Die Kristallsaengerin
Sortierhalle, während der Sänger, der von alldem nichts zu bemerken schien, Enthor zornig anstarrte, doch der Sortierer tippte munter Zahlen in einen Computer.
Killashandra fühlte eine Hand auf ihrer Schulter und trat gehorsam beiseite, um Lanzecki ihren Platz neben Enthor freizumachen. Als sei er sich der Gegenwart des Gildemeisters bewußt, tippte Enthor noch einmal die Kristalle an, deren leise Töne in respektvolles Schweigen hineinfielen.
Lanzecki hörte nicht hin, sondern beobachtete die Anzeigen auf den Skalen. Eine Augenbraue zuckte, als die halbe Note erklang und die entsprechenden Ziffern auf dem Display erschienen.
»Weiter kein Problem, Uyad«, meinte Lanzecki und wandte sich ruhig an den Sänger, dessen Gesicht sich gerötet hatte. »Sie haben an dieser Fläche schon lange genug geschnitten, um halbe Töne zu ergänzen. Ich schlage vor, Sie verwahren diesen Satz und füllen ihn zu einer Oktave auf. Es gibt immer einen guten Preis für Pyramiden einer Skala.«
»Lanzecki ... ich muß diesmal weg von diesem Planeten. Ich muß weg! Noch eine Tour in die Ketten überlebe ich nicht ...
nicht, wenn ich mich nicht vorher von diesem verdammten Planeten erholt habe!«
»Es ist doch nur ein Karton, ein Satz, Uyad-vuic-Holm. Nach dem Eingang hier ist Ihre Ladung sehr gut.« Lanzecki hatte den Terminal befragt, während sich Uyads Zorn in Flehen verwandelt hatte. »Ja, ich glaube, es reicht, daß Sie für eine akzeptable Zeit hier wegkommen können. Kommen Sie, ich werde das Sortieren persönlich überwachen.«
Nun passierten mehrere Dinge gleichzeitig: die Arbeits-geräusche im Raum setzten wieder ein; Lanzecki ging mit dem unglücklichen Sänger zu einem anderen Sortierplatz, und Killashandra konnte nicht umhin, das Verhalten des Gildemeisters zu bewundern, das eher ermutigend als herablassend war; und der andere Sortierer kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück. Enthor packte die Ursache für die ganze Aufregung, die sieben Pyramiden, wieder ein, markierte ihren Karton und legte ihn auf eine selten benutzte Rutsche über seinem Kopf. Als er Killashandras nachdenkliche Miene sah, versetzte er ihr einen freundlichen Stoß in die Rippen.
»Immer stetig voran, dann nimmst du auch die größte Last auf die leichte Schulter. Der nächste Karton, meine Liebe.«
Ob stetig voran oder nicht, sie schienen jedenfalls keinen gro-
ßen Eindruck auf den Berg von Kartons zu machen, die darauf warteten, sortiert zu werden. Was einen monotonen Tag interessant machte, war die ungeheure Fülle von Informationen, die ihr Enthor über Kristalle, Klassifizierung, Ton und Verwendung zu-trug. Als er merkte, wie gespannt sie seinen Ausführungen über ihren Wert lauschte, neckte er sie.
»Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, um sich an die Preise zu erinnern, meine Liebe. Die wechseln jeden Tag. Der Wert wird vom Marketing-Büro berechnet, bevor wir mit dem Sortieren anfangen, aber morgen können die Preise schon wieder völlig anders sein. Es reicht mir, wenn ich mich mit einer Seite der Kristalle beschäftigen muß. Den Verkauf überlasse ich anderen.
Ah, was haben wir denn da für eine Schönheit von einem Rosenquarz! Sehen Sie sich nur die Schattierung und den Schnitt an.
Dooths Arbeit, wenn ich mich nicht irre.« Enthor blickte auf den Karton und zwinkerte, um die Linsen zu wechseln. »Nein. Ich kenne seinen Schnitt aus allen heraus.«
»Wieso?« Killashandra beugte sich näher vor, um das Achteck zu betrachten. Es war ein wunderschönes Stück, ein tiefes Blaßrosa mit einem Hauch purpur, aber trotzdem konnte sie Enthors Begeisterung nicht verstehen.
Der Sortierer holte tief Luft, als wollte er es ihr erklären, doch dann atmete er scharf wieder aus.
»Wenn Sie das wüßten, machten Sie mir ja Konkurrenz, nicht?« Er blinzelte wieder und musterte sie mit einem scharf-sinnigen Stirnrunzeln.
»Nicht unbedingt«, gab sie zurück. »Ich ziehe es vor, Kristalle zu singen . .«
Enthor sah von ihr auf das rosa Oktagon. »Ja, Sie würden das vielleicht. Wie auch immer, ich kenne jedenfalls Dooths Schnitt, wenn ich ihn sehe. Wenn - falls - Sie Kristalle schneiden, werden Sie sehen, daß sie so fein, so wundervoll sind.«
Mit beiden Händen legte er den schweren Stein auf die Waag-schalenplatte und fuhr sich mit zwei Fingern über die Lippen, während er beobachtete, wie sich die Zahlen veränderten und dann stehenblieben.
»Ich dachte, Sie hätten gesagt, es gäbe zuviele rosa Kristalle ...«
»Nicht von diesem Gewicht,
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