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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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unter den Legionaren ihre Beute. Schwer sanken die Toten zu Boden, wurden jedoch gleich darauf ersetzt von weiteren Männern, die die Ehre für sich in Anspruch nehmen wollten, Valerius und dessen Pferd niedergemetzelt zu haben, selbst wenn dies für die Legionare bedeutete, dass sie dabei auch selbst starben.
    Trotz des Blutdursts dieser Kämpfer aber hatte Valerius’ Erscheinen für eine winzige Pause gesorgt, einen Augenblick, in dem Breaca noch ein, zwei hastige Gedanken fassen und erkennen konnte, dass es besser wäre, wenn auch ihr wieder ein Pferd zur Verfügung stände. Verzweifelt blickte sie sich um nach ihrem eigenen Tier, dem Hengst mit den weißen Fesseln, und musste feststellen, dass dieser nirgends zu entdecken war. Und selbst von der stetig zunehmenden Zahl herrenloser Pferde befand sich keines in Breacas unmittelbarer Nähe.
    »Rauf mit dir.« Mit einem Mal war Valerius wieder da, thronte unmittelbar vor ihr auf dem Rücken seiner Stute. Er stank nach Pferdeschweiß und atmete keuchend. Rasch dirigierte er das Tier quer vor Breaca und langte hinab, um sie am Arm zu packen. »Schwing dich hinter mir in den Sattel. Jetzt. Hawk kann auf Cygfas Pferd mitreiten.«
    Er war ihr Bruder. Und er war früher ein Offizier der Kavallerie Roms gewesen, ein Mann, der nicht unbedacht einfach irgendwelche Befehle hinausbrüllte und dessen Anweisungen folglich nur selten ignoriert wurden. Auch Breaca gehorchte ihm, ergriff seinen Arm am Ellenbogen und vollführte einen trotz aller Erschöpfung noch recht passablen Sprung auf den Rücken seines Pferdes.
    Hinter ihnen, in den Reihen der Reservetruppen der Legionen, erklang aus gleich sechs Trompeten ein kurzes, mehrfach wiederholtes Signal.
    »Nicht jetzt! Seid verdammt!«
    Valerius ließ die Stute auf der Hinterhand kehrtmachen, und hastig schlang Breaca ihren gesunden Arm um seine Taille und klammerte sich daran fest. Er trieb das Tier die Rippelmarke hinauf, und für einen kurzen Moment verharrten er und Breaca mitten auf der schmalen Trennlinie, die die leichte Anhöhe einmal quer über das gesamte Schlachtfeld zog. Auf der östlichen Seite erblickten sie das Blutbad, in dem die nur schlecht ausgebildete Mehrheit des Kriegerheeres gegen die geschulte Kampfkunst der Vierzehnten Legion anfocht - und verlor. Entweder konnten die Krieger nicht an den Rand des Schlachtfelds flüchten, oder sie wollten es ganz einfach nicht mehr. In jedem Fall wurden sie gemeinsam mit ihren Kameraden zu immer engeren, kleineren Grüppchen zusammengedrängt, hatten nicht mehr genügend Platz, um mit ihren Waffen auszuholen oder um ihre Pferde als Bollwerke zwischen sich und die Legionare zu drängen, konnten noch nicht einmal mehr den Arm zurückreißen, um ihre Steinschleudern kreisen zu lassen.
    Westlich der Rippelmarke herrschten Frieden und Ordnung. Reihen über Reihen von noch vollkommen unbefleckten Waffen warteten dort auf ihren Einsatz, gehalten von Männern, die schweigend und reglos schon den ganzen Tag über dort verharrt hatten, während sie zusehen mussten, wie ihre Brüder starben. Genau diese Männer waren ganz bewusst so lange vom Kampfgeschehen ferngehalten worden, bis der Zeitpunkt kam, da ihr Dazustoßen die entscheidende Wende zugunsten der Römer herbeiführen könnte.
    Dieser Augenblick war nun gekommen. Das Schmettern der Trompeten versprach den Sieg, befahl ihn andererseits aber auch regelrecht. Breaca sah zu, wie eine Legionarsreihe nach der anderen sich geschmeidig aus dem Korps löste, die Schilde miteinander verschränkte, die Schwerter zog und ansetzte zu dem kurzen Marsch die Rippelmarke hinauf. Silbrig weiß glänzten ihre Rüstungen in der Nachmittagssonne, wie eine lange, leicht wogende Reihe aus Eisen, Bronze und unbeugsamer Entschlossenheit. Die Trompetensignale hießen die Truppen, sich in der Mitte zu teilen und sich zu zwei unaufhaltsam weitermarschierenden Flügeln zu formieren, um nun, wie vor ihnen auch schon andere, den gehörntem Mond zu symbolisieren, hinter sich die verheerende Macht der Reservetruppen herziehend.
    Schon hatte Valerius die Stute weitergetrieben, ließ diese geradewegs über die Wallkrone sprinten. Es war ein kaum zu ermessendes Wagnis, sich nun derart zu exponieren. Erfolg und Überleben lagen wieder einmal allein in der Hand der Götter.
    »Wir müssen die Krieger aus dem Weg bekommen«, rief Breaca Valerius über dessen Schulter hinweg ins Ohr. »Sie brauchen Platz, um sich wieder zu kampffähigen Gruppen zusammenschließen

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