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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Pferdebox, hakte die Daumen in seinen Gürtel und schlug dann die Füße an den Knöcheln übereinander. »Große Götter, Mann, sehe ich etwa aus wie ein Idiot? Wenn ich nicht frei und unversehrt wieder aus diesem Stallgebäude herauskomme, seid ihr beide Kinder des Todes und könnt euch auf ein Ende gefasst machen, wie ihr es euch selbst in euren schlimmsten Albträumen niemals habt vorstellen können. Die Bataver haben ihren ganz eigenen Begriff von Ehre, und wenn ich auch in den Augen Roms schon im Ruhestand sein mag, so bin ich doch für meine Landsleute nach wie vor der führende Reiter und werde es auch bleiben bis zu meinem Tode. Und Petillius Cerialis weiß das. Er braucht uns. Genauso, wie du mich brauchst - Valerius von den Eceni.«
    Die Stille, in die diese Worte fielen, hätte geringere Männer in die Knie gezwungen. Zu beiden Seiten des langen Gangs stampften die Pferde unruhig mit den Hufen. Der weißbeinige Junghengst mit dem Mond und dem Speer auf seiner schwarzen Stirn keilte so heftig nach den Seitenwänden seiner Box aus, dass ein Regen von Holzsplittern auf den Boden niederrieselte. Longinus fing Valerius’ Blick auf und wich weitere drei Schritte zurück, um sowohl sich selbst als auch Valerius mehr Bewegungsspielraum zu verschaffen. Dann wurde die Stille von dem gedämpften Gleiten von Eisen über mit Fett geschmeidig gemachtes Leder unterbrochen, als er sein Schwert aus dessen Scheide zog.
    »Nein. Steck dein Schwert wieder in die Scheide, Longinus. Er wird uns noch nicht verraten.« In der Nähe von Valerius’ Füßen lag ein Getreidesack auf dem Boden. Er zog ihn noch ein Stück dichter zu sich her und ließ sich dann darauf niedersinken. Sehr vorsichtig legte er seine hohlen Hände vors Gesicht und drückte die Fingerspitzen gegen seine geschlossenen Augen. Als er sich einigermaßen sicher war, dass man ihm nichts von dem Tumult ansah, der in seinem Innern tobte, ließ er seine Hände wieder sinken und blickte den älteren Mann an.
    »Wann hast du mich erkannt?«, wollte er wissen.
    In dem Lächeln des alten Mannes schwang eine Spur von Traurigkeit mit. »Sohn meiner Seele, wie hätte ich dich nicht auf Anhieb wiedererkennen können? Zwanzig Jahre lang warst du der Sohn, den ich niemals hatte, der jüngere Bruder meiner kampflustigen Tage. Es bereitet mir großen Kummer, dass du glaubst, ich könnte das alles vergessen haben. Ich habe dich gleich in der Sekunde wiedererkannt, in der ich dich diesen von Flöhen zerbissenen Esel von einem Kurierpferd den Hügel hinaufreiten sah. Das Tier war bereits kurz davor, vor Erschöpfung zusammenzubrechen, doch du hast es auch noch das letzte Dutzend Schritte aufrecht gehalten.«
    Civilis griff nach Valerius’ Händen, drehte sie herum und las in den Narben, die sich über dessen Handflächen zogen, als ob diese ihm fast ebenso viel verrieten wie Corvus’ Briefe. In seinen Augen war ein Ausdruck des Mitleids, als er Valerius’ Hände hochhob. »Du vergisst eines: Als ich dich damals zum allerersten Mal sah, hast du das Krähenpferd geritten, und der Hengst versuchte mit aller Macht, dich umzubringen. Ein Mann tut gut daran, sich zu erinnern, besonders am Ende seiner Tage, wenn er rückblickend feststellt, dass die wahrhaft ruhmreichen Augenblicke nur wenige an der Zahl gewesen sind und daher besonders geschätzt werden müssen.«
    »Du erweist mir große Ehre.«
    Was hätte er auch sonst sagen sollen? Valerius hatte bei Civilis’ Erscheinen mit physischer Gefahr gerechnet und hatte sich entsprechend darauf vorbereitet. Auf das hier aber war er in keinster Weise vorbereitet gewesen.
    »Ja?« Civilis stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Es würde mehr gelten, wenn du den Anstand hättest, aufrichtig zu sein und mir zu sagen, dass ich recht mit dem habe, wonach mein Herz sich sehnt.«
    »Und was ist das?«
    »Dass du vorhast, Cerialis und die Neunte Legion auf die gleiche Weise niederzumetzeln, wie mein Blutsverwandter, der Held Arminius, seinerzeit Augustus’ drei Legionen in den Wäldern und Sümpfen östlich des Rheins vernichtete.«
    Es war tatsächlich genau das, was Valerius plante. »Dein Herz sehnt sich nach der Vernichtung der Legion, der zu dienen du einen heiligen Eid geschworen hast?«, fragte er ungläubig.
    »Ich diene dem, der mir Gold gibt, und ich kämpfe, auf dass ich in der Schlacht zu Ruhm gelangen möge. Wenn aber der Sohn meiner Seele in mein Leben zurückkehrt und der wieder von den Toten auferstandene Arminius ist,

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