Die Kristallsaengerin
sonst waren es nur so wenig Mitglieder?
Sie machte sich also daran, das Material zu studieren, obwohl das Einleitungskapitel über den »nie aufhörenden Bedarf des Menschen an Rohstoffen auf seiner Erforschung der Galaxien«
sie in depremierender Weise an die Orientierungspropaganda in der Oberschule erinnerte. Sie mußte sich allerdings nicht lange durch dieses Thema durcharbeiten, sondern kam schon bald an das Kapitel über Spican-Quarz.
Im Zuge einer routinemäßigen Erforschung und taxierenden Untersuchung wurden auch Scorias Planeten erkundet. Ballybran, der einzige mit annehmbarer Atmosphäre und Schwerkraft, zeugte glücklicherweise von Kristall-und Quarzformationen in seinen Bergketten. Ein Team unter der Leitung von Barry Milekey von Trance wurde losgeschickt, und die ersten Befunde der Geologen ließen auf einen Planeten mit ungeheuren Reserven schließen. Eilig wurden Proben zurück zur Sektorforschungsab-teilung geschickt. Ballbran stellte sich als Glückstreffer heraus.
Die erste Kristallprobe, die genau analysiert wurde, ein blauer Porphyrtyp, erwies sich aufgrund Besonderheiten in der Zusam-mensetzung dieses Kristalls als phantastische optische Spei-cherzelle, die Computern praktisch augenblicklichen Zugang zu unvorstellbaren Mengen an Informationen ermöglichte, die in Matrizen von außergewöhnlich kleinen Dimensionen gespeichert waren. Die feinkörnige Synap-senstruktur des Kristalls machte selbst aus einem kleinen (1 cm3) Splitter ein ungeheuren Wortspeicher.
Aber es war Milekeys Entdeckung des sogenannten schwarzen Quarzes — unter normalen Bedingungen weder schwarz noch ein Quarz -, die zu der totalen Revolution der interstellaren Kommunikation führte. Infolge seiner thermalen Charakteristika ist der Schwarze Ballybran ein pigmentierter Bergkristall, der unter natürlichem Licht durchsichtig ist.
Unter bestimmten Formen magnetischer Spannung absorbiert - mangels einer besseren Beschreibung - der Schwarze Ballybran alles Licht und scheint matt schwarz zu werden. Milekey hatte dieses Phänomen bemerkt, als er den ersten Brocken von der Schwarzkristallwand abgeschlagen hatte.
Wieder durch Zufall, während er von den Kristallogra-phen untersucht wurde, entdeckte man die wahren Eigenschaften des Stoffs. Wenn man zwei identische Stücke von Schwarzquarz unter synchronisierte magnetische Induktion setzte, wurde zwischen den Kristallstücken eine Zweiweg-Kommunikationsverbindung hergestellt. Als die Wissenschaftler die Distanz zwischen den Proben vergrößerten, stellte man fest, daß der Schwarzquarz, im Gegensatz zu anderen elektromagnetischen Phänomenen, die Zeitvergrößerung ausschaltet.
Gleichzeitig mit den Laborentdeckungen und den vorge-schlagenen Verwendungsmöglichkeiten der neuen Kristalle trat das erste von mehreren Problemen im Abbau dieser reichen Rohstoffquelle auf. Das erste Untersuchungsteam hatte nur lose Splitter der verschiedenen Kristallarten eingesammelt, beziehungsweise größere Stücke, die bereits von der Hauptader abge-splittert waren. Bei Versuchen, mit gewöhnlichen Kohlenstoff-10
Blättern zu schneiden, war der Kristall zersplittert. Man versuchte es dann mit Laserschneidern, doch sie zerstörten, schmolzen oder beschädigten den Kristall.
Die Angewohnheit eines der Kristallographien, bei der Arbeit zu singen, brachte eine unerwartete Lösung. Dem Mann fiel auf, daß einige Kristallflächen auf seine Stimme resonierten, und er schlug vor, einen Unterschallschneider zu nehmen. Obwohl nicht ganz erfolgreich, brachten Experimente in dieser Richtung die Wissenschaftler schließlich auf den komplizierten Audio-Pick-up, der die zur Regulierung des Blatts nötige Note resonierte, verstärkte und umsetzte.
Sobald das Problem, wie man der Ader makel ose Kristal e abringen konnte, einmal gelöst war, wurde Bal ybran für private Schürfer freigegeben. Während des nächsten Sturmunwetters blieben die Schürfer, die den Warnungen sofort gefolgt waren und das schützende Tal erreicht hat en, unverletzt, die Leichtsinnigen aber fand man nach dem Sturm tot oder wahnsinnig.
Die Stürme, die über die resonanten Kristallketten bliesen, entlockten dem sensitiven Gestein so viele Schallwellen, daß ein ungeschützter Geist zerbrach.
In Anbetracht des unerklärlichen Todes der neun Schür-fer klagten plötzlich alle über vorher nicht beachtete körperliche Beschwerden. Die Meditechs sammelten Berichte über Desori-entierung, Hitze-und Kälteanfälle, Wahrnehmungsstörungen,
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