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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sommersprossigen Jungen gestriegelt und gefüttert wurde, der Civilis’ Adlernase und das goldblonde Haar der Bataver hatte und der seine Missbilligung über den Zustand seines Schützlings mit unüberhörbar besorgtem Zungenschnalzen kundtat.
    Civilis selbst war fortgegangen, um die Latrinen zu benutzen, und hatte Valerius und Longinus mit dem Pferdeburschen allein gelassen. Der Junge sprach mit beruhigender Stimme auf das Pferd ein und ignorierte dabei geflissentlich den Mann, der das Tier derart übel zugerichtet hatte. Versuchsweise warf Valerius dem Burschen eine Silbermünze aus der Kuriertasche zu und beobachtete dann, wie dieser prüfend in das Geldstück hineinbiss, das Ergebnis mit einem zufriedenen Nicken quittierte und die Münze schließlich verstaute. Allerdings wirkte er danach kein bisschen weniger misstrauisch als zuvor; ganz sicherlich verspürte er noch immer keine Neigung zu einem kleinen Schwatz.
    Langsam ließ Valerius sich mit dem Rücken an der am nächsten gelegenen Wand hinuntergleiten, bis er auf den Fersen hockte und die Arme um die angezogenen Knie schlingen konnte. Aus dieser nun zweifellos erheblich weniger bedrohlich anmutenden Höhe sagte er zu dem Jungen: »Civilis wird bestimmt gleich wieder hier sein. Darum möchte ich dir jetzt rasch eine Frage stellen. Wie du vielleicht weißt, werden mein Seelenfreund, der Thraker, und ich wohl oder übel noch einmal zurück in den Süden reiten müssen, um dem Legaten jene Wegschneise zu zeigen, wo er die Eceni am effektivsten schlagen kann. Gesetzt also den Fall, dein Verwandter wäre geneigt, uns mit frischen Pferden für den Ritt gen Süden und die anschließende Schlacht zu beehren... welche Tiere würde er uns dann wohl geben, was meinst du?«
    Er sprach Batavisch, die Sprache allen Gefühls, in der eine zwischen Männern geschlossene Seelenfreundschaft mit Blut besiegelt wurde und ein ganzes Leben lang Bestand hatte und wo die Bande der Blutsverwandtschaft bei Weitem stärker waren als jeder von Rom abgenommene oder von Rom geschworene Eid. Vielleicht lag es ja daran, dass Valerius sich des Batavischen bedient hatte, vielleicht war es aber auch die Anspielung auf die Seelenfreundschaft und die Blutsbande - auf jeden Fall brachte Valerius mit seinen Worten in dem Jungen eine Saite zum Klingen, die das Silber nicht hatte berühren können. Der junge Pferdebursche machte große Augen und verengte sie gleich darauf nachdenklich zu schmalen Schlitzen.
    Von neuer Scheu befallen, ließ er seinen Blick hastig an der Reihe von Pferden entlangschweifen, hielt kurz an einem bestimmten Punkt inne und schaute dann abermals Valerius an. Mit einem Mal grinste er verschwörerisch und erklärte in gut geschultem Latein: »Ein Geschenk zu machen, ehrt den Geber. Je größer das Geschenk, desto größer die Ehre.«
    »In der Tat.« Valerius bot dem Jungen eine weitere Silbermünze an und sah, wie diese mit nunmehr deutlich weniger Misstrauen angenommen wurde.
    Anschließend stieß er sich von der Stallwand ab und ging an der langen Reihe von Boxen entlang. An der Stelle, an der der Blick des Jungen für einen flüchtigen Moment innegehalten hatte, war ein Pferdehinterteil zu erkennen.
    Als einziges von all den vielen Tieren in diesem Gebäude stand dieses Pferd mit dem Gesicht zur Wand. Zudem war sein Fell nicht von dem satten, ins Rötliche spielenden Braun wie das aller anderen Pferde, sondern von der Farbe alter Walnüsse, so dunkelbraun, dass es fast schon schwarz wirkte. Als Valerius sich ihm näherte, riss es den Kopf herum und legte die Ohren flach zurück, offensichtlich übel gelaunt. Abrupt blieb Valerius stehen, seine Hände vor sich krampfhaft ineinander verschränkt, sein Gesicht mit einem Mal maskenhaft starr und bar jeglichen Ausdrucks.
    Ein langer Augenblick verstrich. Langsam stieß Valerius den Atem wieder aus, den er unwillkürlich angehalten hatte. Eine belanglose Bemerkung an Longinus über das ungebärdige Wesen batavischer Pferde erstarb unausgesprochen auf seinen Lippen. Seine Wahrnehmung der Welt um ihn herum war plötzlich übermäßig klar und scharf. Nur zu deutlich nahm er das teilweise weiße Ohr des Tieres wahr, das sich ruckartig in seine, Valerius’, Richtung drehte, sowie die weißen Flecken auf der Stirn, die einzelnen Strähnen schwarzen Haares im Schweif und die schmalen schwarzen Streifen, die an allen vier Hufen hinunterliefen, wo an einen Hermelinpelz erinnernde Tupfen den Hufen Farbe verliehen, die ansonsten

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