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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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aufgeschlagen war.
    Mit dieser verlockenden Aussicht vor Augen marschierten die Soldaten der dritten Kohorte blindlings und ohne auf etwaige Gefahren zu achten in einen dichten Nebel hinein, der sich drei Reihen weiter vor ihnen kurz auftat und sich unmittelbar hinter ihnen sofort wieder schloss. Der Wald zu ihrer Rechten lag noch immer genauso still da wie zu dem Zeitpunkt, als sie losmarschiert waren, und der Sumpf linkerhand wirkte noch genauso friedlich, doch weder das eine noch das andere kam ihnen verdächtig genug vor, um sie aus ihrem stumpfen Trott herauszureißen und einmal einen argwöhnischen Blick zurückwerfen zu lassen.
    Die dritte Reihe starb und dann die vierte. Die Krieger, die die Leichen der ersten getöteten Legionare fortgetragen hatten, stürmten nun ebenfalls vorwärts, um eigenhändig Feinde zu erlegen. Barfuß und glitschig vor Bärenfett rannten sie über das steinerne Pflaster, vor den Flüchen der Geister und den scharfen Klingen der Lebenden durch tarnendes Waid und die Macht der Bärengöttin geschützt.
    Zwanzig Marschreihen wurden eine nach der anderen in vollkommener Stille niedergemetzelt. Achtzig Legionare starben eines raschen, lautlosen Todes, und dennoch umfasste die den Weg entlangmarschierende Kolonne noch immer Tausende von Männern. Sämtliche siebenundvierzig Mitglieder des Kriegerverbands der Bärin waren mittlerweile im Einsatz und rannten über den Steinernen Pfad der Ahnen, und mit jedem Schritt, den sie taten, mit jedem Messerhieb stellten sie ihr Glück auf eine noch härtere Probe, gingen sie ein noch größeres Risiko ein.
    Cunomar, der in seinem Tarnüberzug aus Fett und grauem Waid nur so triefte vor Blut, lehnte hastig einen weiteren Leichnam gegen einen Baum und rannte dann zwischen zwei im Sterben liegenden Soldaten hindurch wieder auf den Pfad hinauf. Zu seiner Linken lief Ulla, rechts von ihm die Cousine aus dem Stamm der nördlichen Eceni. Scerros, der den von ihm getöteten Mann ein bisschen zu spät auf den Erdboden sinken ließ, holte seine drei Kampfgefährten erst wieder ein, als diese bereits die nächste Reihe der marschierenden Legionare erreicht hatten.
    Atemlos, ein wenig nervös und gehetzt und nicht so vollkommen von dem Geist der Bärin durchdrungen, wie er es eigentlich hätte sein sollen, bekam Scerros in seiner Hast seine Waffe nicht richtig zu fassen und hantierte so ungeschickt damit herum, dass er seinen Einsatz verpatzte. Statt mit einem einzigen glatten Schnitt die Luftröhre seines Opfers zu durchtrennen, grub sich sein Messer durch Fleisch und Muskeln und die Wand eines pumpenden Blutgefäßes. Der Legionar kreischte so gellend wie eine Henne, der man den Hals umdreht, und er starb weder sauber noch schnell.
    Für die drei Männer, die neben ihm in einer Reihe marschierten, kam die Warnung allerdings zu spät, als dass sie ihnen noch genützt hätte. Die vor ihnen Marschierenden hatten jedoch noch Zeit genug, um Alarm auszulösen, ihre kurzen Dolche zu ziehen, ihre Schilde zu schultern und zumindest noch halb zu der Horde grauer, gespenstisch anmutender Gestalten herumzufahren, die nun, da Heimlichkeit nicht mehr vonnöten war, unter schrillem Kampfgeheul aus dem Nebel auf sie zustürmten.
    Die vier Soldaten, die das Schwanzende der Kolonne bildeten, starben eines schmutzigen Todes und konnten, bevor sie ihren endgültig letzten Atemzug taten, ihren Angreifern noch einige nicht unerhebliche Verletzungen zufügen. Die nächsten vier Männer schafften es sogar, einen ihrer Gegner zu töten, womit sie die Anzahl der Bärinnenkrieger auf sechsundvierzig reduzierten. In der Zwischenzeit hob Cunomar seine blutbeschmierten Finger an die Lippen, füllte seine Lungen mit feuchtkalter Moorluft und stieß einen einzigen, durch Mark und Bein gehenden Pfiff aus, der mindestens bis zur Spitze der Kohorte drang. Um zu verhindern, dass sein Signal womöglich falsch gedeutet wurde oder gar ungehört verhallte, zog er ein mit einer Tülle aus Kupfer versehenes Kuhhorn aus seinem Gürtel und schmetterte einen Ton, so schrill und durchdringend wie der Schrei eines Legionsmaultiers, der die gesamte Marsch erschütterte und die Krähen, die sich gerade am Waldesrand versammelten, jäh zum Verstummen brachte. Anschließend hielt Cunomar einen kurzen Moment inne, um seine Messerklinge von den Fleischfetzen zu säubern, die daran kleben geblieben waren, und stürzte sich dann - den Namen des soeben im Kampf gefallenen Bärinnenkriegers wie einen neuen

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