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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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allein miteinander waren, und hauptsächlich in der Nacht, im größten Überschwang der Liebe.
    Valerius blickte hinab auf seine Hand. Das Zittern war nicht mehr ganz so stark wie zuvor, hatte aber noch immer nicht vollkommen nachgelassen. »Nein«, entgegnete er. »Das Pferd aus jenem Traum habe ich damals in Hibernia getötet, an dem Tag, an dem es geworfen wurde. Und abgesehen davon ist auch die Zeichnung auf seiner Stirn nicht ganz richtig. In meinem Traum war die Scheibe ein Schild, und die Linie des Speers verlief diagonal darüber hinweg, nicht oberhalb davon, so wie bei diesem Tier hier.«
    »Und wenn ich mich richtig an alles erinnere, was du mir erzählt hattest, dann hast du in dem bewussten Traum auch keinen Hengst geritten, sondern einen Wallach.« Longinus duckte sich, um unter den Bauch des Pferdes zu spähen und somit einen Gedanken, der ihm gerade gekommen war, bestätigt zu finden. »Das hier jedenfalls ist ein Hengstfohlen.«
    »Ja.«
    »Aber ein gutes«, sagte plötzlich eine Stimme, die keiner der beiden Männer auf Anhieb erkannte. »Du könntest es auch wesentlich schlechter treffen.«
    Wie ein Mann wirbelten Valerius und Longinus herum und zogen so rasch und geschickt ihre Waffen, dass man hätte meinen können, diese wären geradezu mit ihren Händen verwachsen.
    »Longinus, nicht!«
    In einer blitzschnellen Bewegung streckte Valerius den Arm aus und fing so einen Schwerthieb ab, noch bevor Longinus auch nur zum Schlag ausgeholt hatte. Während er zischend den Atem zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß, sagte er zu Civilis: »Du vergisst dich, Alter. Wir befinden uns im Krieg. Und mit Kriegern, die sich im Dunkeln von hinten an uns anschleichen, so wie du es gerade getan hast, pflegen wir für gewöhnlich kurzen Prozess zu machen. Wenn du schon unbedingt vor deiner Zeit sterben möchtest, hinterlass dein Blut besser nicht auf meiner Klinge. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass der Legat sonderlich freundlich mit mir umspringt, wenn ich seinen Lieblingspferdekundigen absteche.«
    »Das kann ich mir auch nicht vorstellen, obwohl er schon sehr rasch handeln müsste, um euer beider Leben zu fordern, weil ihm sonst nämlich meine Bataver zuvorkommen würden, und jede von Rom ersonnene Art der Hinrichtung wäre immer noch besser als das, was meine Leute mit euch anstellen würden, das garantiere ich dir.«
    Civilis stand drei Boxen weiter den Gang hinunter. Nun, da er wieder festen Boden unter den Füßen hatte und nicht mehr hoch zu Ross saß, machte er keinen so gebrechlichen, geistesabwesenden Eindruck mehr. Mit einer gewissen Belustigung richtete er den Blick auf die beiden Männer, die sein Leben bedrohten.
    Der sommersprossige Junge stand grinsend neben ihm. Mit unverhohlener Zuneigung zerzauste der alte Mann ihm das Haar. »Ich entschuldige mich hiermit bei euch. Meine Höflichkeit muss mich wohl im Stich gelassen haben. Und ich wäre euch überaus dankbar, wenn ihr all das auf den Fluch des Alters und eine schwache Blase schieben könntet. Als Entschädigung für den ausgestandenen Schreck erlaubt mir, euch den Sohn der Tochter meiner Tochter vorzustellen, der erste männliche Nachkomme meiner Linie. Es gibt neun Frauen, die alle mein Blut und meinen Namen tragen, aber nur diesen einen Jungen. Eines Tages wird er ein Mann sein und im Kampf das Schwert seines Urgroßvaters schwingen. Erst einmal jedoch ist er der beste Pferdeheiler, den wir haben. Wenn also jemand deinen Wallach wieder gesund pflegen kann, dann er.« Er tätschelte die magere Schulter des Burschen. »Danke, Arminius. Du kannst jetzt gehen.«
    Der Junge wollte aber offensichtlich noch bleiben. Seine Lippen formulierten eine Bitte, während er zu seinem Urgroßvater emporblickte. Doch was immer das auch war, was er in dem Gesicht des alten Mannes las, es ließ ihn seinen Wunsch prompt wieder aufgeben. Er erbleichte, bis seine Sommersprossen sich wie dunkle Schlammspritzer von seinem blassen Gesicht abhoben. Mit einer hastigen Verbeugung vor Valerius und Longinus machte er kehrt und rannte zur Tür.
    Civilis ließ sich auf dem Rand eines Wassertrogs nieder. Als er dort so saß, hatte er eigentlich nur noch wenig an sich, was auf sein hohes Alter hindeutete, wenn man einmal von einem Rest von Steifheit und dem Silbergrau seines Haares absah. Sein prüfender Blick schweifte kurz zu Longinus hinüber und kehrte dann zu Valerius zurück, um dort zu verweilen. Seine Brauen waren vollkommen weiß. Die blaugrauen

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