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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ihrem Angriff auf die Legionen begleiten sollten und die damit auch der ersten und stärksten Gegenreaktion standhalten müssten. Den gesamten Abend über und auch noch einmal während der morgendlichen Vorbereitungen hatte Valerius diesen Kämpfern seine Anweisungen eingeschärft und dabei zwei Dinge stets ganz besonders hervorgehoben: Zum einen, so hatte er betont, wäre der Speerwurf der Bodicea das Zeichen zum Rückzug; zum anderen war es von Bedeutung, dass die hinteren Reihen des Heeres auf dieses Signal hin nicht erst noch zögern dürften, sondern sofort umkehren und die Flucht antreten müssten. Anderenfalls würden die Bodicea und ihre unmittelbaren Begleiter von ihrem eigenen Heer in die Schwertspitzen der Römer getrieben und damit in den sicheren Tod.
    Doch das Heer der Krieger war keine stehende Armee. Die Männer und Frauen waren Drill und Disziplin einfach nicht gewohnt, sodass es auch nach Breacas Speerwurf schließlich doch noch eine Weile dauerte, bevor sie ihre Pferde zügelten, und dann noch einen Augenblick länger, ehe sie endlich zum Stehen kamen. Die wahre Mauer aus Legionaren wiederum rückte einen weiteren, großen Schritt auf Breaca zu, und die Männer hoben bereits die Arme, um den vierten Speerhagel gegen ihre Feinde zu entlassen. Schützend riss Breaca ihren Schild hoch - und spürte, wie die Krähen aus der Welt hinter dem Leben sich dicht um sie drängten, und deutlich wahrnehmbar strich der Atem Brigas über ihre Haut …
    »Los!«, brüllte Hawk. »Hinter uns ist frei!«
    Dann, endlich, ließ der Druck der Tausenden von hinter Breaca versammelten Kriegerseelen wieder nach, zerstob schließlich zu einem Nichts. Zudem war der Hengst, den sie ritt, von Civilis persönlich trainiert und abgerichtet worden, und Valerius hatte ihr schließlich noch einmal sämtliche der Raffinessen erklärt, die dieses Tier beherrschte. Sie ließ ihn auf der Hinterhand herumwirbeln und trieb ihn zurück in Richtung des Kriegsheeres. Das Pferd machte einen so gewaltigen Satz, wie ihn sonst höchstens noch ein Hirsch, der in Todesangst von einer Klippe sprang, schaffen könnte, oder aber, in etwas kleineren Verhältnissen, ein Hase, der mit einem Riesensprung vor einem Jagdhund floh.
    Der Hengst rettete Breaca das Leben. Sie flogen über die Kuppe der Rippelmarke und dann auf der anderen Seite wieder hinab. Endlich war Zeit und Raum, um kurz innezuhalten, um einen Schluck zu trinken aus einem der Hunderten von Wasserschläuchen, die zwischen den Reihen der Kämpfer hindurchgereicht wurden, um rasch mit der Hand über den schweißnassen Pferdehals zu streicheln und dem Tier damit für seine Leistung zu danken. Anschließend versuchte Breaca, sich für einen Moment in sich selbst zurückzuziehen, versuchte, die Lieder der Pferde und der Waffen zu erahnen und das tiefe, rhythmische Rufen der Krähen der Göttin. Denn selbst die rund fünftausend Legionare, die gleich mit dem ersten Angriff der Krieger an die Grenzen ihrer Erschöpfung getrieben worden waren, konnten mit ihrem zornigen Brüllen die Stimmen der Kreaturen Brigas noch nicht völlig aus Breacas Bewusstsein auslöschen.
    Und ganz plötzlich schien es, als ob imaginäre Schleusen sich geöffnet hätten: Die Legionen stürmten heran.
    Schier unzählige Männer in voller Kampfrüstung, hell glitzernd wie Silber im Schein der Sonne, kamen einer gewaltigen Woge gleich über die Rippelmarke gebraust und ergossen sich wie ein von weiß schäumender Gischt gekrönter Brecher über den kleinen Abhang. In der Mitte dieser Angriffswelle galoppierte ein fuchsrotes Pferd, dessen Reiter einen hohen, federgeschmückten Helm trug.
    Dann sahen die ersten Reihen von Legionaren das vor ihnen befindliche Kriegsheer, versuchten, stehen zu bleiben, versagten jedoch kläglich. Genauso, wie Valerius prophezeit hatte, würde das Gewicht ihrer eigenen Rüstungen und natürlich die nachströmenden Männer sie nun in stetig zunehmender Ungeordnetheit immer weiter nach vorn katapultieren. Ein halbes Dutzend Male hatte er in der Asche der Feuerstellen skizziert, was die Krieger nun als Nächstes tun müssten. Letztlich hatte er mit seinen Bemühungen aber Erfolg gehabt und hatte allen Kämpfern vermitteln können, dass es jetzt nur noch eine adäquate Gegenreaktion gab.
    »Vorwärts!«
    Der Befehl ertönte zeitgleich sowohl vom rechten als auch vom linken Flügel des Heeres. Breaca dagegen riss den Arm empor und bedeutete dem ihr unterstehenden, zentral positionierten

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