Die Kriegerin der Kelten
bereit, unter zwei weiteren kraftvollen Axthieben wie ein Strohhalm umzuknicken und quer über den Weg zu stürzen.
Diese Männer waren der Grund dafür, weshalb Breaca darauf bestanden hatte, dass der Erdboden von den verräterischen Spänen und Holzschnitzeln gesäubert wurde, welche die Äxte hinterlassen hatten, und dass die angeschlagenen Baumstämme mit Moos und Flechten umwickelt wurden. Ebenfalls speziell um dieser Männer willen waren die besten Steinschleuderschützen an strategisch günstigen Punkten entlang des Waldrands postiert worden. Sie hatten den Auftrag, nach den entsprechenden Zeichen für Dienstgrad und Machtbefugnis Ausschau zu halten und die Zenturionen dann unverzüglich unter Beschuss zu nehmen.
Der Angriff erfolgte jedoch nicht rasch genug, und Longinus sollte mit seiner Einschätzung der Lage voll und ganz recht behalten. Plötzlich jedes Kontakts mit den höheren Offizieren beraubt, übernahmen die zwölf Zenturionen, die auf der falschen Seite der umgestürzten Eiche eingeschlossen waren, unverzüglich das Kommando über ihre Männer. Mit erschreckender Schnelligkeit gelang es ihnen, das Chaos in den Griff zu bekommen und wieder so etwas wie Ordnung herzustellen. Ein Dutzend der Legionssoldaten, die Breaca am nächsten waren, fuhren herum und hoben dabei ihre Schilde über die Köpfe, um so ein schützendes Dach gegen herabsausende Speere zu bilden. Dies war eine durchaus einleuchtende und nahe liegende Maßnahme für Soldaten, die bisher noch nicht im Westen gedient hatten und daher auch nicht wussten, dass die eingeborenen Krieger mit ihren Schleudersteinen auf die unbedeckten Knie derjenigen Legionare zielten, die ihre Schilde hochrissen, um Kopf und Gesicht zu schützen, und diese somit ebenso wirkungsvoll und nachhaltig zum Krüppel machten, als ob sie sie dadurch außer Gefecht gesetzt hätten, dass sie deren Achillessehnen durchschnitten.
Doch weiter oben in der Reihe gab es offenbar jemanden, der den Trick kannte. Breaca hörte, wie hektische Befehle durch die unorganisierte Kolonne hindurchgebrüllt wurden. Die schutzlos dem Steinhagel ausgelieferten Männer ganz am Ende der Reihe gingen bereits einer nach dem anderen zu Boden, doch etwas weiter oben auf dem Pfad gab es eine Gruppe, die besseren Gebrauch von ihren Schilden machte.
Breaca überließ die neue Formation kurzerhand Ardacos und denen, die mit ihm kämpften, und rannte zwischen den Bäumen hindurch auf die Quelle des Gebrülls zu. Spitze Eichenäste stachen nach ihr. Sprießende Haselnusszweige peitschten ihr ins Gesicht. Schließlich kam sie auf gleiche Höhe mit einer Gruppe von acht Legionaren, die sich zu einem Ring zusammengeschlossen hatten und ganz eng nebeneinander auf dem Boden knieten, wobei sechs Schilde nach außen gehalten wurden, während die übrigen zwei ein schützendes Dach über ihren Köpfen bildeten. Breaca konnte nirgendwo eine Stelle entdecken, wo ein Schleuderstein zwischen den Schilden hätte hindurchdringen können, geschweige denn ein Speer. Aus der Mitte des Schildwalls drang das an einen aufgebrachten Bullen erinnernde Gebrüll eines Zenturios, der Befehle an die weiter unten in der Reihe befindlichen Männer weitergab. Schon formierten sich weitere acht nach dem gleichen Muster wie ihre Kameraden. Vergeudete Speere prallten, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten, von den erhobenen Schilden ab und schlitterten nutzlos in den See.
Dicht hinter Breacas rechter Schulter stand Dubornos. Im Gegensatz zur Bodicea war er nicht ausgepeitscht worden, aber dafür hatten die römischen Inquisitoren ihn bereits lange vorher zum Krüppel gemacht. In den vergangenen acht Jahren hatte es nur noch eine einzige Waffe gegeben, die Dubornos sicher mit der rechten Hand halten konnte, nämlich die Schleuder. Er hatte angestrengter und länger geübt als jeder andere, den Breaca kannte, und mittlerweile war er im Umgang mit der Steinschleuder geradezu atemberaubend gut.
Ohne sich zu ihm umzuwenden, sagte Breaca: »Wenn ich es schaffe, ihre Schilde auseinanderzuzwängen, kannst du dann den Zenturio in der Mitte zumindest verwunden?«
»Wenn ich ihn sehen kann, kann ich ihn auch töten.«
Jeder andere hätte dies mit einem Grinsen gesagt. Dubornos jedoch war nie heiter und unbeschwert gewesen; dafür schleppte er zu viel Schuldbewusstsein und Kummer mit sich herum. Er befestigte einen Stein in seiner Schleuder und ließ in einer flüssigen Bewegung sein Handgelenk kreisen. »Wenn du irgendwas tun kannst,
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