Die Kristallhexe
bestürzt. Er ging an ihm vorbei und warf einen Blick auf den Platz. Rimmzahn schritt dort in seinem langen weißen Gewand an einer Reihe von Menschen - und einem Elfen - entlang, die vor ihm standen wie Soldaten. Sie waren zu weit weg, um zu hören, was er zu ihnen sagte, bemerkten aber, dass die Gläubigen und auch einige Ungläubige einen Kreis gebildet hatten und ihm zuhörten.
»Wir behalten uns gegenseitig im Auge, okay?«, sagte Cedric, als sie näher kamen. Simon hätte ihn beinahe nach dem Grund gefragt, doch dann fiel ihm wieder ein, dass jemand ihnen nach dem Leben trachtete. Er hatte sich so viele Gedanken über den Schattenlord gemacht, dass ihm das tatsächlich entfallen war.
»Du hattest doch nicht vergessen, dass uns einer umlegen will, oder?«, fragte Cedric, als hätte er seine Gedanken gelesen.
Simon räusperte sich. »Natürlich nicht. Wer könnte so etwas schon vergessen?«
Cedric schüttelte nur stumm den Kopf.
Er hat es tatsächlich vergessen, dachte Cedric. Und so einer ist unser Anführer.
Simon war der Erste Sucher und damit der Einzige der fünf, der mit ihrem Auftraggeber Kontakt aufnehmen konnte, zumindest theoretisch, denn in Innistìr waren sie von ihm abgeschnitten. Seit einiger Zeit fragte er sich, weshalb die anderen nach wie vor darauf beharrten, sich nicht zu offenbaren. Es hätte vieles einfacher gemacht und den Menschen etwas von dem Misstrauen genommen, das den Umgang mit ihnen zu kompliziert gestaltete. Selbst Simon wusste nicht, wer sie waren, und beim letzten Treffen hatte er sie sogar darin bestärkt, ihre Identitäten weiter zu verbergen. Vielleicht bewiesen die Anschläge, dass sein Instinkt richtig gewesen war, aber Cedric fragte sich, ob dieser Vorteil die Nachteile wirklich aufwog.
Er blieb am Rande des Platzes stehen. Zehn Menschen standen vor Rimmzahn, dazu ein Elf, den er nur flüchtig kannte. Er gehörte zu den Iolair und schob ab und zu auf dem Marktplatz Wache. Kein hohes Tier also und damit immer noch nicht genug, um Bricius und die anderen Anführer davon zu überzeugen, welche Gefahr von Rimmzahn und seinen Anhängern ausging.
»... euch erleichtern, unseren Glauben kennenzulernen«, sagte der Schweizer gerade. »Die Friedensengel tragen ein weißes Kopftuch ...«
Er nickte knapp. Die Gläubigen vor ihm nahmen ein weißes Stück Stoff heraus und banden es sich um den Kopf. »... damit ihr sie direkt erkennen könnt. Sie sind in allen Fragen unseres Glaubens bewandert und werden euch gern alles erklären.«
»Ihr seht aus wie eine Putzkolonne!«, rief Cedric. Provozierend bahnte er sich einen Weg durch den Kreis und blieb gut sichtbar für alle stehen. »Wenn ihr Langeweile habt, könnt ihr gern in meiner Hütte aufräumen. Da ist es seit gestern Nacht etwas unordentlich.«
Einige der Umstehenden lachten. Die Gläubigen lächelten freundlich und richteten ihren Blick wieder auf Rimmzahn.
Der Schweizer fuhr fort, als wäre er nicht unterbrochen worden: »Sie werden euch außerdem helfen, wenn ihr etwas braucht, sei es ein wenig Tee oder etwas vom Markt. Und sie werden euch zur Seite stehen, wenn eure Ängste und eure Aggressionen zu viel werden, und euch erklären, wie ihr sie auslöschen könnt ... für immer, sodass sie niemals zurückkehren.«
Und so beginnt es, dachte Cedric. »Und wenn ich mir nicht helfen lassen will?«, fragte er. Sein Blick glitt über die Reihe der »Friedensengel«. Es wunderte ihn nicht, dass Sandra zu ihnen gehörte, aber als er auch Gina, Rudy und Frans dort stehen sah, schluckte er. Es wurden immer mehr.
»Niemand wird gezwungen«, sagte Rimmzahn, aber er beendete den Satz auf eine Weise, die Cedric ahnen ließ, dass er noch nicht dachte, es nur unausgesprochen ließ. Er wusste, dass er ihn nicht weiter provozieren sollte, aber er tat es trotzdem. Die Angst, die er bei der Flucht vor dem Schleim empfunden hatte - obwohl er sich bisher für völlig furchtlos gehalten hatte -, und die Sorge vor dem, was der Schattenlord als Nächstes tun würde, schlugen in Ärger um.
Er streckte das Kinn vor. »Und wie soll ich mir diese Erklärungen vorstellen? Was machen deine dauerbedröhnten Zombies, wenn ich ihnen sage, dass sie sich verpissen sollen?«
Rimmzahn lächelte nun ebenfalls und nickte Sandra zu. »Möchtest du darauf antworten?«
Sie strahlte ihn an, dann trat sie vor und blieb vor Cedric stehen. »Als Erstes möchte ich dir sagen, dass deine Wut wie eine schwarze Wolke über deinem Kopf hängt«, sagte sie mit
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