Die Kristallhexe
schaffen?«, fragte Laura leise.
Neben ihr schüttelte Naburo den Kopf. »Nein, aber er wird sie aufhalten. Dieses Opfer bringt er für uns. Wir sollten es ehren.«
Sie nickte, dann drehte sie den Dolch in ihrer Hand. »Ich werde es versuchen.«
Gemeinsam bogen sie um eine Ecke und traten in einen Gang voller Regale. Felix war fast an seinem Ende angelangt, doch in dieser Sekunde entstand plötzlich eine Eiswand vor ihm. Er prallte dagegen, setzte sich hart auf den Boden, kam dann taumelnd wieder hoch und schlug mit den Fäusten gegen das Eis.
»Angela!«
»Woher kommen die ganzen Eiszauber?«, fragte Spyridon. »So geht Alberich doch sonst nicht vor.«
Niemand antwortete ihm. Naburo trat an die Eiswand und zog Felix zurück. »Aus dem Weg.«
Er schloss die Augen. Die Klingen in seinen Händen begannen zu glühen. Blut verdampfte und hinterließ einen metallischen Geruch in der Luft. Der General holte mit beiden Händen aus und rammte die Klingen in das Eis.
Die Wand zerplatzte. Laura duckte sich unter den Eisstücken, die ihr entgegenflogen, und zuckte zusammen, als sie jemanden lachen hörte. Es war Angelas Stimme, sie erkannte sie sofort. Bevor Felix loslaufen konnte, packte Naburo ihn am Kragen und zog ihn zurück - gerade noch rechtzeitig, denn Eisklingen bohrten sich vor ihm in ein Regal.
Die beiden Elfen rahmten Laura ein wie Leibwächter, als sie auf das Ende des Gangs zulief.
»Angela«, hörte sie Felix hervorstoßen. »Bitte hör auf damit.«
Und dann sah Laura sie.
Angela stand neben Alberich, stützte die Hände in die Hüften und lachte. Sie trug eng anliegende schwarze Lederkleidung und hohe, ebenfalls schwarze Stiefel. Ihre Lippen waren schwarz geschminkt und der Lidschatten so dunkel, dass ihre Augen tief in den Höhlen zu liegen schienen. Sie hatte abgenommen, ihr Gesicht war blass. Ihr Lachen klang grausam.
»Die Kavallerie ist da«, sagte sie. Eine kurze Handbewegung, und Eiszapfen fielen aus der Decke. Die Klingen der Elfen wirbelten, schlugen sie beiseite, bevor sie Schaden anrichten konnten. Einige Zapfen bohrten sich in den Steinboden.
»Seht, was ich gelernt habe!«
Es begann zu schneien. Dicke weiße Flocken trudelten sanft durch die Luft. Das war kein Angriff, nur eine Demonstration ihrer Kräfte.
Wieso kann sie das auf einmal?, fragte sich Laura, doch dann wurde sie von Alberich abgelenkt. Der ignorierte die Eindringlinge, murmelte stattdessen leise vor sich hin. Linien entstanden im Stein, so wie das Muster, das Laura im Palast Morgenröte gesehen hatte. Im nächsten Moment riss die Welt auf. Nebel waberte in dem Spalt.
»Sie dürfen nicht durch das Portal gehen!«, rief Naburo.
»Und wie willst du das verhindern?« Angela machte einen Schritt auf das Ende des Ganges zu. Sie war vielleicht drei Meter von den Elfen, Felix und Laura entfernt, aber nur einen von dem Portal. »Noch spiele ich mit euch, aber wenn ich wollte, könnte ich euch mit einer Faust aus Eis zerschmettern.«
»Angela.« Felix streckte die Arme aus und drehte die Handflächen nach oben. Es sah aus, als wolle er sie gleichzeitig anflehen und umarmen. Tränen liefen über seine Wangen. »Das bist nicht du«, sagte er. »Sieh mich an und erinnere dich an dein Leben, an deine Familie. Du hast zwei Kinder, Luca und Sandra. Sie vermissen dich so sehr. Komm mit mir nach Hause, dann wird alles wieder gut. Wir helfen dir dabei.«
Angela lachte. Bis zu diesem Augenblick hatte etwas in Laura immer noch gehofft, dass sie nur eine Rolle spielte, um als Alberichs Geisel zu überleben, aber nun sah sie den Triumph und die Arroganz in ihrem Blick und erkannte, dass das falsch war. Angela tat nicht so, als stünde sie auf Alberichs Seite, sie war auf seiner Seite.
»Oh, ihr würdet mir dabei helfen, wieder in mein langweiliges, unerträgliches Leben an der Seite eines Verlierers zurückzukehren«, sagte sie spöttisch. Laura sah, dass jedes Wort Felix wie einen Schlag traf. »Wie gütig von euch.«
Sie griff nach dem Kristall, der um ihren Hals hing, und drückte ihn. »Weißt du, Felix, was ich in den letzten Wochen erfahren habe, nennt man wohl ein Erwachen. Ich habe einen Mann gefunden, den ich über alles liebe ...«
Alberich lächelte, als er das hörte, aber in seinem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck.
»... und gelernt, was wirklich in mir steckt. Ich werde eine Königin sein und du ein Nichts wie dein ganzes Leben lang.«
Felix schluckte, dann räusperte er sich. Trotzdem brach seine Stimme, als er
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