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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zu bremsen.
    Vertraust du mir etwa, dachte er, oder hoffst du einfach auf das Beste?
    Er beugte sich vor. »Denk doch mal nach, Eroly. Jeder hasst einen Kindermörder. Was, glaubst du wohl, werden die Leute sagen, wenn sie erfahren, dass wir ihn wegen einer Information gefasst haben, die von dir stammt? Ich weiß es. Sie werden sagen: Seht euch diese Eroly an. Sie ist bereit, über ihren Schatten zu springen und den Iolair zu helfen, damit dieses Schwein nicht länger frei herumläuft. Du wirst unantastbar sein.«
    Eroly sah ihn einen Moment lang an, dann begann sie zu lachen. »Du bist sehr überzeugend, Jack, und mir gefällt, wie du denkst.«
    Aber dachte Jack.
    »Aber ich brauche mehr als das von euch, wenn ich euch gehen lassen soll. Ich brauche einen Gefallen.« Ihr Blick glitt zu Deochar. »Irgendwann einmal werde ich dich um etwas bitten. Ich weiß noch nicht, was es sein wird, aber sehr wahrscheinlich wirst du es nicht gern tun. Doch du wirst es tun, ohne zu fragen, ohne zu widersprechen. Einverstanden?«
    Sie streckte die Hand aus. Ihr seidener Morgenmantel rutschte hoch, und Jack sah, dass fremd wirkende Symbole auf ihren Arm tätowiert waren.
    Deochar räusperte sich. »Deine Bedingung gefällt mir nicht. Du solltest froh sein, etwas tun zu können, um den Tod dieses Jungen zu rächen. Doch ich gehe darauf ein.«
    Er stand auf und schüttelte ihre Hand. Dann ergriff auch Jack sie. Ihre Haut war trocken und weich. Ihm fiel auf, dass er nicht sagen konnte, wie alt Eroly war. Zwanzig? Vierzig? Sein Blick glitt von ihr ab, wenn er daran dachte.
    Eroly lächelte. »Der Einzige, der es wagen würde, einen solchen Giftzauber zu verkaufen, ist Noran, sicherlich nicht dieser harmlose alte Mann, den ihr unten angesprochen habt. Noran besitzt eine Schneiderwerkstatt nahe dem Weg zum Fluss, die als Tarnung für seine wirklichen Geschäfte fungiert. Er hat solche Angst, gefasst zu werden, dass er jede Nacht an einem anderen Ort verbringt, deshalb müsst ihr warten, bis er bei Sonnenaufgang sein Geschäft öffnet.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Die Zeit bis dahin könnt ihr gern hier verbringen. Die Getränke und alles, was ihr sonst noch ... verzehren möchtet, gehen aufs Haus.«
    »Danke«, sagte Deochar steif. »Wir werden draußen warten.«
    »Wie ihr wünscht.« Eroly nickte den Männern hinter Jack zu. »Sie werden euch nach draußen begleiten.«
    Kurz bevor der Sack wieder über seinen Kopf gestülpt wurde, streifte Erolys Blick ihn ein letztes Mal. »Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Jack dachte noch über eine Antwort nach, als er abgeführt wurde. Der Weg führte nicht zurück in die Höhle, sondern durch stille Gänge, in denen ihre Schritte widerhallten. Irgendwann stiegen sie eine Treppe hinauf, dann spürte Jack Dreck unter seinen Füßen und kalte Nachtluft auf seinen Händen. Minutenlang wurden sie umhergeführt, vielleicht sogar im Kreis. Schließlich nahmen die Männer ihnen die Säcke ab, warfen ihnen die Waffen vor die Füße und gingen ohne ein weiteres Wort.
    Deochar hob Schwerter und Dolche auf. »Wie es scheint, kannst nicht nur du von mir lernen, sondern ich auch von dir«, sagte er, während er Jack seine Waffen reichte. In seinem Blick las Jack den Respekt, den er so lange vermisst hatte.
    »Keiner kann immer nur der Lehrer sein.« Er steckte seine Waffen ein und warf einen Blick in den Himmel, bevor ihm klar wurde, wie sinnlos das war. Ohne Mond und Sterne konnte er nicht abschätzen, wie lange die Nacht noch dauern würde.
    »Wir haben Zeit, um etwas zu schlafen«, sagte Deochar, als habe er seine Gedanken erraten. »Ich schlage allerdings vor, dass wir dies abwechselnd und in der Nähe des Geschäfts tun. Wir dürfen Noran nicht verpassen.«
    »Ich hoffe nur, dass Eroly uns nicht angelogen hat.«
    »Das glaube ich nicht. Du warst sehr überzeugend.«
    Sie gingen langsam über den Marktplatz. Es gab keinen Grund zur Eile. »Was weißt du über sie?«, fragte Jack nach einer Weile.
    »Nicht viel.« Deochar orientierte sich und betrat dann eine kleine Gasse, die sich zwischen neuen Holzhütten und älteren Häusern aus Stein hindurchwand. »Ihr Name tauchte vor einiger Zeit zum ersten Mal auf, als wir erfuhren, dass die Diebe sich in einer Gilde organisierten. Sie steckte dahinter. Und dann hörten wir immer öfter von ihr, bis das Gerücht über ihr unterirdisches Gasthaus auftauchte. Ich nehme an, dass sie mit einigen Flüchtlingen hierherkam, aber sicher weiß ich das nicht.«
    »Sie ist

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