Miene war schwer zu entziffern, doch Cunomar glaubte, so etwas wie Mitleid in dessen Gesicht zu lesen. Und ausgerechnet das war etwas, was Cunomar nun überhaupt nicht wollte.
    Um dem zuvorzukommen, was immer Valerius nun vielleicht auch sagen würde, fuhr Cunomar hastig fort: »Ich sage das nicht nur, weil ich für das, was mit Braint passiert ist, irgendwie Buße tun müsste und weil ich meine Schuld nur auf diese Weise abtragen könnte. Sondern ich sage das in erster Linie deshalb, weil du bereits für Rom gekämpft hast, noch bevor ich überhaupt auf der Welt war. Du hast in deinem bisherigen Leben schon mehr Männer in mehr Schlachten geführt, als ich jemals Jagdtrupps angeführt habe, und du hast es stets mit Erfolg getan. Ich will nicht völlig grundlos sterben. Aber genau das wird morgen passieren, wenn du uns nicht sagen kannst, wie wir gegen die kampferprobten Soldaten der Legionen siegen könnten. Es genügt ganz einfach nicht, dass du den Schlachtplan entwickelt hast. Wir brauchen dich auch auf dem Feld, damit du uns sagst, was wir machen sollen, wenn die Römer plötzlich etwas tun, womit wir überhaupt nicht gerechnet haben.«
    Während Cunomar den Scheiterhaufen beobachtete, hatte sich nach und nach der Abend über das Land herabgesenkt. Der Himmel war nun erheblich dunkler als noch vor einer Weile, und das Feuer brannte noch heller, sodass es den gesamten Horizont zu verzehren schien. Im Westen brach die Sonne auf und blutete auf die Silhouette der Kammlinie hinab.
    Valerius strich sich mit der Hand durchs Haar und kniff sich erneut in den Nasenrücken. »Es gibt so etwas wie einen glücklichen Zufall oder auch gottgegebenes Glück, und in einer Schlacht ist Glück ebenso unverzichtbar wie jede Menge Übung und Erfahrung. Gleichzeitig hast auch du natürlich vollkommen recht mit dem, was du gesagt hast: Ohne die nötige Disziplin werden wir eine vernichtende Niederlage erleben. Und ausgerechnet Drill und Disziplin haben noch niemals zu den Kampftechniken der Stammeskrieger gehört. Es dauert Jahre, um eine Legion vom Kaliber der Vierzehnten auszubilden. Wir dagegen haben lediglich noch eine Nacht, und wenn wir auch nur ein Körnchen Vernunft besitzen, werden wir den größten Teil dieser Nacht mit Schlafen verbringen. Da es uns also an der nötigen Zeit fehlt, um die Krieger ausreichend zu drillen, brauchen sie stattdessen eine Leitfigur, der sie folgen können und an die sie bedingungslos glauben. Jemanden, der auf den Beistand der Götter zählen kann und der die Fähigkeit besitzt, den Verlauf der Schlacht allein schon durch die Kraft seiner Anwesenheit entscheidend zu beeinflussen. In Abwesenheit der Bodicea ist daher der Sohn der Bodicea der einzige in Frage kommende Ersatz.«
    »Er ist keineswegs der einzig mögliche Ersatz, aber nun vielleicht ein würdiger.«
    Es war Cygfas Stimme, die da plötzlich aus der Dunkelheit jenseits des Feuers zu ihnen herüberschallte. Cygfa hatte sich schon immer genauso lautlos zu bewegen vermocht wie die Bärinnen. Erschrocken zuckte Cunomar zusammen und hasste sich prompt dafür. Valerius, so dachte er, ist es allerdings auch nicht viel anders ergangen als mir, eine Erkenntnis, bei der er sich gleich wieder etwas besser fühlte. Er suchte den Blick des anderen Mannes und sah seinen eigenen plötzlichen Schmerz in den Augen des anderen widergespiegelt.
    Für einen Moment schien alles zwischen ihnen im Gleichgewicht. Dann nickte Valerius kaum merklich und trat einen halben Schritt zurück,

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