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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ehemaligen Dekurio gehört, der den Ehrentitel des Löwen Mithras’ trug und somit ein hochrangiger Diener des geheimen Gottes der Legionen war. Und genau jener Mann war es auch, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um die Nachricht aus der von den einheimischen Stammeskriegern gegeißelten Hauptstadt Britanniens zu überbringen. Selbst jene Legionssoldaten, die Valerius nicht aus gemeinsamen Jahren im Dienste des Kaisers kannten, wussten, dass der junge Mann mit dem schwarzen Haar quasi ihr Retter war, dass mit seinem Erscheinen auch der Sieg in erreichbare Nähe rückte und dass der Kampf, zumindest für diese eine Legion, schon bald ein Ende haben würde.
    Die Männer traten vor, versammelten sich auf dem Grünstreifen, trommelten zur Begrüßung ihrer Kameraden mit ihren Schwertheften gegen ihre Schilde. Der forsche Viervierteltakt ihres Willkommenschores stimmte exakt mit dem Marschrhythmus der Pferde überein. Die wahre Wand von Kriegern dagegen, die sich hinter den Reitern zu schließen schien, nahmen die von frischem Mut beseelten Männer gar nicht richtig wahr.
    Die Römer bildeten nun eine Streitmacht von zweihundert Kavalleristen und etwas über dreihundert Infanteristen. Sicherlich mochten sie damit noch immer nicht die Mannstärke der Krieger erreicht haben, doch zumindest waren nun genügend Pferde da, um jeweils zwei Männern als Schutzschild dienen zu können.
    Als schließlich auch der letzte Bataver die vorderste Reihe der allein aus Römern bestehenden Division passiert hatte, ließ der oberste Diener Mithras’ sein Tier wenden und blieb dann, das Gesicht den Legionaren zugewandt, stehen. Ruhig blickte er auf die Schilde und die zu Boden gesunkenen Schwertspitzen der ersten beiden Männer der Infanterie. Die beiden Männer hatten den Mann auf dem schwarzen Pferd mit den weißen Fesseln offenbar erkannt und begrüßten ihn nun mit breitem Lächeln und in lateinischer Sprache.
    Die hinter Valerius einreitenden Männer taten es ihrem Anführer gleich, stellten sich von Angesicht zu Angesicht ihren Legionskameraden gegenüber. Hinten, am entgegengesetzten Ende dieses Abschnitts des Steinernen Pfads der Ahnen, warteten die versammelten Krieger der Eceni. Breaca und Cygfa standen an ihrer Spitze, und von ihrer Position aus schien es ganz so, als ob sich die ursprünglich immer näher rückende Mauer aus römischen Fratzen nun in ein breites Band rotbraunen Pferdefells verwandelt hätte. Ein Band, dessen obere Kante von glänzendem Kettenpanzergewebe geschmückt wurde.
    Das Heer der Krieger stimmte keinen Schlachtruf an. Die Männer und Frauen stampften nicht mit den Füßen und grüßten auch nicht, sondern warteten in tiefem Schweigen, ganz so, wie Valerius es von ihnen erbeten hatte. Zudem zogen sie bei seinem Näherkommen fast alle ihre Waffen aus ihren Gürtelschlaufen und musterten ihn mit Hass und unverhohlenem Misstrauen. Eine derartig ausgeprägte Zurschaustellung ihrer angeblichen Feindschaft hatte Valerius zwar nicht verlangt, doch war diese von ehrlichem Argwohn geprägte Reaktion der Krieger andererseits wohl kaum zu vermeiden gewesen.
    Ganz leise, sodass niemand anderer sie hören konnte, flüsterte Cygfa: »Wenn er auch nur eine falsche Bewegung macht, dann gibt es nichts mehr, was du oder ich noch für ihn tun können.«
    Langsam und ohne Begleiter ritt Valerius auf seinem schwarzen Hengst mit den weißen Fesseln bis ans Ende der Reihe von Legionaren. Erst unmittelbar vor den Kriegern der Eceni blieb er stehen. Er stand so dicht vor ihnen, dass die Ersten von ihnen den heißen, feuchten Atem seines Pferdes sanft über ihre Gesichter streifen spürten. Die Augen erregt geweitet, sodass weiß die Augäpfel hervorblitzten, vertrauensvoll und doch voller Zweifel war jeder Einzelne von ihnen bereit, auf der Stelle zu töten - jenen Mann zu töten, der das große Tier ritt, sollte dieser auch nur ansatzweise den Versuch unternehmen, die Eceni nun an Rom zu verraten.
    Valerius blickte die Krieger an, und ohne auch nur die Spur eines Lächelns über seine strengen Züge huschen zu lassen, hob er seinen Schwertarm.
    Seine Waffe war von römischer Machart, ebenso wie das Kettenhemd, das er trug. Die Sonne war nahezu hinter dem Horizont versunken, und ihr Licht wurde von den Bäumen zu schmalen Streifen zerschnitten, sodass der heraufziehende Abend mehr grünlich als golden erschien, ja, fast schon ins Gräuliche abfiel. Vereinzelte Strahlen prallten funkengleich von der scharf geschliffenen

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