Die Kristallhexe
schimmernder Tentakel aus ihr und kroch über Laub und Wurzeln auf Simon zu.
Das kann nicht sein. Der Schattenlord kann nicht wissen, dass wir hier sind.
Aber er weiß es! Cedric ergriff Simons Arm und zog ihn durch den Wald. Wir müssen zum Strand!
Sie liefen los, sprangen über totes Holz hinweg und halfen einander, wenn einer strauchelte. Der Schleim folgte ihnen, sie spürten, wie der Wald hinter ihnen starb, dann lichtete er sich, und sie sahen die Stelle, an der ihre Körper in der realen Welt warteten. Mit einem Satz landeten sie im Sand.
Beeil dich!, schrie Cedric. Hinter ihm schwappte der Schleim über den Strand.
Simon schloss die Augen. Er spürte Cedrics Berührung, spürte den Sand auf seiner Haut und den Wind auf seinem Gesicht. Ruhig, dachte er. Du findest den Weg zurück. Er ist hier, genau unter deinen Fingerspitzen.
Die Angst fiel von ihm ab. Sein Atem wurde langsamer. Er öffnete die Augen - und starrte in Peddyrs Gesicht. Der Junge wich ebenso erschrocken wie Simon zurück, fing sich aber direkt wieder.
»War das alles?«, fragte er.
»Ja.« Simon drehte sich unwillkürlich um, Cedric ebenso, aber von dem Schleim war nichts mehr zu sehen. Der Wald war grün, der Himmel blau, die Erde braun. So sahen es seine Augen, doch sein Geist wusste es besser.
Er stand auf und klopfte sich den Sand aus der Kleidung. »Vielen Dank für eure Hilfe«, murmelte er geistesabwesend, dann nickte er Cedric zu. Seine Gedanken überschlugen sich.
Sie ließen die Kinder verwirrt zurück, gingen aber nur so weit in den Wald hinein, dass sie nicht mehr verstehen konnten, was er und Cedric sagten. Simon glaubte immer noch den schwarzen Schleim zu sehen und schüttelte sich. Sogar der Gestank schien in der Luft zu hängen.
»Wieso konnte er uns sehen?«, fragte Cedric. Sein Blick flackerte, aber obwohl Simon, wenn auch unabsichtlich, sein Leben riskiert hatte, wirkte er nicht wütend, nur besorgt.
»Weil er viel mächtiger ist, als wir geglaubt haben.« Simon sah sich kurz um, wollte sicherstellen, dass ihnen keines der Kinder gefolgt war. Ein Gerücht wie dieses durfte sich im Lager nicht ausbreiten.
»Ich habe eine Theorie«, fuhr Simon fort. »Ich glaube, dass der Schattenlord während der Zeit, als er in Laura steckte, eine Unmenge von Kräften dazugewonnen hat.«
»Von Laura?«, fragte Cedric zweifelnd.
»Nein, durch Laura.« Simon rang damit, seine Idee in Worte zu fassen. »Durch sie kam er an die Energie einer Ley-Linie heran und zapfte sie an. Vielleicht macht er das sogar immer noch, das kann ich nicht sicher sagen. Aber nach dem, was wir eben gesehen haben, wurde es mich nicht wundern.«
Langsam gingen sie weiter. Simon dachte an die Welt, aus der sie gerade gekommen waren, und an die Präsenz des Schattenlords, die alles überwucherte wie ein bösartiger, tödlicher Pilz.
»Wir können ihn nicht besiegen, oder?«, sagte Cedric plötzlich. Er formulierte es zwar wie eine Frage, schien aber keine Antwort darauf zu erwarten, denn er redete sofort weiter. »Wenn er direkten Zugang zu der Energie einer Ley-Linie hat, dann spielt er so weit über unserer Liga ...« Er sah Simon an. »Wir haben keine Chance gegen ihn.«
Er hatte recht. Die Kräfte, die der Schattenlord demonstriert hatte, waren beeindruckend, sogar überwältigend. Zwei Elfen konnten gegen ihn nichts ausrichten. Aber selbst wenn sie sich im Moment freiwillig isoliert hatten, waren sie nicht allein. Es gab andere wie sie, nicht nur die Sucher, sondern auch die Iolair.
»Er ist mächtig, aber nicht allmächtig«, sagte Simon. »Und einen Vorteil haben wir. Er kann Innistìr nicht verlassen.«
Cedric runzelte die Stirn. »Und wieso ist das ein Vorteil, wenn wir Innistir ebenso wenig verlassen können?«
»Es zwingt uns, den Kampf hier zu suchen, anstatt davonzulaufen.« Simon lächelte mit einem Optimismus, den er nicht spürte. »Es zwingt uns zum Mut.«
»Na toll ...« Cedric sagte nichts weiter auf dem Weg zurück zum Platz. Simon versank in seinen Gedanken, suchte nach Möglichkeiten, den Schattenlord von der Energie der Ley-Linie abzuschneiden oder ihn dazu zu zwingen, mehr Kraft zu vergeuden, als er besaß. Doch ihm fiel nichts ein.
Er wäre beinahe gegen Cedric geprallt, als dieser plötzlich stehen blieb und die Hände in die Hüften stemmte. »Was zum Teufel geht denn hier vor?«
Einen schrecklichen Moment lang befürchtete Simon, der schwarze Schleim sei ihnen in diese Welt gefolgt, doch Cedric klang eher verwirrt als
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska