Die Kriegerin der Kelten
Legionare stürzten zeitgleich auf Breaca zu.
Breaca holte mit ihrem Schwert nach den Angreifern aus und hatte Glück: Ihre Klinge prallte vom Helm des einen Soldaten ab und grub sich in die Wange des anderen, direkt neben ihm kämpfenden Legionars, der daraufhin schreiend zurücktaumelte und sich das Gesicht hielt.
Blut spritzte ihr in die Augen, ließ sie für einen kurzen
Moment regelrecht erblinden. Sie blinzelte hastig. Dann, als sie wieder sehen konnte, erkannte sie, dass beide Legionare vor ihr tot waren und an ihrer Stelle plötzlich Valerius auf seinem Pferd thronte. Schützend hatte er den mächtigen Körper des Krähenpferdes vor seine Schwester gedrängt und hieb derweil wie von Sinnen zu beiden Seiten des Tieres wild um sich. Ihm folgten genau ein Dutzend Krieger - Krieger von Mona -, wobei sie hinter sich eine Schneise des Todes über das Schlachtfeld zogen.
Plötzlich herrschte dort, wo gerade eben noch die Hölle getobt hatte, wieder ein eigentümlicher Frieden.
Breaca spürte, wie Hawk gegen sie sank. Mit aller Kraft bemühte sie sich, aufrecht stehen zu bleiben. Nun einfach zusammenzubrechen, wäre zu beschämend, und zwar für sie beide.
Hastig stieß ihr Bruder seine Befehle aus, blitzartig wie die Funken, die aus einem Feuer entsprangen, wenn das Brennholz noch zu frisch und zu grün war. Huw und drei weitere Steinschleuderschützen bauten sich vor Breaca auf, hinter ihr schlossen sich die Krieger von Mona zusammen. Longinus und Cygfa eilten an die Seiten der kleinen Truppe, um die drei vor Breaca aufgereihten Krieger zu verteidigen. Hastig wirbelte Valerius zu Breaca herum, doch sie konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht beim besten Willen nicht entziffern. »Breaca, kannst du reiten?«
Der schwarze Hengst mit den weißen Fesseln stand zu weit entfernt, als dass sie ihn noch hätte erreichen können. Es fiel ihr schwer, in dieser Situation einen klaren Gedanken zu fassen. »Aber dein Pferd kann uns nicht beide tragen«, entgegnete Breaca.
Ausdruckslos starrte Valerius sie an. »Ich weiß«, antwortete er schließlich. »Ich wollte ja auch nur wissen, ob du überhaupt noch...«
»Bán!«
Sie schrie den falschen Namen. Jener winzige Moment, den Valerius brauchte, um zu begreifen, dass er gemeint war, kostete ihn fast sein Leben. Ein gewisser Legionar dagegen begriff und reagierte da schon wesentlich schneller, und eine rotbraune Stute, die Breaca damals, als diese noch ein Fohlen gewesen war, liebevoll aufgezogen hatte, wirbelte blitzschnell und in einer perfekten Kehrtwende auf der Hinterhand herum. Dann sauste eine Klinge auf Valerius’ Kopf hinab, geführt von einem Mann, der einst ein Freund gewesen war.
Auch diesen Namen brüllte Breaca nun aus voller Kehle, erwartete jedoch auch von ihm keine Antwort mehr. Denn mit Corvus kam der Tod, und dieses Mal würden sie ihn nicht mehr von sich abwehren können.
In der Tat: Mit Corvus kam der Tod. Doch Valerius ließ seinen Gegner spüren, dass auch er noch zu töten verstand.
Dicht hielten die Kämpfer sich um diese beiden gedrängt. Niemand wich zurück, um Valerius und Corvus ihren Kampf allein austragen zu lassen. Stattdessen strömten immer mehr und mehr Legionare und Krieger heran, um sich dem stetig haltloseren Schlachten anzuschließen. Aus den Augenwinkeln sah Valerius, wie Huw einen Stein in seine Schleuder legte, und befahl mit gellendem Schrei: »Nicht!« Obgleich er im Nachhinein selbst nicht mehr wusste, warum er dies eigentlich gesagt hatte.
Grell blitzte eine eiserne Klinge unter der viel zu heißen Sonne. Dann schlug Corvus’ Schwert auch schon mit wahrhaft mörderischer Wucht nach Valerius’ Kopf. Doch das Krähenpferd wich Corvus’ Schlag mit einer geschickten Drehung seines Körpers aus, bäumte sich auf der Hinterhand auf und schlug dann - weil genau dies Valerius’ Gedanke gewesen war oder vielleicht auch bloß, weil genau dies der Gedanke des Tieres gewesen war und Valerius diesem nur gefolgt war - mit den Vorderhufen nach ihrer beider Angreifer. Valerius und der Hengst schienen nicht mehr wie Pferd und Reiter, sondern nur noch wie ein einziges Wesen. Jedes Mal, wenn sie in einer Schlacht zusammen kämpften, schien sich diese seltsame Metamorphose mit ihnen zu vollziehen.
Doch Corvus’ Pferd war fast ebenso gut. Die rotbraune Stute mit dem Brandzeichen der Eceni auf ihrem Schulterblatt wich hastig zur Seite aus, vermied dabei die am Boden liegenden Toten und vollführte schließlich ebenfalls eine
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