Die Kriegerin der Kelten
auf Valerius’ Befehl hin auf der Hinterhand auf, peitschte mit den Vorderhufen durch die Luft, sodass er einmal den Blick über das gesamte Schlachtfeld schweifen lassen konnte und die sich abzeichnenden Muster erkannte - und endlich auch Breaca wieder entdeckte. Noch immer waren sie und Hawk gefangen in einem wahren Hexenkessel aus Legionaren. Und sie verloren, genauso wie auch ihr gesamtes Heer verlor.
Doch Valerius hatte sich geirrt, denn auch nach dem Tod des Krähenpferdes gab es für ihn einen Grund, um weiterzuleben. Er trieb sein neues Pferd vorwärts, riss sein Schwert empor und sandte ein kurzes Stoßgebet zu seinen Göttern hinauf, dass diese ihm helfen würden, noch rechtzeitig seine Schwester zu erreichen.
XLV
Gunovar verkaufte ihr Leben zu einem hohen Preis und riss nicht nur ihren Mörder mit sich in den Tod, sondern auch dessen Kampfgefährten. Zudem stürzte sie im Sterben geradewegs nach vorn, sodass ihr Körper zumindest für einen flüchtigen Moment die auf Breaca zustürmenden Legionare ein wenig abbremste.
Doch Breaca hatte keine Zeit, nun um ihre Kämpferin zu trauern, sondern sprach nur hastig jene drei Worte, die die Träumerin sicher in die Obhut Brigas geleiten sollten; für mehr reichte Breacas Atem ohnehin nicht mehr aus. Zumal hinter den Leichen von Gunovars Mördern immer noch mehr Legionare auf sie zugestürzt kamen. Der zunächst nur dünne Strom von Römern hatte sich in eine wahre Flut verwandelt, und die Reiter von Mona konnten diese kaum mehr von ihrer Heeresführerin fernhalten.
Sie waren nur noch zu zweit, Breaca und Hawk, und sie waren umfangen von einem Halbmond aus Pferden und Kavalleristen, derweil von vorn immer mehr gut gerüstete Männer gegen sie vorrückten.
Zwischenzeitlich hatte Breaca einen leichteren Schild gefunden, und irgendjemand hatte ihr einen Wasserschlauch gereicht. Endlich konnte sie also wieder atmen, ohne das Gefühl zu haben, ihre Kehle stände in Flammen. Und wenngleich sie auch diesen neuen Schild noch immer nicht vernünftig stemmen konnte, so besaß sie doch wenigstens wieder genügend Kraft, um ihn schützend gegen ihren Körper zu pressen.
Nichtsdestotrotz war ihr baldiger Tod gewiss, ließ sich nicht mehr abwenden. Zumindest aber empfand sie eine gewisse grimmige Freude darüber, diesem nun wenigstens geradeheraus und mit vollem Bewusstsein begegnen zu dürfen, geborgen in der Gegenwart von Menschen, die sie liebte.
Breaca kämpfte so gut wie eh und je. Alles Leben, alle Fürsorge für Freunde und Familie schienen sich in der Klinge ihres Schwertes zu bündeln, in dem Abwehren des nächsten Schlags, in dem feinen Sprühregen von Blut und Schweiß. Das große Ganze, das Ziel hinter dieser Schlacht war für sie unterdessen vollkommen in Vergessenheit geraten, sie dachte einfach nicht mehr daran, wollte auch nicht mehr daran erinnert werden.
Schließlich war ihr sogar noch eine winzige Verschnaufpause vergönnt, als ihr unmittelbarer Gegner tot zu Boden sank und seine Kameraden noch nicht nachgerückt waren - der stetig anwachsende Berg von Leichen versperrte ihnen kurzzeitig den Weg. Noch immer stand Hawk ihr treu zur Seite, wie ein mitfühlender Schatten.
»Bereit?«, fragte Breaca, und Hawk schenkte ihr trotz aller Erschöpfung noch ein mattes Lächeln. Breaca setzte auf einen neuen Gegner an, trat mitten in die plötzlich aufklaffende Lücke in dem Meer von Legionaren, hieb nach ihrem Widersacher, und kaum dass sie den Mann auch nur mit ihrer Waffe berührt hatte, fiel dieser auch schon zu Boden, was trotz aller Inbrunst, die Breaca zweifellos in ihren Schlag gelegt hatte, doch ein wenig seltsam war. Dann tauchte plötzlich Valerius vor ihr auf, strahlend und wild und von geradezu heiligem Zorn erfüllt. Doch er ritt nicht mehr auf dem Krähenpferd, sondern auf einer rotbraunen Stute, jener Stute, die Breaca einst Graine geschenkt hatte und die Graine wiederum an Corvus weitergegeben hatte. Und auch dies verwunderte Breaca sehr, denn sie konnte
sich nicht erinnern, dass Corvus diese Stute zu irgendeinem späteren Zeitpunkt an Valerius weitergegeben hätte... Hastig flüsterte Breaca den Gruß an die jüngst Verstorbenen, denn all dies konnte letztlich nur eines bedeuten: Auch Corvus war gefallen, wenngleich sie ihn nicht mit eigenen Augen hatte sterben sehen.
Valerius hingegen schien auch mit diesem Pferd regelrecht zu verschmelzen, so wie er einst vollkommen eins gewesen war mit dem Hengst namens Krähe. Gemeinsam rissen die beiden
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