Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
versucht, sich in den Zweikampf zwischen Valerius und Corvus einzumischen - allein die Legionare und die Kavallerie blieben natürlich auch weiterhin den Attacken der Krieger ausgesetzt. Ansonsten aber bemühten Valerius’ Gefolgsleute sich darum, ihrem Anführer möglichst nicht im Wege zu stehen und ihm Platz zu machen, sodass er tun konnte, was er ganz offensichtlich einfach tun musste. Linkerhand von Valerius stand Breaca, die noch immer kein Pferd gefunden hatte. Rasch wollte er Cygfa einen knappen Befehl zurufen, hatte aber weder die Zeit noch den Atem dazu.
    Immer wieder täuschte er einen Angriff an, ließ seinen Schild dabei aber stetig tiefer sinken, denn seine Kraft ging zur Neige. Corvus, der Valerius besser kannte als irgendjemand sonst, beobachtete dies alles genau und schlug immer härter und härter auf seinen Feind ein. Verzweifelt hieb Valerius um sich, wurde gegen eine Mauer von Legionaren gedrängt, und abermals traf ihn ein rückhändig ausgeführter Schlag, und zwar diesmal unmittelbar am Hals, dort, wo die Rüstung endete. Er warf den Kopf in den Nacken, stieß einen lästerlichen Fluch aus und trieb das Krähenpferd hastig zur Seite, das heißt, zumindest so rasch, wie das verletzte Tier diesen Befehl noch irgend auszuführen vermochte. Dann wartete er auf den nächsten Schlag, der ihn nach den Regeln der Kampfkunst nun theoretisch aus seitlicher Richtung von oben erwischen sollte. Kaum, dass er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wurde er auch schon getroffen, sodass er...
    »Valerius! Weg da!«, ertönte plötzlich Longinus’ Stimme. Seine Warnung kam gerade noch rechtzeitig. Zudem rief er den richtigen Namen. Und kam dennoch zu spät.
    Das Krähenpferd hatte bereits zur Kehrtwende angesetzt - und rettete Valerius damit das Leben. Hell sang Corvus’ Klinge Valerius’ Namen, riss ihm mit einem einzigen Schlag die metallene Rüstung samt dem ledernen Wams vom Rücken. Valerius hatte keine Chance gehabt, den Schwerthieb abzuwehren, und das Krähenpferd, das den Angriff vielleicht noch entsprechend hätte parieren können, war zu erschöpft, konnte bloß noch fliehen, aber nicht mehr reagieren. Valerius blieb also nichts anderes, als das Pferd mit den Knien immer weiter zur Seite zu drängen, und langsam, doch gehorsam folgte das Tier seinem Befehl. Und schon holte Corvus zu seinem nächsten Schlag aus - doch dieser Hieb zielte nicht mehr auf Valerius, sondern auf das Krähenpferd. Mit einem weit ausholenden, bogenförmigen Schlag von unten durchtrennte er den Hals des Tieres, in einer ganz ähnlichen Geste also, wie auch der Gott beim Opferfest den Bullen an sich nahm. Corvus’ Klinge durchschnitt die Adern, die Luftröhre, drang mit einem einzigen Schlag bis zur Halswirbelsäule vor. Das Tier fiel wie von einem Schlachterbeil getroffen, und allein die Tatsache, dass es bereits im Kehrtmachen begriffen gewesen war, verlieh Valerius noch den nötigen Schwung, um sich mit einem erschöpften Sprung aus dem Sattel zu retten.
    »NEIN!« , schrie Valerius anstelle des Pferdes, denn die Stimme des Tieres war erloschen. Es lag auf dem Boden, die Beine zuckte im vergeblichen Galopp, und ungehindert rann sein Blut in den Schlamm, wurde von seinen letzten Atemzügen mit Blasen durchsetzt.
    In den Augen des Tieres aber glänzte noch das Leben. Bäuchlings warf Valerius sich vor ihm auf den Boden und weinte.
    Man ließ ihm Zeit zur Trauer. Sowohl die Männer als auch die Frauen, die um ihn herum um ihr Leben kämpften oder starben, wichen von ihm, denn die Trauer um ein treues Pferd war wichtiger als dieser Kampf, war wichtiger als jegliche Schlacht. Vielleicht aber wollten sie ihn auch einfach allein lassen mit Corvus, der sein eigenes Pferd mittlerweile gezügelt hatte, sodass es reglos auf der Stelle stand. Mit bleichem Gesicht blickte Corvus auf seinen einstigen Kameraden.
    Es gab keine Worte, die dieser Situation nun angemessen gewesen wären. Dennoch versuchte Corvus es und erklärte: »Es tut mir leid. Dein Pferd wird auf dich warten, so, wie auch ich auf dich gewartet hätte. Es ist besser so. Dein Heer verliert. Die Reservetruppen der Vierzehnten Legion haben deine Krieger bereits besiegt. Und wenn jetzt auch noch die Zwanzigste Legion ausgeschickt wird, dann ist die Schlacht endgültig vorüber.«
    Schier unendliche Male hatten sie geübt, wie man vom Rücken eines Pferdes aus einem feindlichen Infanteristen mit einem einzigen Schwerthieb das Leben nahm. Langsam erhob Valerius sich vom Boden.

Weitere Kostenlose Bücher