Die Kriegerin der Kelten
Eure Bataver werden uns als allseits geachtete Eskorten schützen. Und der Kurier und sein Kamerad werden uns als Führer dienen. Wenn Eure Pferdeknechte sich also um deren beide Tiere kümmern könnten, dann, so denke ich, würden wir sicherlich schneller vorankommen.«
»Ihre Tiere?« Civilis’ Blick wurde wieder schärfer. Abermals musterte er Valerius’ Rotschimmel und blickte dann den Hügel hinab zu jener Stelle, wo Longinus den Eisenhändler zur Festung zurückgeleitete. »Oh, ja.« Er nickte nachdenklich. »Ich denke, die beiden werden wir wohl noch versorgen können.«
VII
»Ich hab dir ja gesagt, dass sie versuchen würden, unsere Pferde zu stehlen.«
In friedfertiger Stimmung lehnte Longinus an einer Wand am Ende jenes überdachten Viehstalls, in dem die Reitpferde der Batavischen Kavallerie untergebracht waren. Eine schier unübersehbare Anzahl von Pferden stand in den Boxen, die sich den gesamten langen Mittelgang hinunter aneinanderreihten. Einige der Tiere dösten vor sich hin, andere waren damit beschäftigt, Heu zu fressen oder voller Neugier die Fremden zu beäugen, die gerade hereingekommen waren, um sie in ihrer morgendlichen Ruhe zu stören. Der Atem der Pferde wärmte die Luft und milderte ein wenig den stechenden Geruch nach Urin und Pferdemist, nach Lederfett, frisch geputztem Geschirr und dem Schweiß jener Tiere, die erst vor kurzem bewegt worden waren. Die Pferde, die die Köpfe drehten, um die Hereinkommenden zu mustern, waren allesamt gesund und gut in Form, mit kräftig entwickelten Muskeln und glattem, glänzendem Fell. Nicht eines von ihnen war in irgendeiner Weise körperlich gebrochen oder hatte Schaden gelitten an Gliedmaßen oder Lunge.
Valerius stand ein kleines Stück von Longinus entfernt, den einen Fuß auf einen Futtertrog gestützt, während er die fast schon an Hektik grenzende Geschäftigkeit beobachtete, die gerade in der Pferdebox vor ihm stattfand.
Ohne sich die Mühe zu machen, sich zu seinem Gefährten umzuwenden, erwiderte er: »Sie versuchen keineswegs, die Tiere zu stehlen. Ganz im Gegenteil sogar, sie tun ihr Allerbestes, um sie wieder so weit hinzukriegen, dass man sie reiten kann. War ja schließlich dein ausdrücklicher Wunsch, auf genau denselben Pferden zurück nach Süden zu reiten, auf denen wir auch hergekommen sind. Ich persönlich hätte ja gesagt, dass uns ebenso gut damit gedient wäre, wenn man uns stattdessen eines der anderen Pferde überlassen würde. Ist dir übrigens schon mal aufgefallen, dass sämtliche Tiere kastanienbraun sind?«
»Kastanienbraun und kräftig, und sie sind den ganzen Winter über trainiert worden. Ja, allerdings, ist mir auch schon aufgefallen. Wenn die in Camulodunum ihre Pferde auch so gut halten würden, hättest du deinen hübschen Rotschimmel bei diesem Gewaltritt den Hügel rauf vielleicht nicht gleich zum Krüppel gemacht.«
»Das ließ sich leider nicht vermeiden. Schließlich mussten wir dem Legaten doch den glaubwürdigen Eindruck vermitteln, dass die Lage im Süden wirklich verzweifelt ist. Und vielleicht kann man das Tier ja noch retten. Der Pferdebursche da scheint jedenfalls genau zu wissen, was er tut.«
Mit großem Interesse schaute Valerius dabei zu, wie der Wallach versorgt wurde, den er dem toten römischen Kurier abgenommen und dann zu seinem Leidwesen zuschanden geritten hatte, um den Legaten von der Dringlichkeit des unmittelbar bevorstehenden Krieges zu überzeugen. Letzteres zumindest war ihm gelungen, so viel stand fest. Denn Cerialis war daraufhin unverzüglich wieder zu seiner Festung zurückgeritten und gab in genau diesem Moment Befehle an seine Untergebenen aus, und zwar in einem Tempo, das seine Unteroffiziere einiges an Nerven kostete und die Legion in helle Aufregung versetzte, vermittelte es ihnen doch schon einmal einen Vorgeschmack auf die Dinge, die ihrer im Süden harrten.
Ob sich das Pferd noch einmal von den Strapazen des Gewaltritts erholen würde, war allerdings weniger gewiss. Es lahmte auf beiden Vorderbeinen, und die Sehnen waren heiß und geschwollen, was dazu führen könnte, dass es, wenn die Verletzung nicht mit der nötigen Fachkenntnis behandelt würde, für den Rest seines Lebens lahm bliebe. Valerius hatte das Tier auf der kurzen Reise Richtung Norden richtiggehend in sein Herz geschlossen, und er war alles andere als stolz auf den Schaden, den er angerichtet hatte. Was ihn jedoch hoffen ließ, war die Tatsache, dass das Tier von einem halbwüchsigen
Weitere Kostenlose Bücher